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Wolfgang Sterneck:
DIE STIMMEN DER REVOLUTION
- ARBEITER/INNEN- UND WIDERSTANDSLIEDER -
- Musik im Klassenkampf -
- Die Internationale -
- Die Verdrängung der Arbeiterin -
- Der Aufstand der WeberInnen -
- Parteiische Lieder -
- Im Dienste der Revolution -
- Die Freien SängerInnen -
- Lieder für die Partei -
- Musik im antifaschistischen Widerstand -
- Das politische Lied als Zwang -
- Spuren einer Tradition -
Die Durchsetzung des kapitalistischen Wirtschaftssystems führte
zum gesellschaftlichen Gegensatz zwischen der Bourgeoisie, der Klasse
der BesitzerInnen der Produktionsmittel, und dem Proletariat, der
Klasse der abhängig Arbeitenden. Zwangsläufig entwickelte
sich aus den konkreten Lebensbedingungen der ArbeiterInnen besondere
kulturelle Ausdrucksformen.
MUSIK IM KLASSENKAMPF
Im deutschsprachigen Raum entstanden die ersten ArbeiterInnenlieder
um 1830, wobei zumeist die Melodien von bekannten Liedern übernommen
und die Texte verändert bzw. der entsprechenden Situation angepaßt
wurden. Dieses Vorgehen hatte vor allem in den sehr eingeschränkten
oder völlig fehlenden Bildungsmöglichkeiten der ArbeiterInnen
seinen Ursprung. Kinder aus ArbeiterInnenfamilien arbeiteten meist
schon in einem sehr frühen Alter, um zur Versorgung der Familie
beizutragen. Selbst wenn dies nicht der Fall war, bestand oftmals
keine Möglichkeit zur Schule zu gehen, da entsprechende Einrichtungen
nicht vorhanden waren. Dagegen konnte bzw. mußte ein Kind
einer bürgerlichen neben der herkömmlichen Schulausbildung
auch den Umgang mit einem Musikinstrument erlernen. Zwangsläufig
entwickelten sich auf Grund der völlig unterschiedlichen sozialen
Verhältnisse und der daraus folgenden Kenntnisse zwei klassenspezifische
Musikkulturen. Die ArbeiterInnenlieder dienten zur Darstellung der
eigenen Situation, zur Stärkung des Zusammenhalts und nicht
zuletzt auch zur Unterhaltung. Viele der frühen Stücke
beschrieben die Arbeitsbedingungen und das soziale Elend der ArbeiterInnen.
Sie richteten sich entsprechend in der Regel gegen die politische
Unterdrückung und die wirtschaftliche Ausbeutung. Mit dem Aufkommen
eines klassenkämpferischen Bewußtseins rückte die
Forderung nach einer grundlegenden Veränderung der bestehenden
Verhältnisse und die symbolhafte Propagierung einer freien
und gerechten Gesellschaftsordnung in den Vordergrund.
Im Zusammenhang mit der nationalen und internationalen Organisierung
der ArbeiterInnenbewegung in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts
kam es zur Gründung von proletarischen Gesangsvereinen, die
neben bürgerlichen Stücken vor allem ArbeiterInnenlieder
in ihrem Repertoire hatten. Sie erhielten als wichtiger Bestandteil
der proletarischen Kultur während des Verbots von politischen
ArbeiterInnenorganisationen während des Sozialistengesetzes
(1878-1890) eine besondere Bedeutung, indem sie einen Freiraum bildeten
und dazu beitrugen, die organisatorischen Strukturen der Bewegung
aufrecht zu erhalten. Charakteristisch für die Gesangsvereine
war allerdings auch, daß ihnen meist nur Männer angehören
konnten.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, sowie insbesondere nach dem Ersten
Weltkrieg und den folgenden revolutionären Aufständen
kam es zu einer qualitativen Weiterentwicklung der ArbeiterInnenlieder.
In einem größeren Ausmaß hatte sich eine proletarische
Kultur gebildet, die nicht mehr auf die Vorgaben der bürgerlichen
Kultur angewiesen war, sondern ein breites Spektrum von KomponistInnen,
TexterInnen und MusikerInnen hervorgebracht hatte. In dieser Zeit
kam es allerdings auch zur Spaltung der ArbeiterInnenbewegung. Der
radikale Flügel der Bewegung rief zur revolutionären Überwindung
der bestehenden Gesellschaftsordnung auf, während der gemäßigte
reformistische Flügel Veränderungen im Rahmen der bestehenden
Ordnung anstrebte und dabei zunehmend zu einer Stütze des ursprünglich
als unmenschlich abgelehnten Systems wurde. Diese Entwicklung spiegelte
sich zwangsläufig auch in den Liedern der ArbeiterInnenbewegung.
Der Vereinnahmung und inhaltlichen Entschärfung der traditionellen
ArbeiterInnenlieder stand die Entwicklung revolutionärer Kampflieder
gegenüber. Diese stellten die bestehenden sozialen Mißstände
nicht als isolierte Probleme, sondern als zwangsläufiges Ergebnis
der kapitalistischen Gesellschaftsordnung dar. Die Lieder sollten
dazu beitragen, die individuelle Lage eines Arbeiters oder einer
Arbeiterin in einem gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang zu betrachten
und ein revolutionäres Bewußtsein zu entwickeln.
Ebenso wie die politischen Organisationen der ArbeiterInnenbewegung
wurden auch die kulturellen Vereinigungen nach der Machtübernahme
der Nationalsozialisten zerschlagen oder im Sinne der neuen Machthaber
gleichgeschaltet. Während diese vergeblich versuchten, die
traditionellen ArbeiterInnenlieder umgetextet zu vereinnahmen, entstand
im Exil, im Untergrund und in den Konzentrationslagern eine vielfältige
Kultur des Widerstandes, welche unter anderem in einzelnen Liedern
den menschenverachtenden Charakter des Faschismus aufzeigten und
angriffen.
Nach dem zweiten Weltkrieg zeigte sich der Konflikt zwischen den
westlichen kapitalistischen und den östlichen real-sozialistischen
Systemen auch im Umgang mit der Kultur der ArbeiterInnenbewegung.
Die DDR versuchte diese ausschließlich für sich zu beanspruchen,
während in der BRD revolutionäre Inhalte weitgehend unterdrückt
und auch die Lieder der ArbeiterInnenbewegung verdrängt wurden.
Dies änderte sich in der BRD erst, als mit dem Aufkommen der
Außerparlamentarischen Opposition revolutionäre Positionen
wieder offensiv vertreten wurden. In diesem Zusammenhang wurden
auch die ArbeiterInnenlieder wieder aufgegriffen und auf Demonstrationen
und politischen Veranstaltungen gesungen. In Folge kam es zur Bildung
von Musikgruppen, die sich auf die traditionelle ArbeiterInnenkultur
bezogen, sowie zur Gründung von Rockbands, die sich gezielt
an proletarische Jugendliche wanden und in ihren Texten klassenkämpferische
Positionen vertraten. Auch wenn die Entwicklung einer revolutionären
Massenbewegung eine Wunschvorstellung blieb, so veränderte
die Außerparlamentarische Opposition das politische Bewußtsein
großer Teile der Bevölkerung. Dieses Bewußtsein
spiegelte sich in den siebziger Jahren in den neuen sozialen Bewegungen,
die wiederrum in einer Vielzahl politischer Lieder einen kulturellen
Ausdruck fanden.
DIE INTERNATIONALE
Das am weitesten verbreitete Lied der ArbeiterInnenbewegung ist
die Internationale. Bis heute ist sie weltweit ein fester
kultureller Bestandteil der revolutionären Kämpfe um eine
befreiende gesellschaftliche Veränderung. Der Text der Internationale
wurde im Juni 1871 von Eugene Pottier geschrieben. Pierre Degeyter
komponierte die Musik rund siebzehn Jahre später. Die Entstehung
des Textes war eng mit der Pariser Kommune verbunden, die vom März
bis zum Mai 1871 von revolutionären ArbeiterInnen errichtet
wurde. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehörte die Ersetzung
des bürgerlichen Parlamentes durch ein Rätesystem, die
Übernahme einiger Betriebe durch die ArbeiterInnen, die Entmachtung
der Kirche und nicht zuletzt die Einleitung erster Schritte zur
Gleichberechtigung der Frauen. Die bürgerliche französische
Regierung konnte jedoch nach einigen Wochen durch den Einsatz der
Armee die Kommune blutig niederschlagen.
Pottier, der dem Kommunerat angehörte, gelang es, sich in
Paris vor der Armee zu verstecken. In dieser Zeit schrieb er den
Text der Internationale, den er Gustave Lefrancais,
dem Präsidenten des Kommunerates, widmete. Der Begriff Internationale
bezog sich auf die Internationale Arbeiterassoziation, welche als
Zusammenschluß von proletarischen Organisationen 1864 gegründet
wurde. Das vorrangige Ziel war die Organisierung des Proletariates
und letztlich die revolutionäre Beseitigung des Kapitalismus
als entscheidenden Schritt auf dem Weg zu einer klassenlosen Gesellschaft.
In der auf drei Strophen gekürzten deutschen Übersetzung
von Emil Luckhardt (1910), die sich im deutschsprachigen Raum durchsetzte,
heißt es entsprechend in der ersten Strophe: Wacht auf,
Verdammte dieser Erde, die stets man noch zum Hungern zwingt! Das
Recht wie Glut im Kraterherde nun mit Macht zum Durchbruch dringt.
Reinen Tisch macht mit dem Bedränger! Heer der Sklaven, wache
auf! Ein Nichts zu sein, tragt es nicht länger, alles zu werden,
strömt zu hauf! Und im Refrain: Völker, hört
die Signale! Auf, zum letzten Gefecht! Die Internationale erkämpft
das Menschenrecht!.
