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Claus Sterneck / Claus in Iceland
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Wolfgang Sterneck
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DAS FORUM:

- Das Forum - Transparenz und Vertrauen in der Gemeinschaft
- Dolores Richter / Das Forum - Werkzeug für Vertrauensbildung im Gemeinschaften
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DAS FORUM - TRANSPARENZ UND VERTRAUEN IN DER GEMEINSCHAFT

In jeder Gemeinschaft gibt es wesentliche innere Vorgänge, die darüber entscheiden, ob die Menschen einander vertrauen können. Diese Vorgänge haben meistens zu tun mit Macht, Geld, Sex und Liebe. Wenn diese Themen nicht durchschaubar sind, kommt es zu vielfältigen Spekulationen, zu Mißtrauen, Abgrenzungen usw., die das Klima untergründig bestimmen. Transparenz der Gedanken, der Liebesvorgänge, der Macht- und Entscheidungsstrukturen, der wirklichen Absichten, - und die Unterscheidung von sachlicher Diskussion und emotionellen Vorgängen - sind wesentliche Bausteine für Vertrauensbildung in Gemeinschaften.

Einen wichtigen Beitrag dazu leistet das Forum als künstlerische Gesprächsgestaltung, als Bühne für die inneren Vorgänge der Menschen: seine wirklichen Beweggründe, seine Gefühle und Gedanken. Es dient der Transparenz, der Mitteilung, der Aufklärung ungelöster Situationen im Alltag, und es kann auch als Katalysator für die eigene Entwicklung genutzt werden.

Das Forum ist eine Form der exemplarischen Forschung am “Phänomen Mensch”. Es bringt persönliche oder gesellschaftliche Themen auf eine allgemeingültige menschliche Bühne: Ein Mensch macht sich zum Thema im Sinne eines Beispiels. Er weiß, daß das, was er vorbringt, für viele gilt. Um dieses Bewußtsein zu fördern, wählt man die Form einer Bühne oder Mitte, das heißt, der Darsteller ist im Mittelpunkt, und die anderen sind Publikum. Ihm gehört die ganze Aufmerksamkeit, er hat Raum zu sprechen und zu agieren, ohne von den anderen unterbrochen zu werden. Wenn der Darsteller fertig ist, können andere auftreten und ausdrücken, was sie wahrgenommen haben. Dadurch bekommt der Darsteller ein Feedback. Er kann erfahren, was andere über ihn denken, was sie zu seinem Thema ergänzend zu sagen haben. Die Klarheit zu wissen, was andere denken, an ihm schätzen, was sie vielleicht daran hindert, mit ihm in Kontakt zu kommen, welche Bedeutung er für die anderen hat, diese Klarheit braucht jeder Mensch, sie macht ihn zu einem sozialen Wesen.

Das Forum wird jeweils von einem/r Forumsleiter/in geleitet. Ihre Aufgabe ist, die Darstellung so zu führen, daß ihr allgemeingültiger Charakter sichtbar wird und dadurch ein Lernprozeß für alle Beteiligten möglich ist. Sie darf eingreifen, auch schon mal den Darsteller verwirren, unterbrechen oder von seinem geraden Weg abbringen, wenn er sich allzu gewohnheitsmäßig bewegt. Es ist sinnlos, jemanden ewig reden zu lassen, wenn es langatmig oder uninteressant ist. Transparenz heißt in diesem Fall, daß derjenige das erfährt, statt daß man ihm treu und brav zuhört und ihn langweilig findet. Er wird in den meisten Fällen für eine Unterbrechung dankbarer sein, als wenn man ihn desinteressiert reden ließe.

Je mehr man über die eigenen Strukturen weiß, desto schneller kann man sie bei anderen wahrnehmen und unterstützend eingreifen. Eine möglichst weitgehende Bewußtheit über die eigenen emotionellen Hintergründe, die eigentlichen Gedanken und Gefühle sind die Qualifikation einer Forumsleitung. Sie hat ein großes menschliches Wissen und eine hohe soziale Kompetenz. Gleichzeitig ist sie Teil der Gruppe, die die Rolle der Leitung für ein Forum übernommen hat. Sie ist eine Art Medium, das die Energien, Themen und Abläufe bündelt, lenkt und gestaltet. Sie hat keine Antworten und Lösungen, sondern fokussiert, fragt nach oder spiegelt dem Darsteller, was sie wahrnimmt. Es ist wichtig, daß alle ihr einen Vertrauensvorschuß geben und ihre Gestaltungsvorschläge spielerisch befolgen. Die Leitung kann ihre Rolle nur einnehmen, wenn sie sie auch voll übertragen bekommt und der Darsteller nicht innerlich oder äußerlich mit ihr diskutiert. Trotzdem steht sie nicht über der Gruppe, sie ist Teil der Gemeinschaft und kritisierbar. Gibt es Fragen oder Kritik an der Leitung, ist es sinnvoll, diese in einem Nachgespräch nach dem Forum zu formulieren, aber nicht währenddessen. Hat die Forumsleitung das Vertrauen der Gruppe, entsteht eine hohe Energie, die das Durchbrechen von Gewohnheiten und ein kooperatives und kreatives Spiel ermöglicht.

