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DAS FORUM:
- Das Forum - Transparenz und Vertrauen in der Gemeinschaft
- Dolores Richter / Das Forum - Werkzeug für Vertrauensbildung
im Gemeinschaften
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DAS FORUM - TRANSPARENZ UND VERTRAUEN IN DER GEMEINSCHAFT
In jeder Gemeinschaft gibt es wesentliche innere Vorgänge,
die darüber entscheiden, ob die Menschen einander vertrauen
können. Diese Vorgänge haben meistens zu tun mit Macht,
Geld, Sex und Liebe. Wenn diese Themen nicht durchschaubar sind,
kommt es zu vielfältigen Spekulationen, zu Mißtrauen,
Abgrenzungen usw., die das Klima untergründig bestimmen. Transparenz
der Gedanken, der Liebesvorgänge, der Macht- und Entscheidungsstrukturen,
der wirklichen Absichten, - und die Unterscheidung von sachlicher
Diskussion und emotionellen Vorgängen - sind wesentliche Bausteine
für Vertrauensbildung in Gemeinschaften.
Einen wichtigen Beitrag dazu leistet das Forum als künstlerische
Gesprächsgestaltung, als Bühne für die inneren Vorgänge
der Menschen: seine wirklichen Beweggründe, seine Gefühle
und Gedanken. Es dient der Transparenz, der Mitteilung, der Aufklärung
ungelöster Situationen im Alltag, und es kann auch als Katalysator
für die eigene Entwicklung genutzt werden.
Das Forum ist eine Form der exemplarischen Forschung am Phänomen
Mensch. Es bringt persönliche oder gesellschaftliche
Themen auf eine allgemeingültige menschliche Bühne: Ein
Mensch macht sich zum Thema im Sinne eines Beispiels. Er weiß,
daß das, was er vorbringt, für viele gilt. Um dieses
Bewußtsein zu fördern, wählt man die Form einer
Bühne oder Mitte, das heißt, der Darsteller ist im Mittelpunkt,
und die anderen sind Publikum. Ihm gehört die ganze Aufmerksamkeit,
er hat Raum zu sprechen und zu agieren, ohne von den anderen unterbrochen
zu werden. Wenn der Darsteller fertig ist, können andere auftreten
und ausdrücken, was sie wahrgenommen haben. Dadurch bekommt
der Darsteller ein Feedback. Er kann erfahren, was andere über
ihn denken, was sie zu seinem Thema ergänzend zu sagen haben.
Die Klarheit zu wissen, was andere denken, an ihm schätzen,
was sie vielleicht daran hindert, mit ihm in Kontakt zu kommen,
welche Bedeutung er für die anderen hat, diese Klarheit braucht
jeder Mensch, sie macht ihn zu einem sozialen Wesen.
Das Forum wird jeweils von einem/r Forumsleiter/in geleitet. Ihre
Aufgabe ist, die Darstellung so zu führen, daß ihr allgemeingültiger
Charakter sichtbar wird und dadurch ein Lernprozeß für
alle Beteiligten möglich ist. Sie darf eingreifen, auch schon
mal den Darsteller verwirren, unterbrechen oder von seinem geraden
Weg abbringen, wenn er sich allzu gewohnheitsmäßig bewegt.
Es ist sinnlos, jemanden ewig reden zu lassen, wenn es langatmig
oder uninteressant ist. Transparenz heißt in diesem Fall,
daß derjenige das erfährt, statt daß man ihm treu
und brav zuhört und ihn langweilig findet. Er wird in den meisten
Fällen für eine Unterbrechung dankbarer sein, als wenn
man ihn desinteressiert reden ließe.
Je mehr man über die eigenen Strukturen weiß, desto
schneller kann man sie bei anderen wahrnehmen und unterstützend
eingreifen. Eine möglichst weitgehende Bewußtheit über
die eigenen emotionellen Hintergründe, die eigentlichen Gedanken
und Gefühle sind die Qualifikation einer Forumsleitung. Sie
hat ein großes menschliches Wissen und eine hohe soziale Kompetenz.