In der sechsstrophigen Originalfassung, im folgenden übersetzt
von Walter Moßmann und Peter Schleuning, bezog Pottier darüber
hinaus deutlich gegen die Kirche und den Adel Stellung: Es
gibt keinen höheren Retter: Keinen Gott, keinen Cäsar,
keinen Tribun. Werktätige retten wir uns selber! Verordnen
wir das Allgemeinwohl! Grundsätzlich wurde eine gesellschaftliche
Umverteilung des Eigentums verlangt: In den Geldschränken
der Bande ist das, was geschaffen wurde, zu Geld geworden. Wenn
das Volk beschließt, daß ihm zurückgegeben werden
muß, will es nur haben, was ihm gehört. Zudem wurde
über die Internationale dazu aufgerufen, sich den
Kriegen entgegenzustellen, die durch die Machtgier der Herrschenden
ausgelöst werden: Die Könige benebeln uns mit Qualm,
Friede zwischen uns, Krieg den Tyrannen! Wenden wir den Streik an
in den Armeen. Gewehrkolben nach oben, sprengen wir das Glied!
In einem größeren Rahmen begann die Verbreitung der
Internationale um 1900. In verschiedenen Übersetzungen
wurde das Stück zur internationalen Hymne der revolutionären
Kämpfe der ArbeiterInnenbewegung. Entsprechend ernannten es
die Bolschewiki nach der siegreichen sozialistischen Oktoberrevolution
zur Staatshymne der Sowjetunion. Im Zuge der von Stalin eingeleiteten
rückschrittlichen Entwicklungen wurde die Internationale
jedoch 1943 durch eine neue Nationalhymne ersetzt. In dieser wurde
gemäß der politischen Veränderungen Stalin in den
Vordergrund gestellt und anstatt der internationalistischen einer
nationalen Sichtweise vorrangige Bedeutung zugemessen.
DIE VERDRÄNGUNG DER ARBEITERIN
Die Arbeiterinnen waren und sind einer zweifachen Unterdrückung
ausgesetzt. Zum einen auf Grund ihrer Klassenzugehörigkeit,
zum anderen wegen ihres Geschlechts. Kennzeichnend für das
19. Jahrhundert war eine völlige materielle und soziale Abhängigkeit
der Frau vom Mann. Dies galt auch für die Frauen, die neben
der Hausarbeit und der Kindererziehung in den Fabriken arbeiteten
und damit einer selbstzerstörenden Doppelbelastung ausgesetzt
waren. Generell bestanden für die Arbeiterinnen noch weniger
kulturelle Bildungs- und Entfaltungsmöglichkeiten als für
Arbeiter. In den proletarischen Organisationen, auch in den revolutionären,
wurde die gesellschaftliche Unterdrückung auf den Gegensatz
zwischen Kapital und Arbeit reduziert und die patriarchale Unterdrückung
der Frau entweder völlig ignoriert oder als Nebenwiderspruch
abgetan.
Zwangsläufig waren auch die proletarischen Gesangsvereine,
denen lange nur Männer angehören konnten, und die Lieder
der ArbeiterInnenbewegung von patriarchalen Strukturen und Inhalten
geprägt. Da die Lieder der ArbeiterInnenbewegung fast ausschließlich
von Männern geschrieben wurden, kam in ihnen auch eine spezifisch
männliche Sicht zum Ausdruck. Arbeiterinnen als solche waren
in den Texten nicht existent, fast ausschließlich wurde von
Arbeitern, Brüdern und Genossen gesprochen. Dies war keineswegs
nur auf die vorgegebene patriarchale Sprache oder die Anpassung
der Wortwahl an eine melodische Rhythmik zurückzuführen,
sondern zeigte deutlich das fehlende Bewußtsein der Männer
für die Unterdrückung der Frau.
Zu den wenigen Liedern, welche die Situation von Frauen darstellten,
gehört das bezeichnender Weise von einem Mann (Thomas Hood)
geschriebene Lied vom Hemde, welches die Arbeit einer
Handnäherin beschreibt. Mit Fingern, müde und schwer,
mit schwindelndem, brennendem Hirn saß einsam ein Weib in
zerrissenen Gewand und schaffte mit Nadel und Zwirn. - Nähn,
nähn, nähn. Beim Morgen- und Abendrot! Und
was ist der Lohn? Ein Bett voll Stroh, eine trockene Rinde Brot.
Ein morscher Tisch, ein zerbrochener Stuhl und die kalte steinerne
Flur. Und dort an der Wand, wo die Lampe brennt, als Schmuck mein
Schatten nur!
Das von einer unbekannten Autorin gedichtete Lied der Arbeiterinnen
wurde erstmals im späten 19. Jahrhundert in einem Liederbuch
abgedruckt. Es beginnt mit einer Beschreibung des Arbeitsalltages:
Wir müssen schaffen früh am Morgen bis spät
die Nacht herniedersinkt, sodann uns in des Hauses Sorgen noch neue
Last und Mühe winkt. Für uns keine Ruhen gibts,
kein Rasten, ist schwer des Mannes Bürde schon, mißt
man uns doppelt zu die Lasten und obendrein um schlechtern
Lohn. Um diesen Zustand zu verändern wurden allerdings
keine frauenspezifische Forderungen aufgestellt oder eine eigenständige
Organisation angestrebt, sondern die Einbeziehung in den Kampf der
Männer um gesellschaftliche Veränderung gefordert. Sprecht
nicht vom Schwächeren Geschlechte! Sind wir zur
Arbeit stark genug, sind wir auch stark, für unsre Rechte
uns einzureihn dem Kämpferzug. Ihr Männer, eilt
uns Raum zu geben! Gemeinsam werden wir bezwingen, das Elend, das
in Bann uns schlägt!
DER AUFSTAND DER WEBER/INNEN
Die Industrielle Revolution und die Etablierung des kapitalistischen
Wirtschaftssystems führte zu einer Verelendung großer
Teile der Bevölkerung und zu einer völligen Abhängigkeit
der ArbeiterInnen von einzelnen Kapitalisten. In der frühen
Entwicklungsphase des Kapitalismus hatten die ArbeiterInnen keine
andere Wahl als vielfach bis zu sechzehn Stunden täglich in
den Fabriken für einen minimalen Lohn zu arbeiten, um zumindest
nicht zu verhungern. Da auf Grund der hohen Arbeitslosigkeit widersprechende
ArbeiterInnen sofort entlassen und durch neue ersetzt werden konnten,
sowie Organisationen, welche die Interessen der ArbeiterInnen vertraten,
bestenfalls in Ansätzen bestanden, war es den KapitalistInnen
sogar möglich, die Löhne nachträglich zu senken.
Diesen Bedingungen waren auch die schlesischen WeberInnen ausgesetzt.
In mühevoller und langwieriger Handarbeit arbeiteten ganze
Familien an einzelnen Produkten, die dann an GroßhändlerInnen
und FabrikantInnen weiterverkauft wurden. Um ihren Profit ständig
zu erhöhen, senkten diese mehrfach den Kaufpreis, so daß
die abhängigen WeberInnen ständigem Hunger ausgesetzt
waren und in einfachsten Barackenwohnungen leben mußten. Im
Juni 1844 führten diese Bedingungen zu einem Aufstand. Die
WeberInnen versammelten sich vor dem Haus des Fabrikanten Zwanziger,
der als besonders unmenschlich galt, sangen Lieder und riefen Parolen.
In einem zeitgenössischen Bericht wurde dies wie folgt beschrieben:
Ein Gedicht, nach der Volksmelodie: Es liegt ein Schloß
in Österreich abgefaßt und von den Webern gesungen,
war gleichsam die Marseillaise [Hymne der französischen
Revolution] der Notleidenden. Sie sangen es zumal vor Zwanzigers
Haus wiederholt ab. Einer ward ergriffen, ins Haus genommen, durchgeprügelt
und der Ortspolizei überliefert.(1)
Bald darauf kam es zum Sturm auf das Haus: Endlich trat der
Strom über seine Ufer. Eine Schar Weber erschien in Nieder-Peterswaldau
und zog auf ihrem Marsche alle Weber aus den Wohnungen rechts und
links an sich. Die Weber rückten so auf das neue Zwanzigersche
Wohngebäude los. Sie forderten höheren Lohn und ein Geschenk!
Mit Spott und Drohen schlug mans ihnen ab. Nun dauerte es
nicht lange, so stürmte die Masse ins Haus, erbrach alle Kammern
und zertrümmerte alles, drang ins Packhaus und stürzte
die Waren und Vorräte zum Fenster hinaus, wo sie zerrissen
oder an die Umstehenden verteilt wurden. Zwanziger flüchtete
in Todesangst. (...) Die Rebellion wurde jedoch bald niedergeschlagen.
Preußische Truppen verübten ein Massaker unter den weitgehend
unbewaffneten Aufständischen. Überlebende, die nicht flüchten
konnten, wurden teilweise schon wegen des Singens von Liedern verhaftet
und inhaftiert.
Das vor dem Haus gesungene Lied trug den Titel Das Blutgericht.
Es beschrieb die soziale Situation der WeberInnen und die Verantwortlichen
für deren Elend. Hier wird der Mensch langsam gequält,
hier ist die Folterkammer, hier werden Seufzer viel gezählt,
als Zeugen von dem Jammer. Die Herren Zwanziger, die Henker sind,
die Dierig, ihre Schergen, davon ein jeder tapfer schindt,
anstatt was zu verbergen. Ihr seid die Quelle aller Not, die hier
den Armen drücket, ihr seids, die ihm das trockne
Brot noch vom Munde rücket. Weiter hieß es: Was
kümmerts euch, ob arme Leut Kartoffeln kauen müssen,
wenn ihr nur könnt zu jeder Zeit den besten Braten essen? Kommt
nun ein armer Webersmann, die Arbeit wird besehen, findt sich
der kleinste Fehler dran, wirds ihm gar schlecht ergehen.