Das Forum ist nicht vorrangig auf Lösung eines Themas ausgerichtet. Vielmehr geht es um Sichtbarmachen des Wesentlichen, um das Sehen, was ist. Sehen ist Lieben; man sieht das Wesen, einen wesentlichen Moment eines Menschen und empfindet Liebe - jenseits persönlicher Sympathie. Das Ideal des Forums ist, die Schönheit des Menschen, seine größere Gestalt, seine “Zielgestalt” hervorzubringen. Oft geht es auch um ein Sortieren der verschiedenen Faktoren und Gefühle, die auf eine Situation einwirken. Die Lösung des Themas findet sich dann vielmehr in einer Loslösung - im Verstehen und Loslassen von der Verhaftung. Diese Loslösung geschieht nie geradlinig, sondern auf spielerischen Umwegen, die manchmal scheinbar vom Thema wegführen. Das Forum will Energiesteigerung, Lebendigkeit, Lebensausdruck. Gelingt die Energiesteigerung, ereignet sich körperlich und seelisch ein Perspektivwechsel, eine neue Ausgangsposition, von wo aus sich die Lösung des Themas vollziehen kann. In diesem Sinn arbeitet das Forum auf die Veränderung und Befreiung im Augenblick hin.

Das Forum ist außerdem ein Ort der Wertebildung in einer Gemeinschaft. Hier entwickeln sich die Umgangsformen, Werte und Orientierungen, die der Gemeinschaft zugrundeliegen. Das Forum braucht eine gemeinsame geistige Grundlage der teilnehmenden Menschen und eine Übereinstimmung über die Richtung der persönlichen und gemeinschaftlichenEntwicklung. Wenn auch im Forum eine direkte energetische Veränderung oder Erkenntnis bewirkt werden kann, so ist es doch oft nur ein Anstoß, ein Sichtbarmachen des Themas - und die Veränderung muß der einzelne selbst wollen und bewirken. Dafür braucht es Erkenntnis und meist eine Entscheidung geistiger Art (Arbeit an den eigenen Glaubenssätzen, Weltbild, Schaffen neuer Erfahrungen und Verhaltensmöglichkeiten im Alltag). Damit das Forum nicht als Müllhalde für unverdaute Emotionalität mißbraucht wird, bedarf es begleitend einer hohen geistigen Eigenarbeit der einzelnen und gemeinschaftliche Werte, die einen Maßstab setzen, welche Richtung gewünscht ist und welche nicht. Und es braucht den Aufbau eines neuen Lebens- und Liebeszusammenhangs, einer Kultur, in der die Wahrheit erwünscht ist.

Das Forum ist keine neutrale Moderation - es verfolgt etwas. Es möchte wegführen von der Nabelschau hin zur Verbundenheit mit anderen Menschen, hin zu Anteilnahme und Verantwortung. Ihm liegt ein Menschenbild zugrunde, in dem der Mensch sich nicht ausschließlich identifiziert mit seiner momentanen materiellen und biographischen Wirklichkeit, sondern sich durch eine spirituelle Lebensführung wieder verbindet mit dem eigenen inneren und universellen Wissen. Das Forum nimmt Partei für das Authentische, das Leben, die Wahrheit - für das, was ans Licht will jenseits von Höflichkeit und alltäglichen Verstellungsmanövern. Wir haben uns so an unsere Verstellung gewöhnt, daß wir oft selber glauben, wir seien traurig oder glücklich, obwohl wir es gar nicht sind. Wir lachen, wo wir heulen könnten, wir weisen gerade die Menschen ab, die wir am meisten begehren, wir sagen nein, wo wir ja meinen, und ja, wo wir nein meinen.