Gleichzeitig ist sie Teil der Gruppe, die die Rolle der Leitung
für ein Forum übernommen hat. Sie ist eine Art Medium,
das die Energien, Themen und Abläufe bündelt, lenkt und
gestaltet. Sie hat keine Antworten und Lösungen, sondern fokussiert,
fragt nach oder spiegelt dem Darsteller, was sie wahrnimmt. Es ist
wichtig, daß alle ihr einen Vertrauensvorschuß geben
und ihre Gestaltungsvorschläge spielerisch befolgen. Die Leitung
kann ihre Rolle nur einnehmen, wenn sie sie auch voll übertragen
bekommt und der Darsteller nicht innerlich oder äußerlich
mit ihr diskutiert. Trotzdem steht sie nicht über der Gruppe,
sie ist Teil der Gemeinschaft und kritisierbar. Gibt es Fragen oder
Kritik an der Leitung, ist es sinnvoll, diese in einem Nachgespräch
nach dem Forum zu formulieren, aber nicht währenddessen. Hat
die Forumsleitung das Vertrauen der Gruppe, entsteht eine hohe Energie,
die das Durchbrechen von Gewohnheiten und ein kooperatives und kreatives
Spiel ermöglicht.
Das Forum ist nicht vorrangig auf Lösung eines Themas ausgerichtet.
Vielmehr geht es um Sichtbarmachen des Wesentlichen, um das Sehen,
was ist. Sehen ist Lieben; man sieht das Wesen, einen wesentlichen
Moment eines Menschen und empfindet Liebe - jenseits persönlicher
Sympathie. Das Ideal des Forums ist, die Schönheit des Menschen,
seine größere Gestalt, seine Zielgestalt
hervorzubringen. Oft geht es auch um ein Sortieren der verschiedenen
Faktoren und Gefühle, die auf eine Situation einwirken. Die
Lösung des Themas findet sich dann vielmehr in einer Loslösung
- im Verstehen und Loslassen von der Verhaftung. Diese Loslösung
geschieht nie geradlinig, sondern auf spielerischen Umwegen, die
manchmal scheinbar vom Thema wegführen. Das Forum will Energiesteigerung,
Lebendigkeit, Lebensausdruck. Gelingt die Energiesteigerung, ereignet
sich körperlich und seelisch ein Perspektivwechsel, eine neue
Ausgangsposition, von wo aus sich die Lösung des Themas vollziehen
kann. In diesem Sinn arbeitet das Forum auf die Veränderung
und Befreiung im Augenblick hin.
Das Forum ist außerdem ein Ort der Wertebildung in einer
Gemeinschaft. Hier entwickeln sich die Umgangsformen, Werte und
Orientierungen, die der Gemeinschaft zugrundeliegen. Das Forum braucht
eine gemeinsame geistige Grundlage der teilnehmenden Menschen und
eine Übereinstimmung über die Richtung der persönlichen
und gemeinschaftlichenEntwicklung. Wenn auch im Forum eine direkte
energetische Veränderung oder Erkenntnis bewirkt werden kann,
so ist es doch oft nur ein Anstoß, ein Sichtbarmachen des
Themas - und die Veränderung muß der einzelne selbst
wollen und bewirken. Dafür braucht es Erkenntnis und meist
eine Entscheidung geistiger Art (Arbeit an den eigenen Glaubenssätzen,
Weltbild, Schaffen neuer Erfahrungen und Verhaltensmöglichkeiten
im Alltag). Damit das Forum nicht als Müllhalde für unverdaute
Emotionalität mißbraucht wird, bedarf es begleitend einer
hohen geistigen Eigenarbeit der einzelnen und gemeinschaftliche
Werte, die einen Maßstab setzen, welche Richtung gewünscht
ist und welche nicht. Und es braucht den Aufbau eines neuen Lebens-
und Liebeszusammenhangs, einer Kultur, in der die Wahrheit erwünscht
ist.
Das Forum ist keine neutrale Moderation - es verfolgt etwas. Es
möchte wegführen von der Nabelschau hin zur Verbundenheit
mit anderen Menschen, hin zu Anteilnahme und Verantwortung. Ihm
liegt ein Menschenbild zugrunde, in dem der Mensch sich nicht ausschließlich
identifiziert mit seiner momentanen materiellen und biographischen
Wirklichkeit, sondern sich durch eine spirituelle Lebensführung
wieder verbindet mit dem eigenen inneren und universellen Wissen.
Das Forum nimmt Partei für das Authentische, das Leben, die
Wahrheit - für das, was ans Licht will jenseits von Höflichkeit
und alltäglichen Verstellungsmanövern. Wir haben uns so
an unsere Verstellung gewöhnt, daß wir oft selber glauben,
wir seien traurig oder glücklich, obwohl wir es gar nicht sind.
Wir lachen, wo wir heulen könnten, wir weisen gerade die Menschen
ab, die wir am meisten begehren, wir sagen nein, wo wir ja meinen,
und ja, wo wir nein meinen.