Erhält er dann den kargen Lohn, wird ihn noch abgezogen, zeigt
ihm die Tür mit Spott und Hohn, kommt ihm noch nachgeflogen.
In der letzten Strophe wurde die vage Hoffnung ausgedrückt,
daß die AusbeuterInnen ihren Reichtum verlieren werden, allerdings
ohne konkrete Möglichkeiten der Rebellion bzw. einer Organisierung
der WeberInnen aufzuzeigen. Oh! Euer Geld und euer Gut, das
wird dereinst zergehen, wie Butter an der Sonne Glut - wie wirds
um euch dann stehen?
PARTEIISCHE LIEDER
Im Mai 1863 kam es zur Gründung des Allgemeinen Deutschen
Arbeitervereins (ADAV), der ersten ArbeiterInnenorganisation im
deutschsprachigen Raum, die einen überregionalen Einfluß
erlangte. Der ADAV strebte eine Reformierung des bestehenden Systems
an, um die soziale Stellung des Proletariats zu verbessern, jedoch
ohne die herrschende Ordnung in ihrer Gesamtheit überwinden
zu wollen. Er gilt heute als der direkte Vorläufer der sozialdemokratischen
Organisationen. Der Dichter Georg Herwegh textete zur Gründung
des ADAV das Bundeslied, in dem, wie in vielen anderen
Stücken aus dieser Zeit, die Beschreibung der sozialen Situation
der ArbeiterInnen am Anfang stand. Und du ackerst und du säest,
und du nietest und du nähst und du hämmerst und du spinnst,
sag, oh Volk, was du gewinnst? Wirkst am Webstuhl Tag und Nacht,
schürfst in Erz- und Kohlenschacht, füllst das Überflusses
Horn, füllst es hoch mit Wein und Korn. Doch wo ist dein Mahl
bereit? Doch wo ist dein Feierkleid? Wo ist dein warmer Herd? Wo
ist dein scharfes Schwert? Abgeleitet aus der sozialen Situation
wurde gleichermaßen die Möglichkeit und die Notwendigkeit
des Widerstandes: Mann der Arbeit aufgewacht und erkenne deine
Macht! Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will!
Brecht das Doppeljoch entzwei! Brecht die Not der Sklaverei! Brecht
die Sklaverei der Not! Brot ist Freiheit, Freiheit Brot!
Nur ein Jahr nach der Gründung des ADAV wurde das Bundeslied
durch die Arbeitermarseillaise ersetzt, da es nach Meinung
des Vorstandes die gemäßigte Ausrichtung der Vereinigung
genauer ausdrückte. Bezeichnend war unter anderem, daß
das soziale Elend der ArbeiterInnen nicht mit der Ausbeutung durch
die herrschende Klasse erklärt wurde, sondern mit dem angeblichen
Unverstand der Massen. Darüber hinaus wurde in
Formulierungen wie aus geistiger Schmach das Vaterland zu
erretten die nationale bis potentiell nationalistische Ausrichtung
des ADAV deutlich, welche teilweise bis in die Gegenwart sozialdemokratische
Parteien prägt und unter anderem zur Bewilligung der deutschen
Kriegskredite für den imperialistischen ersten Weltkrieg führte.
Nicht zuletzt fand in der Arbeitermarseillaise auch
die patriarchale Ausrichtung der Organisation auf ihren Gründer
Ferdinand Lassalle in der Formulierung Der Bahn, der kühnen,
folgen wir, die uns geführt Lassalle einen Niederschlag.
Die 1869 gegründete Sozialdemokratische Arbeiterpartei Deutschlands
(SDAP) grenzte sich von den reformistischen Inhalten des ADAV ab,
orientierte sich an den Lehren von Karl Marx und Friedrich Engels
und propagierte den internationalen Klassenkampf. Auch die SDAP
hatte mit dem von Johannes Most geschriebenen Stück Die
Arbeitsmänner ein Parteilied. Der Text entsprach gleichermaßen
einer anklagenden Beschreibung der sozialen Verhältnisse und
einem revolutionären Bekenntnis. Das Stück beginnt mit
einer Auflistung von Fragen, wie Wer schafft für andere
Schätze, Bequemlichkeit und Pracht?, die auf die wirtschaftliche
Ausbeutung hinweisen. Darauf aufbauend wird in den späteren
Strophen unmißverständlich dazu aufgerufen, die herrschende
Ordnung zu stürzen, um die klassenlose Gesellschaft zu errichten.
Ihr habt die Macht in eueren Händen, wenn ihr nur einig
seid. Drum haltet fest zusammen, dann seid ihr bald befreit. Dann
siegt ihr, Arbeitsmänner, das Proletariat!
Trotz der unterschiedlichen Ausrichtung der beiden Organisationen
kam es 1875 zu einem Zusammenschluß. Ein entscheidender Grund
hierfür war die reaktionäre Politik der Staatsregierung
unter Bismarck, welcher die ArbeiterInnenparteien geschlossen entgegen
treten wollten. Die Staatsmacht wiederum versuchte die ArbeiterInnenbewegung
zu schwächen, indem sie ihr einige Zugeständnisse machte,
insbesondere im Rahmen der Einführung der sozialen Gesetzgebung,
die aber im Grunde nur den eigentlichen Charakter des bestehenden
Systems verschleiern sollten. Zumeist gingen die staatlichen Organe
jedoch äußerst repressiv gegen die ArbeiterInnenbewegung
vor. Dies galt vor allem für die Zeit von 1878 bis 1890, als
durch das Sozialistengesetz politische Aktivitäten
der ArbeiterInnenbewegung untersagt wurden. Während dieses
Verbots erlangten die proletarischen Gesangsvereine eine besondere
Bedeutung. Nach außen gaben sie sich als unpolitische oder
gar staatstragende Vereinigungen, tatsächlich waren sie jedoch
ein entscheidender Faktor für den Zusammenhalt der verbotenen
Organisationen und wurden als Tarnung für illegale Treffen
genutzt.
Auch nach Aufhebung des Sozialistengesetzes war die
ArbeiterInnenbewegung bzw. insbesondere die neu formierte Sozialdemokratische
Partei Deutschlands (SPD) staatlichen Repressionsmaßnahmen
ausgesetzt. Schon das Singen politischer Lieder konnte zu einer
Verhaftung führen. In einer Zeitungsnotiz aus dem Jahre 1896
wurde ein entsprechender Vorgang beschrieben, der zur Verhängung
einer zweimonatigen Gefängnisstrafe und zu Geldbußen
führte: Der Dreher Horsch sang eines Tages zum Spiel
des Leierkastens ein sozialdemokratisches Lied und verkaufte den
gedruckten Text. Das fiel dem Drehorgelspieler Begseck auf und er
beauftragte deshalb den Schankwirt Buchwald, das Lied zu besorgen.
Daraufhin sind alle drei angeklagt: Horsch wegen Aufreizung zur
Gewalttat, die anderen beiden wegen Beihilfe. Die Verhandlung fand
wegen des Inhalts des Liedes unter Ausschluß der Öffentlichkeit
statt.(2)
IM DIENSTE DER REVOLUTION
Während des ersten Weltkriegs führten die Auseinandersetzungen
zwischen den einzelnen Flügeln der deutschen ArbeiterInnenbewegung
und deren unterschiedliche Einschätzung des Krieges zu einer
organisatorischen Spaltung. Der revolutionäre Flügel trennte
sich von der SPD und organisierte sich später in der Kommunistischen
Partei Deutschlands (KPD), deren Ziel die Errichtung eines sozialistischen
Staates nach dem Vorbild der Sowjetunion war. Der in der SPD verbliebene
reformistische Flügel unterstützte dagegen die Errichtung
eines parlamentarischen Systems auf der Grundlage einer kapitalistischen
Wirtschaftsordnung. Die Auseinandersetzungen gipfelten 1919 im Spartakusaufstand
revolutionärer ArbeiterInnen, die für den Aufbau einer
sozialistischen Republik eintraten. Die Parteispitze der SPD verbündete
sich jedoch mit reaktionären Kräften innerhalb des Militärs
und schlug die Revolution blutig nieder.
Die organisatorische Spaltung prägte die ArbeiterInnenbewegung
in der Weimarer Republik und fand auch in der Musik einen deutlichen
Niederschlag. Während die sozialdemokratischen MusikerInnen
weitgehend auf Lieder mit einem systemkritischen Inhalt verzichteten,
richteten die revolutionären Kräfte die Musik völlig
dem Ziel der Gesellschaftsveränderung aus. Der Komponist Hanns
Eisler schrieb dazu: Die Musik hat, genauso wie jede andere
Kunst, einen bestimmten gesellschaftlichen Zweck. Von der bürgerlichen
Gesellschaft wird sie vor allem als Erholung, zur Wiederherstellung
der Arbeitskraft und zur Einschläferung, zur Verdummung benutzt.
Die Arbeitermusikbewegung muß sich über die neue Funktion
der Musik, das sind: Aktivierung zum Kampf und politische Schulung,
klar werden. Dies bedeutet, daß sämtliche Musikformen
und die Technik der Musikstücke aus dem eigentlichen Zweck,
das ist der Klassenkampf, entwickelt werden müssen.(3)
Die Lieder von Hanns Eisler gehören bis heute zu den am meisten
gespielten Kompositionen der ArbeiterInnenbewegung. Ausgangspunkt
seiner Arbeiten war die marxistische Geschichtslehre, der Historische
Materialismus, auf deren Basis Eisler die gesellschaftliche Funktion
der Musik analysierte. Musik ist die Organisation von Tönen.
Die Ordnung der Töne spiegelt wider die gesellschaftliche Situation.