Um herauszufinden, was innerlich wirklich los ist, kann man im Forum versuchsweise andere Positionen einnehmen und ausprobieren, wie sich das anfühlt. Oft braucht es eine energetische Veränderung, damit ein Gedanke von innen kommen und den Leib, den ganzen Menschen erfassen kann. Im Forum kann man diese Flexiblität und Leichtigkeit üben, auch im Umgang mit den eigenen Emotionen. Man spielt verschiedene Rollen oder Verhaltensmöglichkeiten durch. Dabei kann sich zum Beispiel herausstellen, daß der vordergründigen Wut auf einen Menschen der Wunsch nach mehr Kontakt zu ihm zugrunde liegt. Wenn man Kontakt zu diesem Wunsch findet und ihn ausdrücken kann, verschwindet die Wut von selbst. Dieses Durchspielen verschiedener Verhaltensweisen und die theatralische Gestaltung von emotionellen Vorgängen dient der “Ent-identifizierung”: Die Art, wie ich im Moment denke oder reagiere, ist eine Möglichkeit von vielen. Ent-identifizierung heißt, einen inneren Beobachtungsstandort zu haben, der verbunden ist mit einer “ewigeren” Sichtweise. Diese ist nicht identifiziert, nicht verhaftet mit dem scheinbar so wichtigen oder notwendigen Vorhaben, Bedürfnissen, Ängsten oder Berechnungen dieses einen Augenblicks. Deshalb ergibt sich von diesem Standort aus eine Verhaltensmöglichkeit, die leichter und spielerischer ist als die alltägliche.

Sie projiziert nicht die Erfahrungen der Vergangenheit in die Zukunft, sondern orientiert sich an den Fähigkeiten des nicht ans Ego gebundenen Wesens. Sie führt uns zu unserem Kern, unserer inneren Wahrheit, dem unverstellten Lebensausdruck.

Auf der Bühne des Forums gehtes um Wahrheit. Mit Wahrheit ist nichts Moralisches gemeint, vielmehr das, was kommt, wenn man ganz nach innen horcht und den Menschen vertraut, was kommt, wenn es sich nicht mehr lohnt, die Fassaden aufrechterzuhalten. Was man dann sieht, ist nicht immer angenehm. Gerade zu Beginn der Forumsarbeit kommt oft zuerst das Unterdrückte und Verheimlichte ans Licht. Aber ein gutes Forum wird die Schattenseite des Menschen so hervorholen, daß es zum Genuß aller dient. Angst, Konkurrenz, Neid, Eifersucht oder Boshaftigkeit sollten besser in gestalteter Weise auf die Bühne kommen als untergründig das Klima verpesten.

Der Weg zu sozialem Bewußtsein, zu Anteilnahme und Kontakt verlangt einen inneren Wandlungsprozeß. Was heißt Wandlungsprozeß? - “Es heißt, daß Liebe und Haß aus ihrer wechselseitigen Umschlingung gelöst werden; daß man keine Angst mehr hat, wo man kämpfen sollte, und keine Hemmung mehr, wo Hingabe erwünscht wäre; daß man sich nicht zu einem Lächeln zwingt, wo man weinen oder schreien möchte; daß man wieder unterscheiden lernt zwischen Liebe und Anlehnungsbedürfnis; zwischen einer Zustimmung des Herzens und eine Zustimmung aus Angst vor Ablehnung; daß man die Freundin nicht mehr mit der eigenen Mutter verwechselt und den Freund nicht mehr mit dem Papa, die eigene Wehleidigkeit nicht mehr mit Nächstenliebe, die Wut der persönlichen Verletztheit nicht mit dem Zorn auf die Zerstörer des Lebens und die eigene Feigheit nicht mehr mit Rücksichtnahme oder Toleranz....” (Aufbruch zur neuen Kultur, Dieter Duhm, 1984).

Das Forum ist eine Schule der Welt, ist Lebensforschung. Mancher staunt über das, was er selber sagt, wenn er mal in einen befreienden Redefluß gekommen ist. An sich selbst und an anderen erfährt er Erstaunliches über das Phänomen Mensch, - seine Schönheit, seine Größe, seine Verirrungen und seine Gewaltigkeit. Er erfährt die Widerspiegelungen der Menschheitsgeschichte an einzelnen Personen.

www.zegg.de/2001/selbstdarstellung/textevortraege/forum.htm

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Dolores Richter:

