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Dario Fo, Franca Rame, Jacobo Fo:
GEBT DEM FRIEDEN EINE CHANCE
- Literatur-Nobelpreisträger, Dramaturg und Schriftsteller Dario
Fo schreibt zusammen mit Franca Rame und Jacobo Fo über die Hintergründe
und Folgen der Tragödie des 11. September 2001 in den USA. -
Was geschehen ist könnte zu Panik, Stille, Verzweiflung veranlassen.
Die Welt ist von einem ihrer unzähligen Massaker geschlagen worden.
Trotz Schmerz es ist notwendig zu reden, versuchen zu verstehen.
Das erste was uns einfällt, ist die Absurdität der Umstände
außerhalb des Fernsehens. Die Welt ist im Angesicht dieser Tragödie
erstaunt stehengeblieben. Aber nicht die ganze. Die Börsen der
Welt haben keine Sekunde aufgehört Geld zu machen, mehr noch,
Sie haben intensiver gearbeitet.
Die Leute hingen noch am flammenden Wolkenkratzer bevor diese in sich
zusammenstürzten und schon schrien die Brokers in Ihre Handys:
kaufe Erdöl! Verkaufe alles! Kaufe Erdöl! Und während
in wenigen Minuten die Aktien 10% ihres Wertes verloren, der Barrel
Öl 10 Dollar mehr kostete, machten die Schlauen Billionen Dollar
Gewinne.
Und während die Präsidenten aller europäische Länder
sich beeilten Ihr Mitgefühl auszusprechen, berechneten Ihre Bankiers
die Kommastellen vom Kursgewinn des Euros gegenüber dem Dollar.
Niemand dachte daran als ein Zeichen von Respekt vor den noch frischen
Leichen die Börsen zu schließen. Die grausame Bestie des
Kapitalismus bohrt glücklich Ihre Zähne ins Fleisch der
Toten und strahlende Vermögen bildeten sich in wenigen Stunden.
Es überrascht nicht: die großen Spekulanten waten in einer
Wirtschaft die jedes Jahr 20 Millionen Menschen an Armut sterben lässt.
Was sind da die 20 Tausend von N.Y?
Ein anderes schreckliches Bild: die Leute auf den Straßen in
palästinensischen Vierteln, vom Krieg zerstört, haben das
Massaker bejubelt. Leute die einen Toten in der Familie haben, sind
nicht mehr imstande die Absurdität des Todes, jedes einzelnen
Todes, zu begreifen.
Das System der Gewalt, der Ausbeutung, des organisierten Genozids
der Armen und Verlassenen erzeugt eine Gefühllosigkeit gegenüber
der Gewalt. Die Logik der Vergeltung lebt.
Seit Jahren bombardieren fast jeden Tag Flugzeuge der USA den Irak.
Unter dem Vorwand Radarsysteme zu vernichten, töten sie Frauen
und Kinder. Und das westliche Fernsehen drückt sich davor zu
berichten. Logisch, diese Leute sind Dreck, Tausende sterben wegen
Kontamination der Erde durch Uranmunition, durch Mangel an Medikamenten
wegen des Embargos, alles geschieht unter der mit Verachtung beladenen
Stille der westlichen Massenmedien. Die Tränen der Fernseh-Journalisten
sind beschämend, weil sie schweigen über die Verbrechen
des westlichen Christentums und deren Folgen.
Es ist grausam aber es ist so: die Verzweiflung erzeugt Rachewahn.
Eine Rache die nichts nützt, eine Rache die andere Massaker bei
den Verstoßenen der Welt hervorbringen wird.
Und Achtung: dieses furchtbare Massaker von Gestern wurde nicht durch
einen Knopfdruck aus einem sicheren Flugzeug aus betätigt. Hier
gibt es Dutzende von Personen, die so verrückt waren, sich gemeinsam
umzubringen und damit die "Weißen Dämonen" zu
schlagen. Dieser Akt der Verzweiflung sollte uns zum Nachdenken bewegen.
Dieser Tag des Terrors müßte den Anhängern des Machtkultes
des "weißen Mannes" lehren, dass es in einer Welt,
wo Massaker und Pflichtverletzung Gesetz sind , keine Sicherheit und
Frieden für niemand auf der Welt geben kann.
Es ist schon eine Tatsache: die modernen Technologien machen Individuen
so mächtig, dass kein Sicherheitssystem Sie schützen kann.
Nun ist er nicht mehr möglich, der Glaube an die Sicherheit,
nicht einmal für die reichen Nordamerikaner. Es gibt keinen Platz,
wo man außer Gefahr sein kann. Der furchterregende Hund des
Wahns kann überall und jeden beißen.
Die Fernseh-Journalisten staunen (Idioten) weil die super Kontrollsysteme
der USA nicht vermeiden konnten, daß vier Ihrer Flugzeuge abhanden
gekommen sind und als gigantische Bomben in die am besten überwachten
Plätze der Welt einschlagen konnten. Sie wollen nicht verstehen,
daß die modernen Technologien und das unkontrollierbare Wachstum
in den großen Städten Dutzende von Möglichkeiten für
solche Massaker bieten. Diese schrecklichen Attentate haben die Absichten
Bushs ein Schutzschild im All zu bauen lächerlich gemacht.
Heute hat man Flugzeuge gebraucht, gestern Nervengas in Japan, Gasflaschen
in Moskau .... Morgen wird der Schrei : Es gibt eine Bombe! in einem
Stadium zu rufen genügen um eine Verwüstung zu provozieren.