Eine Veränderung der Produktionsmethoden, eine Veränderung
der Klassenstruktur bewirkt auch eine Veränderung der Organisationsmethoden
der Töne.(4)
Ausgehend von Erfahrungen der proletarischen SängerInnenbewegung
schuf Eisler in Zusammenarbeit mit dem Schriftsteller Bertolt Brecht
ab 1930 eine Vielzahl sogenannter Kampflieder. Vorrangige Funktion
dieser Stücke war die massenwirksame Vermittlung revolutionärer
Inhalte. Charakteristisch waren deshalb eingängige Melodien,
sowie ein zugespitzter und leicht wiederholbarer Text. Dabei wurden
der Refrain, der die inhaltliche Grundaussage parolenhaft zusammenfaßte
und gleichzeitig den musikalischen Höhepunkt bildete, sowie
die einzelnen Strophen zumeist auf jeweils vier Zeilen beschränkt.
Eine wesentliche Voraussetzung für den Vortrag eines Kampfliedes
sahen Eisler und Brecht in der Auseinandersetzung der SängerInnen
mit der inhaltlichen Aussage bzw. in der Unterstützung der
grundlegenden politischen Haltung.
Eines der bekanntesten Kampflieder ist das Solidaritätslied
aus dem 1931 erstmals aufgeführten proletarisch-revolutionären
Spielfilm Kuhle Wampe. Darin hieß es: Auf,
ihr Völker dieser Erde, einigt Euch in diesem Sinn: daß
sie jetzt die euere werde und die große Nährerin. Vorwärts,
und nicht vergessen, worin unsre Stärke besteht! Beim Hungern
und beim Essen, vorwärts, nie vergessen, die Solidarität!
- Schwarzer, Weißer, Brauner, Gelber, endet eure Schlächterein.
Reden erst die Völker selber, werden sie schnell einig sein.
Vorwärts, und nicht vergessen... - Proletarier aller Länder
einigt euch und ihr seid frei. Eure großen Regimenter brechen
jede Tyrannei! - Vorwärts, und nie vergessen, und die Frage
konkret gestellt. Beim Hungern und beim Essen: Wessen Morgen ist
der Morgen? Wessen Welt ist die Welt?
Das ebenfalls von Eisler und Brecht geschriebene Stück Resolution
der Kommunarden nahm einen zeitgemäßen Bezug auf
die Forderungen der Pariser Kommune: In Erwägung, daß
da Häuser stehen, während ihr uns ohne Bleibe laßt,
haben wir beschlossen, jetzt dort einzuziehen, weil es uns in unseren
Löchern nicht mehr paßt. - In Erwägung, daß
ihr uns dann eben mit Gewehren und Kanonen droht, haben wir beschlossen,
nunmehr schlechtes Leben mehr zu fürchten als den Tod! - In
Erwägung, daß wir der Regierung nicht mehr traun,
haben wir beschlossen, unter eigner Führung uns nunmehr
ein gutes Leben aufzubaun. - In Erwägung: Ihr hört
auf Kanonen, andre Sprachen könnt ihr nicht verstehn,
müssen wir dann eben, ja das wird sich lohnen, die Kanonen
auf euch drehn!
Einen neuen Weg schlugen Eisler und Brecht mit dem als Lehrstück
konzipierten Chorwerk Die Maßnahme ein, das erstmals
1930 in Berlin von einem Massenchor und vier Schauspielern aufgeführt
wurde. Inhaltlich beschrieb das Stück die Notwendigkeit einer
an objektiven Kriterien ausgerichteten Analyse und eines daraus
abgeleiteten Vorgehens. Auf Grund der revolutionären Aussage
und des offenen Bekenntnises für den Kommunismus verboten die
staatlichen Behörden mehrere Aufführungen. Musikalisch
wurden die Prinzipien des von Brecht entwickelten Epischen Theaters
auf die Musik bzw. auf den Gesang übertragen. Eisler schrieb
dazu: Vor allem muß man brechen mit einem für einen
Gesangsverein typischen schönen Vortrag. Anzustreben
ist ein sehr straffes, rhythmisches, präzises Singen. Der Sänger
soll sich bemühen, ausdruckslos zu singen, daß heißt
er soll sich nicht in die Musik einfühlen wie bei einem Liebeslied,
sondern er soll seine Noten referierend bringen, wie ein Referat
in einer Massenversammlung, also kalt, scharf und schneidend. Vor
allem ist anzustreben nicht gefühlvolle Darstellung, sondern
deutliche. Der Text muß in jedem Moment von sämtlichen
Zuhörern verstanden werden können. Sehr wichtig ist, daß
die Sänger den Text nicht als selbstverständlich annehmen,
sondern in den Proben diskutieren. (...)(5)
DIE FREIEN SÄNGER/INNEN
Der 1908 gegründete Deutsche Arbeiter-Sängerbund (DAS)
bildete den organisatorischen Zusammenschluß der proletarischen
SängerInnen. In den zwanziger Jahren waren in ihm durchschnittlich
300.000 SängerInnen und 20.000 Chöre zusammengeschlossen.
Inhaltlich war er von den Positionen der SPD geprägt, was sich
unter anderem in der Auswahl des Repertoires widerspiegelte. Dieses
orientierte sich bezeichnender Weise zunehmend an bürgerlichen
Kulturvorstellungen und schloß unter anderem auch christliche
Choräle ein, während auf tagespolitische Ereignisse nur
noch in Ausnahmefällen eingegangen wurde. Zwangsläufig
führte diese Ausrichtung zu einer schleichenden Entpolitisierung,
die von den revolutionären Gruppen immer wieder scharf angegriffen
wurde. Bereits zwei Jahre nach der Gründung des DAS hatte der
Soziologe Max Weber die Gefahr einer derartigen Entwicklung beschrieben:
Ein Mensch, der täglich gewohnt ist, gewaltige Empfindungen
aus seiner Brust durch seinen Kehlkopf herausströmen zu lassen,
ohne irgendeine Beziehung zu seinem Handeln, ohne daß also
die adäquate Abreaktion dieses ausgedrückten mächtigen
Gefühls in entsprechend mächtigen Handlungen erfolgt -
und das ist ein Wesen der Gesangvereinskunst - das wird ein guter
Staatsbürger im passiven Sinne des Wortes. Es ist kein
Wunder, daß die Monarchen eine so große Vorliebe für
derartige Veranstaltungen haben.(6)
Die anarchistisch orientierten Chöre gehörten zu den
ersten, die sich vom DAS abgrenzten und in lokalen Verbänden,
wie zum Beispiel der Freien Sänger-Gemeinschaft Rheinland Westfalen,
zusammenschlossen. Zumeist standen sie der Freien Arbeiterunion
Deutschlands (FAUD) nahe, einer anarcho-syndikalistischen Organisation,
die den Aufbau revolutionärer, dezentral strukturierter Gewerkschaftsgruppen
propagierte. Ihr Ziel war die Errichtung eines freiheitlichen Sozialismus
auf der Grundlage einer Förderation unabhängiger Zusammenschlüsse.
Während ihrer Hochphase am Anfang der zwanziger Jahre besaß die FAUD rund 150.000 Mitglieder.
Innerhalb der anarchistisch ausgerichteten Gruppen und Organisationen
war keineswegs ein gleichförmiges Kunstverständnis vorhanden.
Teilweise bestand, ausgehend von einer generellen Ablehnung aller
gängigen Kunstströmungen, die als ein Produkt autoritärer
Gesellschaftssysteme verstanden wurden, die Forderung nach einer
streng am proletarischen Alltag ausgerichteten Kunst. Andere Positionen
propagierten eine völlige Neudefinition und Neuentwicklung
der kulturellen Praxis. Die wohl am weitesten verbreitete Position
besagte jedoch, daß es weniger um die Durchsetzung einer proletarischen
oder einer avantgardistischen als vielmehr um die Entwicklung einer
allgemeinen Menschheitskultur gehe, die sich auch auf
die klassischen Werke vergangener Epochen bezieht. Der anarchistische
Dichter Erich Mühsam schrieb in diesem Zusammenhang: Es
wird niemals eine proletarische Kultur geben; denn daß es
das Proletariat gibt, ist an und für sich eine Kulturwidrigkeit,
und aller proletarischer Kampf, der auf eine neue Gesellschaftsordnung
abzielt, kann nur den Sinn haben, diese abscheuliche Kulturwidrigkeit
aus der Welt zu schaffen und die klassenlose Menschengemeinschaft
an ihre Stelle zu setzen.(7)
Den Chören der Freien Sänger-Gemeinschaft gehörten
bis zu hundert SängerInnen an. Bei großen öffentlichen
Auftritten traten oft mehrere Chöre zusammen auf, so daß
an einigen Konzerten mehrere hundert SängerInnen teilnahmen.
Neben den traditionellen revolutionären Liedern der ArbeiterInnenbewegung
wurden neu komponierte Stücke gesungen, die von einer libertären
Perspektive ausgehend auf die gesellschaftlichen Entwicklungen eingingen.
Allerdings fand das veränderte Verhältnis zur Kultur in
der Regel keinen Niederschlag im musikalischen Aufbau der Lieder.
Die KomponistInnen orientierten sich zumeist an den traditionellen
Strukturen und suchten nicht nach neuen Ausdrucksformen. Zudem blieb
entgegen der anarchistischen Ablehnung eines hierarchischen Aufbaus
in fast allen Chören die Position des Chorleiters bzw. des
Dirigenten bestehen.
Die Zeitschrift Der Syndikalist beschrieb 1929, in
einer für die damaligen revolutionären Zeitschriften charakteristischen
Weise, den Auftritt der Volkskunstgemeinschaft Wedding in Düsseldorf.
