Attac:
DIE WELT IST KEINE WARE -
EINE ANDERE WELT IST MÖGLICH!
Was will Attac?
Die Globalisierung ist ein Umbruch von historischen Dimensionen.
Sie verändert die Gesellschaft mit enormem Tempo und greift
tief in unsere Lebensbedingungen ein. Sie wird bisher einseitig
von mächtigen Wirtschaftsinteressen dominiert, von großen
Banken, Investmentfonds, Transnationalen Konzernen und anderen großen
Kapitalbesitzern. Ihr Leitbild ist der Neoliberalismus. Nach dieser
Ideologie lassen sich die gesellschaftlichen Probleme am besten
lösen, wenn man sie dem Markt und den Privatunternehmen überlässt.
Das neoliberale Versprechen, die Globalisierung bringe Wohlstand
für alle, hat sich jedoch nicht erfüllt, im Gegenteil:
- Die soziale Kluft zwischen Nord und Süd wird tiefer. Während
die Reichen immer reicher werden, wächst die Armut in der Dritten
Welt. Durch Finanz- und Wirtschaftskrisen werden über Nacht
ganze Volkswirtschaften ruiniert und verlieren Hunderttausende ihren
Arbeitsplatz. Die Armut ist in die Industrieländer zurückgekehrt.
Auch bei uns nehmen soziale Unsicherheit, Ausgrenzung und Ungerechtigkeit
zu. Die sozialen Sicherungssysteme werden abgebaut und sind von
Privatisierung bedroht. Renten, Gesundheit, Bildung sollen zur Ware
werden. Demokratie wird untergraben, weil Global Players mit der
Drohung, den "Standort" zu wechseln, zunehmend die Politik
diktieren. Neue Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern entstehen.
Die Deregulierung der Arbeitsmärkte und der Sozialabbau werden
wesentlich mithilfe unter- und unbezahlter, flexibler Frauenarbeit
vollzogen. Auch Männerarbeit wird zunehmend nach diesem Modell
der weltweit ungeschützten flexibilisierten Billigjobs dereguliert
und globalisiert.
- Die Globalisierung hat zu einer krassen Zunahme sexistischer
und struktureller Gewalt gegen Frauen wie z. B. des transnationalen
Handels mit Frauen und Kindern geführt. Die Opfer der neuen,
globalisierten Kriege sind ebenfalls in überwiegender Mehrheit
Frauen und Kinder. Die Lösung der Umweltprobleme wird verschleppt.
Die natürlichen Lebensgrundlagen werden durch die Unterwerfung
unter die Marktlogik zerstört. Kulturelle Vielfalt wird durch
eine ökonomisch mächtige Kulturindustrie eingeebnet. Die
Suggestivkraft von Werbung und Markenlogos bestimmt immer stärker
Wertorientierungen und gesellschaftliche Leitbilder.
- Neben anderen Gründen sind es hegemoniale Interessen und
neue Rohstoffquellen (Öl und Gas), zu deren Sicherung reiche
Industriestaaten zunehmend militärische Planungen und kriegerische
Interventionen durchführen. Die neoliberale Globalisierung
hat sehr viele Verlierer und nur wenige Gewinner hervorgebracht.
Sie begünstigt damit politische Destabilisierung und ist ein
Grund für Gewalt, Krieg und Terrorismus. Dies führt zur
Rechtfertigung von weltweiter Aufrüstung, von Militarisierung
und zur Aushöhlung demokratischer Rechte. Wir brauchen eine
andere Politik
Die neoliberale Globalisierung ist keineswegs schicksalhaft und
alternativlos. Sie ist von den Regierungen der großen Industrieländer
und mit Hilfe von Internationalem Währungsfonds (IWF), Weltbank
und Welthandelsorganisation (WTO) zielgerichtet betrieben worden.
Deutschland und die EU spielen dabei sowohl nach innen (Liberalisierung
der Binnenmärkte) als auch bei der neoliberalen Zurichtung
der Weltwirtschaft eine maßgebliche Rolle.
Dazu gab und gibt es wirtschafts- und gesellschaftspolitische Alternativen.