Ein modernes Land kann nicht die Sicherheit gewährleisten ohne
das "normale" Leben ihre Bürger zu erwürgen. Es
gibt keinen Weg dazu. Niemand kann Millionen von Menschen zu Hause
einsperren. Die einzige Sicherheitsgarantie für die reiche Welt
ist die Wunden des Hungers und des Mißbrauchs zu heilen, sonst
entsteht ein dramatischer "Humus Sozial" der zu wahnsinniger
Gewalt führen könnte. Achtung: niemand kann im Moment sagen
wer die Hände der Kamikaze bewaffnet hat. Islamische Extremisten?
Rechtsradikale aus Amerika? Wahnsinniger Zionisten? Wer weiß
es?
Das Oklahoma Attentat , daß bis gestern größte Massaker
dieser Art, wurde islamischen Terroristen zugeschrieben und später
hat sich herausgestellt, daß die Täter weiße faschistische
Terroristen waren die eine Antiislamistische Reaktion hervorrufen
wollten.
Man könnte auch entdecken, daß hinter dem Massaker vom
Dienstag sich alle terroristischen Fraktionen und alle Geheimdienste
gemeinsam zum Versuch die Gesellschaft ins Chaos zu führen, verbergen.
Eine Sache ist wahr, weiter weg sind die materiellen Täter für
dieses Massaker verantwortlich, diese Gewalt ist eine legitime Tochter
der Gewaltkultur, des Hungers und der menschlichen Ausbeutung,
Diese Gewalt, diese Morde machen die glücklich, die Millionen
von Dollar gewannen durch Erdöl-Spekulationen. Die Waffenhändler
und die Terrorchefs feiern gemeinsam mit den Generälen und Admirälen,
müde von diesem schleppenden Frieden, der jeden Tag des Kriegszustand
und die Gewinne der Personenbombe bedroht.
Morgen werden die Kampfflugzeuge irgendein verlassenes Dorf bombardieren,
töten wehrlose Zivilisten mit der Ausrede der Gerechtigkeit und
die Lobbys der Hyäne werden die Militärkosten würdigen.
Eine individualistische Wahl.
"Die USA muß sofort auf diesen Angriff antworten"
hat ein Schwachsinniger auf der Straße geschrien und seine Worte
sind von Tausenden Nachrichten um die Welt gesendet worden.
"Vergeltung" schreit Bush, der Henker von Texas. Die werden
schlagen, für jeden Weißen werden 10 mit dunklerer Hautfarbe
sterben müssen.
Und Jemand wird eine Demonstration auf der Plaza veranstalten und
wieder einmal wird die Polizei töten. Man muss sich klar werden
daß dieser Moment sehr schwierig ist.
Das ist eine neue Form des getarnten Krieges in den sie uns führen
wollen. Die Partei des Friedens hat eine einzige Möglichkeit:
störrisch mit den Instrumenten des Friedens weiter zu arbeiten.
Mit aller Kraft zu behaupten, daß wir es können und daß
es notwendig ist, die finanzielle Unterstützung den Multinationalen
des Todes zu entziehen.
Heute mehr denn je ist die individuelle Wahl von Millionen von Personen
das einzig mögliche Instrument, die einzig gewinnende Strategie.
Nehmen wir unser Geld den Banken, die Waffenhandel finanzieren, weg,
weg von der Wirtschaft der Schmerzen, kaufen wir kein Esso Benzin
mehr, keine Nestle Produkte, trinken wir nicht mehr Coca Cola, essen
wir nicht mehr bei Mac Donalds, verkaufen wir unsere Benzin-Autos
und bestellen wir elektrisch betriebene dafür. Sparen wir bei
Fonds mit ethischen Zwecken, kündigen wir unsere Versicherungen,
die mit dem Mordsystem zusammenarbeiren, kaufen wir keine Autos von
Erzeugern der Personenbomben, kaufen wir keine Schuhe, die von Kindersklaven
erzeugt wurden, essen wir keine Nahrungsmittel der Chemie, verlassen
wir die Marken, die um jeden Preis der Gewinnkultur dienen.
In diesen Jahren haben wir mit Erfolg gearbeitet, um zu zeigen, daß
die Kompatibiltität unseres Konsums, das Sparen, bessere Produkte
zu haben, möglich ist. Und gleichzeitig den Todesmarkt zu boykottieren,
in dem wir unser Geld nicht in Ihre Mühle einbringen.
Heutzutage ist diese Wahl nicht nur gerecht und ratsam, sie ist auch
dringend notwendig und nicht zu geringschätzen. Wir bitten D
I C H sofort um diese Geste, jetzt gleich. Es gibt keine Zeit um darüber
nachzudenken.
Der Zug des Kapitalismus beschleunigt seine Geschwindigkeit, zielt
mit absolutem Entschluß zu Krieg und Vernichtung des Planeten.
Die einzige Möglichkeit ist ihm keinen Sprit mehr zu liefern.
Jetzt gleich. Die Welt wird von Geld regiert. Die Mächtigen reagieren
nur mit Sensibilität auf das Argument des Geldes. Gebt dem Frieden
eine Möglichkeit, sofort. Fange Du an. Warte nicht auf andere.
Jeder Peso den Du den Herren der Welt entreißt ist ein Atemzug
den Du der Menschheit schenkst.
Wähle jedes mal beim einkaufen.
Dario Fo, Franca Rame, Jacobo Fo; Sept. 2001.
(Übersetzt von spanish native speakers; korrekturgelesen von
nur wenig spanisch sprechenden ohne spanischer vorlage: darum mit
milde zu lesen: korrekturvorschläge erwünscht!
Quelle: http://www.dada.at/niemand/stories/storyReader$295)
Dario Fo / Extremer als jede Farce
Archivio Dario Fo e Franca Rame
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