Ein Erlebnis von seltener Schönheit. Ein proletarisches
Orchester opfert Zeit und Geld, verläßt die Frontstätte
der Fabrik und fährt 500 km weit, um in selbstloser Weise proletarische
Kulturarbeit zu leisten, um am Montag dann schon wieder in die Tretmühle
zu gehen... Erschien das geflügelte Wort Die Kunst dem
Volke uns bisher oft als eine Phrase, so finden wir diese
Forderung in dieser Gemeinschaft lebendig verkörpert. Musikliebende,
geweckte Proletariersöhne und -töchter haben sich unter
der Leitung ihres Kameraden und Bildners Erwin Kleist zu einer Orchestergemeinschaft
vereinigt, die in jahrelangen sozialistischen Ringen und opferreicher
Arbeit es zu einer beispiellosen Beherrschung musikalischen Könnens
gebracht hat.(8) Besonders betont wurden die im Vergleich
zu bürgerlichen Konzerten sehr niedrigen Eintrittspreise: Infolge
der unerschwinglichen Eintrittspreise sind alle wahren Kunststätten
bisher dem Proletariat verschlossen geblieben. Die Volksgemeinschaft
Wedding hat einen dicken Strich unter diese kulturelle Schande gezogen.
Ein Jahresabonnement im Preise von 1,50 M berechtigt zum Besuch
von vier Konzerten. Der Wert einer solchen kulturellen Arbeit ist
nicht andeutungsweise zu schätzen.
LIEDER FÜR DIE PARTEI
Zur einflußreichsten revolutionären Kraft in der Weimarer
Republik wurde die 1918 gegründete Kommunistische Partei Deutschlands
(KPD). Ihre theoretische Ausrichtung basierte auf den Lehren von
Karl Marx und Friedrich Engels, welche aus ihrer Geschichtsanalyse
die Notwendigkeit und die Zwangsläufigkeit einer proletarischen
Revolution gegen das kapitalistische System ableiteten. Die kommunistische
Partei soll dabei als Vorhut des Proletariates die Führungsrolle
übernehmen und nach der siegreichen Revolution den Aufbau des
sozialistischen Staates einleiten, der letztlich in eine klassenlose
kommunistische Gesellschaft übergeht, in der Ausbeutung und
Unterdrückung überwunden sind. Die KPD war jedoch schon
bald nach ihrer Gründung von grundlegenden Widersprüchen
geprägt. So begab sich die Partei in ein Abhängigkeitsverhältnis
zur Sowjetunion, was zu einer kritiklosen Übernahme der Vorgaben
der KPdSU führte. Innerhalb der KPD spiegelten sich trotz des
revolutionären Anspruchs in vieler Hinsicht bürgerliche
Gesellschaftsstrukturen, wobei kritische Ansätze unterdrückt
wurden. Darüber hinaus widersprach der hierarchische Parteiaufbau
und die autoritäre Fixierung auf einen Parteivorsitzenden völlig
den Grundgedanken eines befreienden Kollektivismus.
Das Kunstverständnis der KPD basierte auf den im Marxismus
wurzelnden Theorien des sowjetischen Revolutionsführers Lenin.
Dieser forderte schon 1905 als Mitglied des revolutionären
Flügels der russischen Sozialdemokratie am Beispiel der Literatur
eine bewußte und offene Parteilichkeit für die proletarische
Revolution bzw. für die revolutionäre Partei der ArbeiterInnenklasse.
Die künstlerischen Werte sollten gleichermaßen grundlegende
kommunistische Positionen wiedergeben und auf tagespolitische Ereignisse
eingehen. Entschieden verurteilte Lenin eine am Profit ausgerichtete
Kunst, sowie ein Kunstverständnis, welches die Kunst als Selbstzweck
ansieht. Dem künstlichen Trugbild einer angeblich freien Kultur
in der bürgerlichen Gesellschaft stellte er die Theorie einer
wirklich freien, da dem Ziel einer freien Gesellschaft verbundenen
Kultur gegenüber. Die Freiheit des bürgerlichen
Schriftstellers, Künstlers, Schauspielers ist nur die maskierte
Abhängigkeit vom Geldsack, von der Besprechung, von der Bezahlung.
Und wir Sozialisten entlarven diese Heuchelei, reißen diese
lügnerischen Aushängeschilder herunter - nicht um eine
klassenlose Kunst zu erhalten (das wird erst in der sozialistischen,
klassenlosen Gesellschaft möglich sein), sondern nur um der
heuchlerisch-freien, in Wirklichkeit aber mit der Bourgeoisie verbundenen
Literatur, die wirklich freie, mit dem Proletariat offen verbundene
Literatur entgegenzustellen.(9)
Im Rahmen des Deutschen Arbeiter-Sängerbundes (DAS) bestand
ein ständiger Konflikt zwischen dem Selbstverständnis
der kommunistisch ausgerichteten Gesangsvereine und den gemäßigten
Positionen der sozialdemokratischen Funktionäre, welche die
Ausrichtung der Organisation bestimmten. Immer wieder wurde von
revolutionären Gruppen versucht, der Entpolitisierung des DAS
entgegenzuwirken und an die Ursprünge der proletarischen SängerInnenbewegung
anzuknüpfen. Die Auseinandersetzungen gipfelten um 1930 in
einer vom DAS-Bundesvorstand eingeleiteten Ausschlußwelle
gegen revolutionäre SängerInnen. In Folge kam es zur Gründung
der Kampfgemeinschaft der Arbeitersänger, die, wie auch die
Musikgruppen des Roten Frontkämpferbundes, der Selbstschutzorganisation
der KPD, sofort repressiven staatlichen Maßnahmen ausgesetzt
war. Vielfach kam es zum Entzug des Notenmaterials, zu Auftrittsverboten
und darüber hinaus zu Verhaftungen.
Im Umfeld der KPD bildeten sich unter der Parteilosung Kunst
ist Waffe sogenannte Agit-Prop-Truppen, wie zum Beispiel der
Sturmtrupp Alarm, das Rote Sprachrohr und die Kolonne Links, welche
gleichermaßen auf Demonstrationen, bei Streiks und politischen
Veranstaltungen oder auch in belebten Straßen auftraten. Im
Rahmen ihres jeweils flexibel auf die entsprechende Situation ausgerichteten
Programms trugen sie mit minimalen technischen Mitteln kurze Theaterszenen,
Sketche und Sprechchöre, sowie Kampf- und Spottlieder vor.
Die Aufgabe der Agit-Prop-Gruppen war es, über eine massenwirksame
Verbindung von Aufklärung, Unterhaltung und Agitation revolutionäre
Positionen zu vermitteln, Bewußtsein zu entwickeln und zu
entsprechenden Handlungen anzuregen. Inhaltliche Schwerpunkte waren
der Kampf gegen die kapitalistische Ausbeutung und gegen den aufkommenden
Faschismus bzw. grundsätzlich der Kampf für die sozialistische
Revolution. Ab 1931 kam es verstärkt zu staatlich verhängten
Auftrittsverboten, die allerdings von den Truppen vielfach umgangen
wurden.
Zu den bekanntesten und einflußreichsten Dichtern der Weimarer
Republik gehörte Erich Weinert. Zu den teilweise mit Musik
begleiteten Vorträgen seiner klassenkämpferischen Gedichte
kamen bis zu tausend ZuhörerInnen. Die sogenannten Weinert-Abende
wurden dadurch regelmäßig zu einer ausdrucksstarken politischen
Demonstration, was dazu führte, daß im Rahmen der verstärkten
Repressionsmaßnahmen gegen die KPD mehrfach auch die Auftritte
Weinerts nicht mehr geduldet wurden. In Preußen erhielt Weinert
sogar ein generelles Sprechverbot. Nachdem ersatzweise
andere Personen die Gedichte vortrugen, wurde der Vortrag seiner
Gedichten grundsätzlich für illegal erklärt.
Die Texte Weinerts verkörperten besonders deutlich den von
Lenin formulierten Anspruch an eine revolutionäre Kultur. Beispielhaft
war der 1927 entstandene Text des Liedes Heimlicher Aufmarsch,
der insbesondere durch eine Aufnahme mit dem Arbeitersänger
Ernst Busch bekannt wurde. Der inhaltliche Schwerpunkt des Stückes
lag in der Darstellung der Gefahr einer vom Großkapital unterstützten
Machtübernahme des Faschismus und der Möglichkeit eines
imperialistischen Krieges gegen die Sowjetunion. Es geht durch
die Welt ein Geflüster, Arbeiter, hörst du es nicht? Das
sind die Stimmen der Kriegsminister. Arbeiter hörst du es nicht?
Es flüstern die Kohle und Stahlproduzenten, es flüstert
die chemische Kriegsproduktion. Es flüstert von allen Kontinenten:
Mobilmachung gegen die Sowjetunion. Arbeiter horch! Sie ziehen ins
Felde und schrein für Nation und Rasse! Das ist der Krieg der
Welt gegen die Arbeiterklasse! Denn der Angriff gegen die Sowjetunion
ist der Stoß ins Herz der Revolution. Und der Krieg, der vor
der Türe steht, ist der Krieg gegen dich Prolet: Arbeiter,
Bauern, nehmt die Gewehre zur Hand! Zerschlagt die faschistischen
Räuberheere, setzt alle Herzen in Brand! Pflanzt eure roten
Banner der Arbeit auf jeden Acker, auf jede Fabrik. Dann steigt
aus den Trümmern der alten Gesellschaft die sozialistische
Weltrepublik! (...)
MUSIK IM ANTIFASCHISTISCHEN WIDERSTAND
Nach der von bürgerlich-konservativen Gruppen und einflußreichen
Industriekreisen unterstützten Errichtung der faschistischen
Diktatur kam es zu einer Zerschlagung der Organisationen der ArbeiterInnen.