DAS FORUM
- Werkzeug für Vertrauensbildung im Gemeinschaften -

Wer hat hier was zu sagen? Was macht ihr bei Krach? Wie macht ihr es mit der Liebe? Wie macht ihr es mit dem Geld? Das sind die vier häufigsten Fragen, die einer Gemeinschaft gestellt werden - und die Themen, an denen eine Gemeinschaft am häufigsten scheitert. Es braucht Werkzeuge, um mit Konflikten umzugehen. Das ”Forum” ist ein solches Instrument, es versteckt Probleme und Konflikte nicht, es lässt sich auch nicht von ihnen terrorisieren, sondern nutzt sie als Stoff für Kunst und Gestaltung. Die darstellende Person tritt in die Mitte der Gemeinschaft und benennt, gestaltet oder verfremdet ihr Anliegen. Das Publikum übt sich in der Kunst der Wahrnehmung, unterstützt, hält die Energie und gibt anschließend Feedback. ’Das Forum ist keine Therapie und keine Garantie für Konfliktlösung, aber es ist ein gutes Mittel im anderen immer wieder das kreative und menschliche Potential zu sehen - jenseits vom Alltag. Ohne das Forum würde die Gemeinschaft nicht mehr existieren” sagen BewohnerInnen des ZEGG.

Gemeinschaft aufbauen heißt, eine Kultur zu schaffen für Lebensausdruck, Liebe, Wahrheit. Gemeinschaften sind Forschungslabors für die Frage: Wie können wir einander Geburtshelfer sein, um das Leben zu leben, das unserer tiefsten Sehnsucht entspricht? Welche sozialen Strukturen, welche Rituale und Zusammenkünfte braucht es, damit der Mensch in seiner ganzen Größe hineinpasst, als sexuelles, spirituelles und politisches Wesen? Wie entsteht Vertrauen und Wahrheit? Wie lernen wir zu lieben ohne Angst vor Verlust, wie bleiben wir treu ohne falsche Versprechen, wie verbinden wir den Wunsch nach Intimität und Dauer mit dem nach Freiheit und Abenteuer?

Ein ”Instrument” dieses Forschungslabors ist das ”Forum”. Es ist eine ritualisierte Kommunikationsform für Gruppen, in dem alle Beteiligten den Raum der Wahrnehmung betreten. Ihr gemeinsames Interesse sind die genannten Forschungsfragen. Das Forum ist also ein Ort, an dem der Mensch als geschichtliches und soziales Wesen betrachtet und ”studiert” wird. Denn eine Lebenskultur wird nicht am grünen Tisch entworfen, sondern anhand der Fragen und Prozesse, die die Einzelnen im Forum exemplarisch in die Mitte bringen. Die ”Ergebnisse” werden idealer Weise immer wieder aufgearbeitet und münden in die Konzeptarbeit für die Gemeinschaft.

Gleichzeitig dient das Forum der Transparenz in der Gruppe. Es braucht Transparenz in den wesentlichen Bereichen wie Liebe, Sex, Macht und Geld, um menschlich funktionierende Gemeinschaft aufzubauen. Wenn diese Bereiche nicht für alle Beteiligten durchschaubar sind entsteht immer ein Bodensatz an Misstrauen, Konkurrenz oder Neid, der früher oder später das Gefüge sprengt.

Im Forum werden diese Themen, die dunklen wie die hellen Seiten der Menschen, auf freundschaftliche und vergnügliche Weise ans Licht gebracht. Vergnüglich werden sie vor allem durch theatralische Gestaltung, Übertreibung, Verfremdung: ein Kunstgriff, um uns nicht zu sehr zu identifizieren und mit mehr Leichtigkeit auf die Dinge zu schauen.

Die geistige Basis des Forums

Das Forum will den Menschen als Ganzes erfassen und verstehen: Wir versuchen zu hören, was neben seinen Worten durchklingt, wir versuchen seine Körpersprache zu lesen und ihn im Kontext seiner Lebensgeschichte im aktuellen sozialen Umfeld wahrzunehmen. Während eine Person ihr Thema darstellt, ”gehen wir in ihren Mokkassins”, sehen~die Welt aus ihrer Perspektive, ahnen wie andere Menschen die eine ähnliche Geschichte oder Herkunft haben wie sie, denken. Wir fühlen die Parallelen zu uns selbst - wir betreten einen Raum der Erkenntnis, der frei ist von Bewertung oder Urteil.

