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Claus Sterneck / Claus in Iceland
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Wolfgang Sterneck
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Pavan w. Ananta:


DER KOSMISCHE ORGASMUS

- Die Partys in Goa -


Der Himmel ist klar. Du kannst die Sterne sehen. Die Mondin scheint voller Schönheit. Du blickst in die Weite des Meeres. Hörst das Rauschen der Wellen. Gehst auf in der Musik. Fließt im Rhythmus. Spürst die Energien, die dich umgeben. Du begreifst, daß du ein Teil des Ganzen bist.

Nachdem über Stunden hinweg getanzt wurde und die Sonne am frühen Morgen aufgeht, kommt es zu einem weiteren Energiesprung. Alle befinden sich in einem Zustand der Trance. Es ist ein Prozeß des Neubeginns, alle spüren tief im Innern die Veränderung und gehen in einem kosmischen Orgasmus auf.

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Goa ist der Name für eine Reihe von Stränden im Südwesten Indiens. Es sind Plätze der Kraft voller Schönheit. Seit den sechziger Jahren treffen sich an bestimmten Strandabschnitten Freaks aus der ganzen Welt. Viele leben dort schon seit mehr als zwanzig Jahren, zum Teil im Dschungel in Einklang mit der Natur. Andere haben sich einen kleinen Platz in der Nähe eines Flusses hergerichtet, an dem sich nicht viel mehr befindet als eine Decke, ein Bild Shivas und ein Shilum.

Techno war ursprünglich in Goa die Musik der RebellInnen, der AussteigerInnen, der schwarzen Schafe. Sie leben wie ein eigner Stamm, ein Cybertribe. Es ist schwer in diesen Stamm aufgenommen zu werden. Sie mustern dich, bevor sie sich auf dich einlassen. Einige von ihnen sind ziemlich elitär, wirken oft ziemlich arrogant und von sich überzeugt. Aber unter ihnen triffst du ständig auf Menschen mit einer besonderen Ausstrahlung.

Die Einheimischen waren anfangs ziemlich abweisend, aber sie haben gemeinsam mit den Freaks gelernt, sich gegenseitig zu akzeptieren und miteinander zu leben. Jedoch kommen immer mehr Idioten, die meinen, sie seien Freaks, nur weil sie aufgehört haben, sich zu duschen. Sie verstehen nicht, daß wirkliche Freiheit auch eine respektvolle Achtung anderer Menschen und der Natur einschließt.

Inzwischen hat sich in Goa jedoch vieles negativ verändert. Die Freiräume werden eingeschränkt, die Polizei wird immer korrupter und die ganze Gegend zunehmend touristisch ausgerichtet. So wurde beispielsweise einer der schönsten Strände von einem japanischen Konzern aufgekauft, der nun dort Nobelhotels bauen läßt.

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Techno kam in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre nach Goa. Manchmal erinnern die Parties an Woodstock. Nicht von der Anzahl der Leute, sondern wegen ihrer inneren Vielfalt, der Offenheit und der Kreativität. Die Menschen, die von allen Teilen des Erdballs kommen, brechen die Grenzen von Staaten und Kulturen auf, um gemeinsam die Musik und die Liebe zu feiern.

Wenn im Laufe der Nacht die Leute anfangen zu tanzen, nimmt die Energie unaufhörlich zu. Es ist keine irdische Situation mehr. Alle sind in sich selbst versunken und im selben Augenblick mit allen anderen und der Natur verbunden. Die Musik wird dann zu einem Weg, der es ermöglicht tief in das Innere zu gehen und gleichzeitig den eigenen Körper zu verlassen. Der trancehafte Tanz wird zu einer Form der Meditation und er ist so sinnlich, daß während der Parties eine tiefe erotische Energie entsteht, die überall spürbar ist. Manchmal fühlst du dich völlig entblößt, als wärest du nackt und deine ganzen Masken fallen. Du hast das Gefühl, daß dich tausend Augen beobachten, aber es stört dich nicht, weil du keinen Schutz mehr brauchst.

Viele Leute sind phantasievoll in bunten Farben gekleidet und tauschen während der Parties mehrfach ihre Kleidung. Sie stellen immer wieder verschiedene Charaktere dar und tanzen zum Beispiel als Magier, Phantasiewesen oder Außerirdische. Es ist eine Zusammenkunft verschiedener Realitäten deren Verknüpfungspunkt die Musik ist.

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Die Parties beginnen etwa um zwei Uhr nachts und gehen meist bis zum Mittag. Manchmal werden sie für einen bestimmten Ort angekündigt, sind dann aber ganz woanders, um die Polizei und die TouristInnen in die Irre zu führen. An manchen Parties nehmen 2.000 bis 3.000 Menschen teil, aber die meisten sind wesentlich kleiner. Es wird jedoch schwerer Parties zu organisieren. Immer wieder überfällt die Polizei Parties, zerstört das Equipment und verfolgt die beteiligten Personen.

Benötigt wird nur ein Generator, eine Anlage und Plattenspieler bzw. zwei oder drei DAT-Recorder, da viele DJs in Goa nicht mit Schallplatten arbeiten. Zumeist werden Tücher aufgehängt, die mit mythischen Symbolen in fluoreszierenden Farben bemalt sind. Die Musikstücke erzählen immer wieder Geschichten ohne Worte zu benutzen. Sie kommen großteils aus Europa und werden dann von den DJs speziell gemixt. Einige Stücke entstehen aber auch in Goa, wobei letztlich kaum jemand der Ursprung der Aufnahmen interessiert, denn die Musik hat ihre Bedeutung in sich selbst und im Zusammenhang mit den Empfindungen während der Parties. Mit der Zeit entwickelte sich aus der speziellen Atmosphäre ein eigener musikalischer Stil, der von Trance- und Acid-Elementen bestimmt ist und eine starke atmosphärische Ausstrahlung hat.

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Techno und der trancehafte Tanz mit seiner ursprünglichen tiefen Energie ist ein Teil eines Kreises, der ganz ursprünglich am Anfang der Zeit beginnt und von den SchamanInnen der alten Stammeskulturen über das Mittelalter mit all den Hexen und ihrer Magie bis zu den Hippies und Freaks und ihrem Ruf nach Frieden, Freiheit und Liebe reicht. Ich sehe lange Entwicklungen vor mir, von ihrem Anfang bis zum Ende. Aber es ist im Grunde kein Ende, es ist ein Kreis der geschlossen wird und auf einer anderen Ebene bis in die Ewigkeit reicht.


Thanks to Pavan & Ananta.


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