Die AktivistInnen wurden verhaftet, mißhandelt und vielfach
ermordet. Der Deutsche Arbeiter-Sängerbund löste sich
nach starkem Druck durch die faschistische Regierung im Mai 1933
als Dachverband auf. Auch die einzelnen proletarischen Gesangsvereine
wurden im Zuge der repressiven Maßnahmen verboten oder gemäß
der faschistischen Vorgaben gleichgeschaltet. Zudem wurde generell
das Singen von ArbeiterInnenliedern als oppositionelle politische
Äußerung unter Strafe gestellt. Die Texte und das Notenmaterial
vieler Stücke gingen in dieser Zeit verloren oder wurden gezielt
vernichtet. Da viele Lieder stark in der Bevölkerung verankert
waren, übernahmen die Faschisten einige Stücke und veränderten
deren Texte, ohne allerdings auch nur ansatzweise eine vergleichbare
Verbreitung zu erlangen. So wurde beispielsweise das Stück
Der rote Wedding zu Der Braune Wedding und
die Internationale zur Nationale umgetextet.
Trotz der staatlichen Repression wurden überall dort, wo sich
Strukturen des Widerstands entwickelten, die alten revolutionären
Lieder gesungen bzw. neue geschaffen. Ein Beispiel hierfür
ist das in jiddischer Sprache geschriebene Stück Sog
nit kejmol..., welches zur Hymne des jüdischen Widerstandes
wurde. Das Lied, dessen Texter Hirsch Glik 1944 in einem Gefecht
als Partisan erschossen wurde, beschrieb in einer symbolischen Weise
den unbeugsamen Willen zum Widerstand und die Gewißheit der
Befreiung. Der Tag wird golden, wenn erst Morgensonne scheint,
und die schwarze Nacht verschwindet mit dem Feind. Und zögert
auch die Sonne noch am Horizont, ist unser Lied dafür Gewißheit,
daß sie noch kommt. Das Lied, wir schreiben es mit Blut und
nicht mit Blei, das ist kein Lied von einem Vogel froh und frei.
Es hat ein Volk gestanden zwischen Rauch und Brand, das Lied gesungen
mit den Waffen in der Hand. Drum sage nie, du gehst den allerletzten
Weg, wenn Gewitter auch das Blau vom Himmel fegt. Die ersehnte Stunde
kommt, sie ist schon nah, dröhnen werden unsere Schritte: Wir
sind da!
Zu den am weitesten verbreiteten Liedern des antifaschistischen
Widerstands gehörte das Einheitsfrontlied, welches
von Bertolt Brecht und Hanns Eisler im Exil für die Erste Internationale
Arbeitermusikolympiade 1935 in Straßburg geschrieben wurde.
Es betont die Notwendigkeit des gemeinsamen Kampfes der unterschiedlichen
Flügel der ArbeiterInnenbewegung gegen den Faschismus. Und
weil der Mensch ein Mensch ist, drum braucht er was zum Essen, bitte
sehr. Es macht ihn ein Geschwätz nicht satt, das schafft kein
Essen her... Und weil der Mensch ein Mensch ist, drum hat er Stiefel
im Gesicht nicht gern. Er will unter sich keine Sklaven sehn und
über sich keinen Herrn... Und weil der Prolet ein Prolet ist,
drum wird ihn kein anderer befrein, es kann die Befreiung der Arbeiterklasse
nur die Sache der Arbeiter sein. Drum links zwei, drei! Wo dein
Platz Genosse ist! Reih dich ein in die Arbeitereinheitsfront, weil
du auch ein Arbeiter bist!
Mehrfach nutzten sozialistische und kommunistische Widerstandsgruppen
das Medium Schallplatte nicht nur zur Verbreitung von ArbeiterInnenliedern,
sondern auch zur Dokumentation von Reden, die den Charakter des
Faschismus aufzeigten. Dabei wurden auch Schallplatten verkauft,
auf denen sich vorgeblich Musikstücke befanden, tatsächlich
aber politische Informationen enthielten. Der Widerstandskämpfer
Hermann Reineck beschrieb eine derartige Aktion wie folgt: Wir
haben schnell mit ein paar Brettern einen Stand mit einem Grammophon
aufgebaut und die Schallplatten angepriesen. Auf denen waren Schlager
drauf, die aber abgebrochen wurden. Dann kam die Rede Dimitrovs
zum Reichstagsbrand-Prozeß, in der er Göring und die
Nazis scharf angriff. Die ganze Aktion mußte sehr schnell
gehen, denn wenn wirklich einer in der Nähe gewohnt und die
Platte zu Hause gehört hätte, dann hätte er gemerkt,
daß er gelinkt wurde...(10)
Der zutiefst menschenverachtende Charakter des Faschismus zeigte
sich in einer unbeschreiblichen Grausamkeit in den Konzentrationslagern.
In diesen wurden Menschen, die auf Grund ihrer politischen, religiösen,
ethnischen oder sexuellen Identität von den faschistischen
Machthabern nicht geduldet wurden, inhaftiert und planmäßig
ermordet. Millionen starben in Gaskammern oder vielfach schon zuvor
an den Folgen der zerstörenden Zwangsarbeit, die sie für
die staatlichen Betriebe, sowie unter anderem für Konzerne
wie die IG Farben, Siemens, Krupp und Daimler-Benz leisten mußten.
Unter diesen Bedingungen hatten für viele politische Häftlinge
die Lieder der ArbeiterInnenbewegung eine äußerst wichtige
Funktion. Sie trugen dazu bei, eine innere Stärke bzw. die
Kraft zum Überleben und zum Widerstand zu bewahren. Im Konzentrationslager
Börgermoor entstand 1933 mit dem von politischen Häftlingen
getexteten und komponierten Stück Die Moorsoldaten
eines der bekanntesten Widerstandslieder gegen den Faschismus. Die
ersten Strophen bestanden im wesentlichen aus einer Darstellung
der Situation der Häftlinge: Hier in dieser öden
Heide ist das Lager aufgebaut, wo wir fern von jeder Freude, hinter
Stacheldraht verstaut. Wir sind die Moorsoldaten und ziehen mit
dem Spaten ins Moor. Auf und nieder gehn die Posten, keiner, keiner
kann hindurch. Flucht wird nur das Leben kosten, vielfach ist umzäunt
die Burg. Wir sind die Moorsoldaten und ziehen mit dem Spaten ins
Moor... In der letzten Strophe kommt es zu einer Änderung
des zuvor gleichlautend wiederholten Textes des Refrains, durch
die das Lied einen aufrührerischen Charakter erhält, der
aber doppeldeutig verschlüsselt wurde. Musikalisch wurde die
Aussage durch eine nachdrücklichere Betonung verstärkt.
In der Strophe heißt es: Doch für uns gibts kein
Klagen, ewig kann nicht Winter sein. Einmal werden froh wir sagen;
Heimat du bist wieder mein. Dann ziehn die Moorsoldaten nicht mehr
mit dem Spaten ins Moor!
Das Lied entstand für die Vorführung eines von den Häftlingen
gestalteten Kulturprogramms mit dem Titel Zirkus Konzentrazani,
welches insbesondere die Moral und die Identität der Häftlinge
stärken sollte. Der ehemalige KZ-Häftling Wolfgang Langhoff
schrieb dazu in seinen Erinnerungen: Dann hörten die
Lagerinsassen zum ersten Mal das Börgermoorlied, das inzwischen
schon eine volksliedhafte Popularität erreicht hat. Schwer
und dunkel, im Marschrhythmus begann der Chor. Wie erstarrt saß
alles da, unfähig mitzusingen und hörte noch einmal den
Refrain. Leise und schwermütig begannen einige Kameraden mitzusummen.
Sie blickten nicht nach rechts und nicht nach links. Ihre Augen
sahen über den Stacheldraht weg - dorthin, wo der Himmel auf
die endlose Heide stieß. Viele weinten... Die Kameraden setzten
plötzlich laut und hart mit der letzten Strophe ein. Der letzte
Refrain, das Nicht mehr mit dem Spaten, wurde laut und
mächtig gesungen. Bei der Wiederholung des Refrains sangen
alle neunhundert Mann: Dann ziehn die Moorsoldaten nicht mehr mit
dem Spaten ins Moor! (...)(11)
In den meisten Konzentrationslagern bestanden Häftlingsorchester,
die in der Regel zwangsweise eingerichtet wurden. Die Orchester
mußten unter anderem musizieren, wenn die Züge mit neuen
Häftlingen in die Lager einfuhren, die ZwangsarbeiterInnen
nach der Arbeit in die Baracken zurück zogen oder die WächterInnen
nach musikalischer Unterhaltung verlangten. Zumeist waren es auf
Befehl des Aufsehpersonals ursprünglich fröhliche Stücke,
die vom alltäglichen Leben bzw. Sterben in den Lagern ablenken
sollten. Der ehemalige KZ-Häftling Adam Kopycinski, der zeitweise
Kapellmeister des Männerorchesters in Auschwitz war, ging in
einem erstmals 1964 veröffentlichten Bericht auf das grausame
Schicksal einiger Mitglieder des Orchesters ein: Das Ensemble
veränderte sich wie in einem Kaleidoskop. Die einen wurden
vom unbarmherzigen Tod hinweggerafft, andere bat man zum Strafblock,
um mit dem grauenhaften Schuß in den Hinterkopf den Schädel
eines ihrer Meinung nach zu lange lebenden Polen zu
zerschmettern. Andere wiederum wurden in entfernte Lager deportiert...
Besonders in Erinnerung blieb Kopycinski der Mord an einem Cellisten:
Es ist fast unmöglich, sich nicht an den tragischen Morgen
zu erinnern, als nach dem Abmarsch der Kommandos das ohne Pause
spielende Orchester noch immer kein Zeichen zum Aufhören bekam.
Plötzlich sagte der bei den Häftlingen stehende Rapportführer
zu einem der Häftlinge: Mag der Cellist vor seinem Tod noch
einen letzten Marsch spielen. Nach wenigen Minuten wurde unser Kamerad
aufgerufen, um nie wieder zu uns zurückzukehren.(12)
Die Musikerin Esther Bejarano gehörte zu den wenigen Überlebenden
des Mädchen-Orchesters von Auschwitz. Sie durchlebte zwei Lager
und mußte in dieser Zeit unter anderem für Siemens arbeiten.