Das Forum folgt hier einem spirituellen Prinzip: Es ist unmöglich, die Dinge richtig zu erkennen, solange man sie allein von seinem persönlichen Standpunkt aus beurteilt; so wie es keine Verständigung geben kann, wenn wir davon ausgehen, dass wir die einzige und alleinige Wahrheit vertreten. - Das gilt vor allem für Situationen, wo wir im Konflikt stehen: Wir müssen den verengten Blickpunkt unseres Standorts erweitern durch den Blickpunkt des anderen, insbesondere des anderen, mit dem wir in einem Konflikt stehen. Wenn wir auf diese Weise unsere Sichtweise erweitert haben, können wir eine dritte Ebene finden, die beide Perspektiven zu integrieren vermag. Diese Ebene ist die universelle Ebene. Und wenn ein Mensch sich auf dieser Ebene gesehen fühlt, fühlt er sich ”erkannt”. Er fühlt sofort Vertrauen. Er fühlt, dass er nicht nach momentanen Erfolgen oder Misserfolgen bewertet wird sondern dass man ihn wahrnimmt jenseits der Launen des Alltags. Der Mensch ist ein universelles Wesen, er hat neben allen Fragen und Konflikten, die ihn im Moment einnehmen, einen Kern, ein Wesen, ein Stück ”Ewigkeit”. Wir kennen diesen Kern aus der Meditation oder aus der asiatischen Kampfkunst: das innere Zentrum oder Hara. Wenn wir mit diesem Zentrum verbunden sind, haben wir Zugang zu der universellen Perspektive: wir mögen dieselbe Frage, denselben Konflikt haben wie vorher, aber er hat uns nicht. Unser Geist ist nicht belagert, er stellt die Frage voller Interesse und ist gespannt auf die Antworten, die auf ihn zukommen werden. Das Vertrauensniveau in einer Gruppe ist um so höher, je mehr die Teilnehmer sich in dem Training der Verbundenheit mit dem Zentrum befinden. Es versteht sich von selbst, dass das Training der Verbundenheit auch über das Forum hinaus geübt sein will - eine lebenswichtige spirituelle Praxis für Gemeinschaftsmitglieder. Im Forum werden all diese Perspektiven geübt.

Menschheitliche Bühne

Das Forum kann eine Größe von 12 bis 40 Menschen haben. Die Gruppe bildet einen Kreis, die Mitte stellt eine menschheitliche Bühne dar, die von Einzelnen für Fragen, Mitteilungen, Konflikte und Darstellungen genutzt werden kann. Das Forum wird geleitet von einer Forumsleitung. Die leitende Person halt den Fokus und führt die Darstellung so, dass ein tieferes Sehen und Verstehen möglich ist. Während einer Darstellung hat das Publikum die Aufgabe, den Energieraum zu halten, einen Schutz für den Darsteller zu bilden und wach zuzuhören. Nachdem der Darsteller seinen ”Auftritt” beendet hat, gehen TeilnehmerInnen aus dem Publikum in die Mitte und teilen mit, was sie gesehen, gefühlt, gedacht haben. Das Feedback sind assoziative Ergänzungen zu dem Thema, das in der Mitte behandelt wurde. Da sie aus den verschiedensten Blickwinkeln verschiedener Menschen formuliert werden, kommt ein großes Spektrum an Wissen zusammen.

Das Forum ist nicht vorrangig auf Lösung eines Themas ausgerichtet; vielmehr geht es um Sichtbarmachen, oft um ein Sortieren der verschiedenen Faktoren und Gefühle, die auf eine Situation einwirken. Die Lösung des Themas findet sich dann vielmehr in einer Loslösung - im Verstehen und Loslassen von der Verhaftung. Diese Loslösung geschieht nie geradlinig, sondern auf spielerischen Umwegen, die manchmal scheinbar vom Thema wegführen. Durch Energiesteigerung, Lebendigkeit, Lebensausdruck und vor allem durch künstlerische Gestaltung und Entfremdung ereignet sich körperlich und seelisch ein Perspektivwechsel, eine Entidentifizierung von dem Thema, eine neue Ausgangsposition, von wo aus sich die Lösung des Themas vollziehen kann. Durch das Feedback der Gruppe bekommt man wertvolle Informationen, wie man von anderen wahrgenommen wird, lernt das eigene Thema als Teil des menschheitlichen Themas zu begreifen und wird befreit von der Angst vor der unausgesprochenen Verurteilung anderer. Ein gelungenes Forum fühlt sich an wie ein Fest der Erkenntnis.


Aus: Die weibliche Stimme

Dank an Dolores Richter.

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