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Subcomandante Marcos:

Gegen die Globalisierung des Todes
Rede bei den Globalisierungsprotesten von Cancun (September 2003).

 
 
Gegen die Globalisierung des Todes

Brüder und Schwestern aus Mexiko und der ganzen Welt,
die sich in Cancun bei dieser Mobilisierung gegen den Neoliberalismus zusammengefunden haben:
Es grüßen euch die Männer, Frauen, Kinder und Alten der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung. Es ehrt uns, daß ihr inmitten eurer Versammlungen, Vereinbarungen und Mobilisierungen einen Platz gefunden habt, um euch unsere Worte anzuhören.

Die weltweite Bewegung gegen die Globalisierung des Todes und der Zerstörung nimmt heute in Cancun eine ihrer strahlendsten Gestalten an.
Ganz in der Nähe des Ortes, an dem diese Mobilisierung stattfindet, vereinbaren eine Handvoll Diener des Geldes Verfahren und Zeitplan, um die Verbrechen der Globalisierung weiterzuführen.
Der Unterschied zwischen ihnen und uns besteht nicht in den Geldbörsen. Auch wenn ihre Börsen von Währungen überfließen und unsere von Hoffnungen.

Nein, der Unterschied liegt nicht in den Geldbörsen, sondern im Herzen.
Ihr und wir haben im Herzen ein Morgen, der kommen soll, den es aufzubauen gilt.
Die da haben nur eine Vergangenheit, die sich bis zur Unendlichkeit wiederholt.
Wir halten das Leben, sie halten den Tod.
Wir kämpfen für die Menschlichkeit, sie für den Neoliberalismus.
Wir wollen Freiheit, sie wollen uns versklaven.
Es ist weder das erste, noch wird es das letzte Mal gewesen sein, daß sich jene, die sich für die Herren des Planeten halten, hinter hohen Mauern und pathetischen Sicherheitskräften verstecken, um ihre Pläne zu schmieden.
Wie in einem Krieg versammelt sich die Führungsspitze dieser transnationalen Armee, die sich daran macht, die Welt auf die einzige mögliche Weise zu erobern, das heißt, indem sie sie zerstört, hinter einem Sicherheitssystem, das so gewaltig ist wie ihre Furcht.

Wenn die Mächtigen sich vorher hinter dem Rücken der Welt versammelten, um ihre zukünftigen Kriege und Raubzüge zu schmieden, so müssen sie das heute nicht nur vor ihren Augen tun, sondern auch gegen den Widerstand von Tausenden Menschen in Cancun und Millionen von Menschen auf der ganzen Erde.
Denn darum handelt es sich hier.
Um einen Krieg.
Um einen Krieg gegen die Menschheit.
Die Globalisierung der Oberen ist nicht mehr als eine globale Maschine, die sich von Blut ernährt und Dollar ausscheidet.

In der komplizierten Rechnung, die Tote in Geld umrechnet, gibt es eine Gruppe Menschen, die auf dem globalen Fleischmarkt nur einen sehr geringer Preis einbringen.
Das sind wir, die Indígenas, die Jugendlichen, die Frauen, die Kinder, die Alten, die Homosexuellen, die Lesben, die Migranten, die Anderen.
Das heißt, die überwiegende Mehrheit der Menschheit.

Der Weltkrieg der Mächtigen will den Planeten Erde in einen exklusiven Klub verwandeln, in dem sie sich das Recht vorbehalten, Einlaß zu gewähren.
Die luxuriöse und exklusive Zone, in der sie sich heute versammeln, repräsentiert ihr globales Projekt: ein Komplex von Hotels, Restauranten und Luxuserholungsgebieten, bewacht von Armeen und Polizeieinheiten.
Für die Mächtigen haben wir alle die Wahl, in dieser exklusiven Zone zu bleiben, aber nur als Diener, oder aus der Welt zu scheiden, das heißt, aus dem Leben.
Aber wir müssen nicht gehorchen und uns zwischen einem Leben als Diener oder dem Tod zu entscheiden.

Wir können einen neuen Weg errichten.
Einen, auf dem Leben ein Leben mit Würde bedeutet.
Einen, auf dem Leben ein Leben in Freiheit bedeutet.
Diese Alternative zu errichten ist möglich und notwendig.
Diese Alternative ist notwendig, weil die Zukunft der Menschheit von ihr abhängt.
Diese Zukunft ist in allen Ecken der fünf Kontinente bedroht.
Und diese Alternative ist möglich, weil es auf der ganzen Welt Menschen gibt, die wissen, daß "Freiheit" ein Wort ist, das entweder im Plural konjugiert wird oder für immer zynisch und armselig bleiben wird.

Brüder und Schwestern:
Auf der ganzen Welt stehen sich zwei Globalisierungsprojekte gegenüber.
Das obere Projekt globalisiert den Konformismus, den Zynismus, die Dummheit, den Krieg, die Zerstörung, den Tod, das Vergessen.
Und das Untere, das die Rebellion, die Hoffnung, die Kreativität, die Intelligenz, die Vorstellungskraft, das Leben, die Erinnerung globalisiert, die Errichtung einer Welt, in der alle Welten Platz finden.
Eine Welt mit Demokratie! Freiheit! Gerechtigkeit!

aus den Bergen des mexikanischen Südostens,
für das CCRI-CG der EZLN
Subcomandante Insurgente Marcos

Reden und Texte von Subcomandante Marcos


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