Um die bis in die Gegenwart bestehenden bzw. die wieder neu entstandenen
faschistischen Strukturen aufzuzeigen und anzugehen, trägt
Bejarano im Rahmen verschiedener Musikprojekte immer wieder Stücke
aus dem antifaschistischen Widerstand vor. Es ist schwer über
das zu sprechen, was ich erlebt habe. Ich habe jahrelang gebraucht
um soweit zu sein. Ich empfinde es heute als meine Aufgabe zu vermitteln,
was damals geschehen ist. Ich tue es nicht gerne, aber ich sehe
darin eine Notwendigkeit. In der BRD wurde von Anfang an versäumt
die Vergangenheit aufzuarbeiten. Es wurde nichts getan um die Täter
zu fassen. Nur ganz wenige wurden vor Gericht gestellt, die meisten
von ihnen wurden freigesprochen... Die eigentliche Macht befindet
sich weiterhin in den Händen des Großkapitals, also derer
die Hitler an die Macht brachten.(13)
DAS POLITISCHE LIED ALS ZWANG
Die Deutsche Demokratische Republik wurde 1949 als sozialistischer
Staat unter der Führung der Sozialistischen Einheitspartei
Deutschlands (SED) gegründet. In der realen Praxis beschränkte
sich der revolutionäre Anspruch jedoch auf einige Ansätze.
Die DDR als Ganzes war von ihrer Gründung an, entgegen aller
Ansprüche, eine bürgerliche Diktatur mit einer marxistischen
Fassade. Die Entwicklung der DDR wurde allerdings von vielen revolutionären
und antifaschistischen KünstlerInnen, die nach der Rückkehr
aus dem Exil in die DDR gingen, mit großen Hoffnungen verbunden.
Die von Johannes Becher gedichtete und von Hanns Eisler komponierte
Nationalhymne der DDR, deren Text später auf Grund der Betonung
des einig Vaterlandes nicht mehr gesungen wurde, drückte
diese Hoffnungen in einer pathetischen Weise aus. Auferstanden
aus Ruinen und der Zukunft zugewandt, laß uns dir zum Guten
dienen, Deutschland, einig Vaterland. Alte Not gilt es zu zwingen
und wir zwingen sie vereint, denn es muß uns doch gelingen,
daß die Sonne schön wie nie über Deutschland scheint...
Entgegen aller Hoffnungen und Erwartungen entsprach die Politik
des Kulturministeriums jedoch keineswegs den Idealen einer befreiten
Gesellschaft bzw. einer revolutionären Gesellschaft im Übergang,
sondern vielmehr eines autoritär-repressiven Staates. Das der
marxistischen Theorie zu Grunde liegende dialektische Prinzip der
Kritik und Selbstkritik wurde weder propagiert noch in der Praxis
umgesetzt. Vielmehr wurden kritische oder unabhängige Positionen,
auch wenn sie von einer sozialistischen Grundhaltung ausgingen,
unterdrückt, wobei oftmals das konservative Kulturverständnis
vieler führender Funktionäre deutlich zum Ausdruck kam.
Im Gegensatz zum Vorgehen der staatlichen Organe formulierte Bertolt
Brecht die Prinzipien einer freien Kulturpolitik, die abweichende
Meinungen zuläßt, aber entschieden gegen rückschrittliche
Positionen vorgeht. Brecht forderte die völlige Freiheit
des Buches mit einer Einschränkung, die völlige Freiheit
der bildenden Kunst mit einer Einschränkung, die völlige
Freiheit der Musik mit einer Einschränkung... Die Einschränkung:
keine Freiheit für Schriften und Kunstwerke, welche den Krieg
verherrlichen oder als unvermeidbar hinstellen, und für solche,
welche den Völkerhaß fördern.(14)
Entsprechend entwickelte sich bald ein Konflikt zwischen dem Idealismus
vieler revolutionärer KünstlerInnen und den Vorgaben der
Parteiführung. So hatten beispielsweise Brecht und Eisler Probleme
mit der Realisierung verschiedener Kompositionen und Theateraufführungen.
Beide hatten jedoch den Vorteil, daß ihre weltweite Bekanntheit
und ihre Autorität sie vor Repressionsmaßnahmen schützte,
denen weniger bekannte KünstlerInnen ausgesetzt waren. Brecht
und Eisler ordneten sich allerdings wie viele andere Persönlichkeiten
im Kulturbereich trotz ihrer Vorbehalte immer wieder den Beschlüssen
der Parteiführung unter, da sie trotz der Fehlentwicklungen
die Politik der real-sozialistischen Staaten bzw. der
DDR in ihrer Gesamtheit unterstützten. Grundlegend war dabei
die Überzeugung, daß diese einen Gegenpol zu den kapitalistischen
Staaten bzw. einen objektiv richtigen Schritt auf dem Weg zu einer
freien kommunistischen Gesellschaft bildeten. Durch das Schweigen
und die zu zaghaft vorgetragene Kritik an den repressiven Erscheinungen
vergaben viele KünstlerInnen jedoch die Möglichkeit, ihren
zweifellos bestehenden Einfluß im Sinne einer Entwicklung
zu einer tatsächlich sozialistischen Gesellschaft zur Geltung
zu bringen.
Die Kulturpolitik der DDR orientierte sich weitgehend an den Vorgaben
des Sozialistischen Realismus, der an den Prinzipien der Parteilichkeit
und der Volksverbundenheit ausgerichtet war. Die Beschlüsse
der ersten Bitterfelder Konferenz (1959), die als Bitterfelder Weg
bezeichnet wurden, basierten darüber hinausgehend auf dem Bestreben
die ArbeiterInnen unter der Losung Greif zur Feder, Kumpel,
die sozialistischen deutsche Nationalkultur braucht dich!
zu verstärkten kulturellen Aktivitäten anzuregen. Gleichzeitig
sollten die sogenannten Kulturschaffenden durch Arbeitseinsätze
in den Betrieben verstärkt mit dem Alltag der ArbeiterInnen
konfrontiert werden. Durch die staatliche Unterdrückung kritischer
Positionen wurde der eingeschlagene Weg jedoch trotz einzelner positiver
Ansätze zwangsläufig in eine Sackgasse geführt.
Nachdem es am Anfang der sechziger Jahre zu Ansätzen einer
kulturpolitischen Liberalisierung kam, markierte die 11. Tagung
des Zentralkomitees der SED 1965 eine erneute Wende zu einer äußerst
restriktiven Vorgehensweise. Unter dem Vorwurf der verzerrten Darstellung
der Wirklichkeit in der DDR und damit der Unterstützung der
westlichen Propaganda wurden gegen SchriftstellerInnen, Filmschaffende
und MusikerInnen Arbeitsverbote verhängt und ihre Veröffentlichungen
zensiert bzw. verboten. Zu den prominentesten Opfern dieser Politik
gehörte der Liedermacher Wolf Biermann, der sich ausgehend
von einem sozialistischen Standpunkt kritisch mit gesellschaftlichen
Entwicklungen auseinandergesetzt hatte. Nach einem mehrjährigen
Auftrittsverbot wurde er 1976 aus der DDR ausgebürgert.
Einen zwiespältigen Charakter hatte die Betonung der Musik
der ArbeiterInnenbewegung in der DDR. Bedeutsam war zweifellos die
Erforschung der Arbeiterkultur, sowie die Archivierung und die Veröffentlichung
entsprechender Dokumente. So erschienen beispielsweise bei den staatlichen
Schallplattengesellschaften eine Reihe von Veröffentlichungen
mit aktuellen Aufnahmen und dokumentarischen Mitschnitten, darunter
insbesondere mit Aufnahmen des Arbeitersängers Ernst Busch.
Eine kritische Auseinandersetzung fand jedoch nicht statt, vielmehr
wurden die Lieder vereinnahmt und indirekt zur Rechtfertigung der
staatlichen Politik mißbraucht. Bezeichnend für viele
Neuveröffentlichungen war allerdings der völlig geglättete
Charakter der Stücke, der den Liedern einen wesentlichen Teil
ihrer einstigen Ausdruckskraft nahm. Insbesondere die Jugend hatte
keinen direkten, auf konkreten persönlichen Erfahrungen basierenden
Bezug zu den Liedern und empfand die Beschäftigung mit den
Liedern in den Schulen, sowie das Singen der Lieder auf staatlichen
Demonstrationen und Veranstaltungen zunehmend als Zwang. Diesen
Eindruck bestärkten Kompositionen wie Weil ich jung bin
ist die Welt so schön, die den tatsächlichen Empfindungen
der meisten Jugendlichen völlig widersprachen. Der Kulturapparat
zeigte sich in Bezug auf die ablehnende Haltung großer Teile
der Jugend gegenüber den vorgegebenen Ausdrucksformen hilflos
und ging umso schärfer unter anderem in den sechziger Jahren
gegen Beat-Bands und in den achtziger Jahren gegen Punk-Gruppen
vor.
SPUREN EINER TRADITION
In den von den westlichen Siegermächten kontrollierten Teilen
Deutschlands setzte schon bald nach der Befreiung vom Faschismus
eine Phase der Restauration der alten Herrschaftsverhältnisse
ein. Die Verwaltungs- und Justizapparate wurden weitgehend übernommen,
die wirtschaftlichen Machtverhältnisse blieben im Grunde bestehen
und eine Reihe von Politikern, die schon während der faschistischen
Diktatur hohe Positionen einnahmen, machten auch in der Bundesrepublik
Deutschland Karriere. Bezeichnender Weise wurde das von Hoffmann
von Fallersleben 1841 komponierte Lied der Deutschen,
das zusammen mit dem Horst-Wessel-Lied die Nationalhymne
des faschistischen Deutschland bildete, auch zur Nationalhymne der
Bundesrepublik bestimmt. Die unverdeckte nationalistische Grundhaltung
findet in der ersten und zweiten Strophe, die zwar bei staatlichen
Anlässen nicht gesungen werden, aber unabhängig davon
einen offiziellen Teil der Staatshymne bilden, mit der Zeile Deutschland,
Deutschland über alles, über alles in der Welt einen
Höhepunkt, der die unzähligen Opfer des deutschen Nationalismus
offen verhöhnt.