Wir setzen uns ein für eine ökologische und solidarische
Weltwirtschaftsordnung. In ihr gibt es mehr gleichberechtigte internationale
Zusammenarbeit und eine nachhaltige, umweltgerechte Entwicklung
des Nordens wie des Südens. Wir wollen eine Welt, in der Demokratie
für alle Menschen gewährleistet ist und kulturelle Vielfalt
erhalten bleibt.
Diese Ziele sind nur durchsetzbar, wenn es eine starke, international
handelnde gesellschaftliche Bewegung gibt. Attac ist Teil dieser
Bewegung, die sich in Seattle, Prag, Genua sowie anderen Orten formiert
hat und sich unter anderem im Weltsozialforum von Porto Alegre weiter
entwickelt.
- Attac will als Teil der außerparlamentarischen Bewegung
einen Beitrag für eine umfassende Demokratisierung der Gesellschaft
leisten.
- Attac streitet für eine neue Weltwirtschaftsordnung, in der
der Reichtum der Welt gerecht verteilt und ökologisch genutzt
wird.
- Attac ist Bestandteil der Antikriegs- und Friedensbewegung, denn
eine gerechte Welt ist ohne Frieden nicht möglich.
Attac setzt sich ein für:
- Ein Ende der neuen Kriegsvorbereitungen und Kriege und für
zivile und friedliche Konfliktlösungen. Eine Militarisierung
der Außenpolitik und Kriegseinsätze der Bundeswehr im
Ausland lehnen wir ab.
- Die Einführung einer Steuer auf internationale Finanztransaktionen,
sog. Tobinsteuer und die Verwendung der Einnahmen für internationale
Umwelt- und Entwicklungsaufgaben.
- Die Schließung der Steueroasen, die Regulierung von Derivaten
und das Verbot von hochspekulativen Fonds (sog. Hedge-Fonds).
- Die stärkere Besteuerung von Kapitaleinkünften und großen
Vermögen.
- Die Lösung der Schuldenkrise der Entwicklungsländer,
die Beendigung der neoliberalen Strukturanpassung sowie die Ablösung
der Diktatur der Gläubiger durch ein faires und transparentes
Verfahren. - Eine Welthandelsordnung, die den Interessen der Entwicklungsländer,
sozial Benachteiligten und der Umwelt Vorrang einräumt.
- Internationale Institutionen, die diesen Zielen und nicht den
Interessen von Industrieländern, Konzernen und korrupten Eliten
dienen.
- Ein demokratisches und soziales Europa, das sich an den Bedürfnissen
der Menschen und der Solidarität mit den anderen Teilen der
Welt orientiert. Wir wehren uns gegen die Einschränkung des
Demonstrationsrechtes, der Bewegungsfreiheit, des Rechts auf freie
Meinungsäußerung. Wir weisen die Kriminalisierung der
Bewegung gegen die neoliberale Globalisierung zurück.
- Eine demokratische Reform der öffentlichen Dienstleistungen.
Wir setzen uns ein für ein Niveau sozialer Sicherung, das allen
ein menschenwürdiges Leben ermöglicht. Wir wenden uns
gegen Privatisierung öffentlicher Dienste und der Aufgaben
der öffentlichen Daseinsvorsorge z. Bsp. des Gesundheits- und
Bildungssystems sowie der Wasserversorgung, wie sie im Rahmen des
GATS-Abkommens droht. Die Privatisierung öffentlicher Güter
und genetischer Ressourcen lehnen wir ab.
- Ein System der solidarischen Alterssicherung.
- Umverteilung und Umbewertung von Erwerbs- und unbezahlter Arbeit
im Rahmen der Internationalen und geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung.
- Eine soziale und ökologische Gestaltung der Landwirtschaft.
Gentechnisch veränderten Produkte und Patente auf Leben lehnen
wir ab.
- Die Regulierung und Einschränkung der Macht transnationaler
Konzerne und ökonomischer Machtzusammenballungen durch Kartelle
und Fusionen. Wir fordern u.a. höhere Unternehmenssteuern,
existenzsichernde Löhne, Arbeitsrechte und Mitentscheidungsrechte
für Beschäftigte, Gleichstellungsauflagen, soziale und
ökologische Standards.
Nehmen wir gemeinsam die Zukunft unserer Welt in die Hand!
Attac, 2002. Attac-Netzwerk
- Für eine solidarische Weltwirtschaft gegen neoliberale Globalisierung -
www.attac-netzwerk.de
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