Der ArbeiterInnenbewegung gelang es in der BRD in keinster Weise
an die einstige Stärke anzuknüpfen. Die Folgen der faschistischen
Terrorherrschaft, wie auch des staatlich gesteuerten Antikommunismus,
der im Verbot der KPD gipfelte, ließen eine Neukonstruierung
nicht zu. Zwangsläufig wirkte sich diese Situation auch kulturell
aus. Die Musik und die Literatur der revolutionären ArbeiterInnenbewegung
wurden verdrängt. Erst die in der Mitte der sechziger Jahre
aufkommende Außerparlamentarischen Opposition (APO) bewirkte
in der BRD insbesondere an den Universitäten eine neue Auseinandersetzung
mit revolutionären Theorien und in diesem Zusammenhang auch
mit der Kultur der ArbeiterInnenbewegung. Auch wenn die APO mit
ihrem systemverändernden Anspruch scheiterte, so bewirkte sie
eine Bewußtseinsveränderung, die sich in vielen Bereichen
nachhaltig auswirkte.
Zur bekanntesten Musikgruppe aus dem linksradikalen Spektrum wurde
in den siebziger Jahren Ton Steine Scherben, die sich selbst anfangs
als Agit-Rock-Band bezeichnete. Der Band gelang es mit ihren ersten
Veröffentlichungen das rebellische Lebensgefühl großer
Teile der Jugend musikalisch und textlich umzusetzen. Beispielhaft
für die inhaltliche Ausrichtung der Band war das Stück
Der Kampf geht weiter: Und ihr hinter Gittern
gebt die Hoffnung nicht auf. Euere Richter sind feige, euere Wächter
sind gekauft. Sie fürchten sich nur vor einem Gesetz, wer für
das Volk kämpft, der hat das Recht. Ihr seid die Gefangenen
im Klassenkampf, dem Kampf um unsere Zukunft und für unser
Land. Und es gibt für uns nur ein Gesetz, wir brauchen keine
Sklaven und keine Chefs...
Die in den siebziger Jahren entstandene Kultur des Widerstandes
war von einer kaum überschaubaren Vielfalt an musikalischen
und inhaltlichen Ansätzen geprägt. Sie reichte von Bands,
welche die inhaltliche Aussage im Rahmen der Texte klar in den Vordergrund
stellten, bis zu MusikerInnen, die über neue musikalische Ausdrucksformen
Grenzen aufbrechen wollten. Revolutionäre ArbeiterInnenlieder
in ihrer ursprünglichen Form wurden vor allem von den in Folge
der APO gegründeten kommunistischen Gruppen wieder aufgegriffen.
Es gelang diesen Gruppen jedoch weder politisch noch kulturell einen
nennenswerten Einfluß zu erlangen. Von wenigen Ausnahmen abgesehen,
lösten sie sich wie auch die in ihrem Umfeld entstandenen Musikgruppen
im Laufe der siebziger Jahre wieder auf.
Eine Reihe neuer ArbeiterInnenlieder, die sich vor allem auf einzelne
Kampagnen und auf Tarifauseinandersetzungen bezogen, entstanden
im Umfeld des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Entsprechend der sozialdemokratischen
Ausrichtung des DGB stellten sie das herrschende Gesellschaftssystem
allerdings nicht in Frage. Die Lieder wurden als kultureller Beitrag
auf Demonstrationen und Gewerkschaftstagungen vorgetragen, aber
nur selten in einem größeren Ausmaß von den ArbeiterInnen
selbst gesungen. In keinster Weise fanden die neuen wie auch die
alten ArbeiterInnenlieder eine Verankerung, die sich mit der Stellung
der politischen Musik in den zwanziger Jahren vergleichen läßt.
Eine neue Generation des politischen Liedes entstand im Zusammenhang
mit den sozialen Bewegungen der siebziger Jahre, in denen sich breite
Bevölkerungsschichten vor allem gegen naturzerstörende
Industrieprojekte richteten. Für viele spätere Aktionen
vorbildhaft war der erfolgreiche Widerstand gegen ein geplantes
Chemiewerk in Marckolsheim (Elsaß) in den Jahren 1974 und
75. Verschiedene Aktionen, darunter insbesondere die monatelange
Besetzung des Bauplatzes, konnten letztlich die Errichtung des Werkes
verhindern. Eine Reihe lokaler MusikerInnen, darunter politische
LiedermacherInnen, Gesangsvereine und traditionelle Musikgruppen
traten im Freundschaftshaus auf, das auf dem besetzten Platz errichtet
wurde. Viele SängerInnen trugen ihre Texte im lokalen Dialekt
vor, also in der Sprache, welche die dort ansässigen Menschen
im alltäglichen Umgang miteinander sprechen. Die Texte wurden
dadurch zum Ausdruck eines neuen Selbstbewußtseins und einer
Abgrenzung gegenüber der kulturellen Gleichschaltung. Der Liedermacher
Walter Moßmann, dessen Lieder zu einem wichtigen Bestandteil
des politischen Widerstandes wurden, schrieb dazu: Da und
dort widersetzt sich das niedere Volk den Plänen seiner Herren.
Und wenn sich die Leute, die nichts zu sagen haben, mal wehren,
müssen sie sich auch selber ausdrücken: mit Plakaten,
Sprechchören, Flugblättern usw. - auch mit Liedern. Und
wenn sich die Leute mal selber ausdrücken, dann nicht in der
vornehmen Sprache der vornehmen Leute, sondern in der niederen Sprache,
Dialekt, Slang.(15)
Moßmann faßte weitergehend den Anspruch zusammen, der
an die im Freundschaftshaus auftretenden MusikerInnen gestellt wurde.
Es ist ein Anspruch, der weit über die konkrete Auseinandersetzung
hinausgehend grundsätzlich für MusikerInnen gilt, die
mit ihrer Musik für eine befreiende Veränderung eintreten:
Auf dem besetzten Platz tauchten auch nach und nach die elsässischen
Liedermacher auf. Und für die meisten war das ein Sprung, ein
Sprung von der Feierabendkultur, wo sie als Entertainer auftreten,
in ein Stück lebendige Volkskultur ohne Bühne, Stars,
Gage, Management - dafür mit einem Freundschaftshaus, wo die
Leute nicht klatschen, sondern auch selber singen wollten, und nicht
nur Trullala, sondern Lieder, in denen Erfahrungen und
Ziele ihres Kampfes ausgedrückt sind...
w.sterneck@sterneck.net
Anmkerkungen:
1) Wolf, Wilhelm / Das Elend und der Aufruhr in Schlesien (1845).
In: Das bürgerliche Zeitalter 1815-1914. (Bayrischer Schulbuch-Verlag).
München, 1980.
2) Zitiert in: Adamek, Karl (Hrsg.) / Lieder der Arbeiterbewegung.
(Büchergilde). Frankfurt am Main, 1986.
3) Eisler, Hanns / Unsere Kampfmusik. (1932). In: Eisler, Hanns
/ Materialien zu einer Dialektik der Musik. (Reclam). Leipzig, 1973.
4) Eisler, Hanns / Thesen. (1931). In: Eisler, Hanns / Musik und
Politik. (Rogner). München, 1973.
5) Eisler, Hanns / Einige Ratschläge zur Einstudierung der
Maßnahme. (1932). In: Brecht, Bertolt / Die Maßnahme
(Kritische Ausgabe). (Suhrkamp). Frankfurt am Main, 1972.
6) Weber, Max / Rede auf dem 1. deutschen Soziologentag 1910. Zitiert
nach: Klan, Ulrich und Nelles, Dieter / Es lebt noch eine Flamme.
(Trotzdem Verlag). Grafenau - Döffingen, 1990.
7) Mühsam, Erich / Kunst und Proletariat. (1930). In: Mühsam,
Erich / Judas. (Klaus Guhl). Berlin, 1978.
8) Der Syndikalist Nr. 49. Berlin, 1929. Als Faksimile nachgedruckt
in: Klan, Ulrich und Nelles, Dieter / Es lebt noch eine Flamme.
(Trotzdem Verlag). Grafenau - Döffingen, 1990.
9) Lenin, Wladimir Ilijitsch / Parteiorganisation und Parteiliteratur.
(1905). In: Lenin / Aus den Schriften 1895-1923. (Deutscher Taschenbuch
Verlag). München, 1967.
10) Aus einem Gespräch des Autors mit Hermann Reineck am 25.5.1994
in Frankfurt am Main.
11) Langhoff, Wolfgang / Die Moorsoldaten. (Schweizer Spiegel Verlag).
Zürich, 1935.
12) Bericht von Adam Kopycinski. (1964). Auszugsweise veröffentlicht
in: Zeichen der Hoffnung - Znaki Nadziei (Hrsg.) / Musik in Auschwitz
(Begleitheft zur Ausstellung). Frankfurt am Main, 1991.
13) Aus einem Gespräch des Autors mit Esther Bejarano am 22.10.1988
in Hanau.
14) Brecht, Bertolt / Offener Brief an die deutschen Künstler
und Schriftsteller. (1951). In: Brecht, Bertolt / Über Politik
und Kunst. (Suhrkamp Verlag). Frankfurt am Main, 1971.
15) Moßmann, Walter / Follig-Sang und Nostalgie. In: Gülden,
Jörg und Humann, Klaus / Rock Session 1. (Rowohlt). Reinbek
bei Hamburg, 1977.
Aus Wolfgang Sterneck / Der Kampf um die Träume - Musik und Gesellschaft.
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