Um herauszufinden, was innerlich wirklich los ist, kann man im
Forum versuchsweise andere Positionen einnehmen und ausprobieren,
wie sich das anfühlt. Oft braucht es eine energetische Veränderung,
damit ein Gedanke von innen kommen und den Leib, den ganzen Menschen
erfassen kann. Im Forum kann man diese Flexiblität und Leichtigkeit
üben, auch im Umgang mit den eigenen Emotionen. Man spielt
verschiedene Rollen oder Verhaltensmöglichkeiten durch. Dabei
kann sich zum Beispiel herausstellen, daß der vordergründigen
Wut auf einen Menschen der Wunsch nach mehr Kontakt zu ihm zugrunde
liegt. Wenn man Kontakt zu diesem Wunsch findet und ihn ausdrücken
kann, verschwindet die Wut von selbst. Dieses Durchspielen verschiedener
Verhaltensweisen und die theatralische Gestaltung von emotionellen
Vorgängen dient der Ent-identifizierung: Die Art,
wie ich im Moment denke oder reagiere, ist eine Möglichkeit
von vielen. Ent-identifizierung heißt, einen inneren Beobachtungsstandort
zu haben, der verbunden ist mit einer ewigeren Sichtweise.
Diese ist nicht identifiziert, nicht verhaftet mit dem scheinbar
so wichtigen oder notwendigen Vorhaben, Bedürfnissen, Ängsten
oder Berechnungen dieses einen Augenblicks. Deshalb ergibt sich
von diesem Standort aus eine Verhaltensmöglichkeit, die leichter
und spielerischer ist als die alltägliche.
Sie projiziert nicht die Erfahrungen der Vergangenheit in die Zukunft,
sondern orientiert sich an den Fähigkeiten des nicht ans Ego
gebundenen Wesens. Sie führt uns zu unserem Kern, unserer inneren
Wahrheit, dem unverstellten Lebensausdruck.
Auf der Bühne des Forums gehtes um Wahrheit. Mit Wahrheit
ist nichts Moralisches gemeint, vielmehr das, was kommt, wenn man
ganz nach innen horcht und den Menschen vertraut, was kommt, wenn
es sich nicht mehr lohnt, die Fassaden aufrechterzuhalten. Was man
dann sieht, ist nicht immer angenehm. Gerade zu Beginn der Forumsarbeit
kommt oft zuerst das Unterdrückte und Verheimlichte ans Licht.
Aber ein gutes Forum wird die Schattenseite des Menschen so hervorholen,
daß es zum Genuß aller dient. Angst, Konkurrenz, Neid,
Eifersucht oder Boshaftigkeit sollten besser in gestalteter Weise
auf die Bühne kommen als untergründig das Klima verpesten.
Der Weg zu sozialem Bewußtsein, zu Anteilnahme und Kontakt
verlangt einen inneren Wandlungsprozeß. Was heißt Wandlungsprozeß?
- Es heißt, daß Liebe und Haß aus ihrer
wechselseitigen Umschlingung gelöst werden; daß man keine
Angst mehr hat, wo man kämpfen sollte, und keine Hemmung mehr,
wo Hingabe erwünscht wäre; daß man sich nicht zu
einem Lächeln zwingt, wo man weinen oder schreien möchte;
daß man wieder unterscheiden lernt zwischen Liebe und Anlehnungsbedürfnis;
zwischen einer Zustimmung des Herzens und eine Zustimmung aus Angst
vor Ablehnung; daß man die Freundin nicht mehr mit der eigenen
Mutter verwechselt und den Freund nicht mehr mit dem Papa, die eigene
Wehleidigkeit nicht mehr mit Nächstenliebe, die Wut der persönlichen
Verletztheit nicht mit dem Zorn auf die Zerstörer des Lebens
und die eigene Feigheit nicht mehr mit Rücksichtnahme oder
Toleranz.... (Aufbruch zur neuen Kultur, Dieter Duhm, 1984).
Das Forum ist eine Schule der Welt, ist Lebensforschung. Mancher
staunt über das, was er selber sagt, wenn er mal in einen befreienden
Redefluß gekommen ist. An sich selbst und an anderen erfährt
er Erstaunliches über das Phänomen Mensch, - seine Schönheit,
seine Größe, seine Verirrungen und seine Gewaltigkeit.
Er erfährt die Widerspiegelungen der Menschheitsgeschichte
an einzelnen Personen.
www.zegg.de/2001/selbstdarstellung/textevortraege/forum.htm
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Dolores Richter:
DAS FORUM
- Werkzeug für Vertrauensbildung im Gemeinschaften -
Wer hat hier was zu sagen? Was macht ihr bei Krach? Wie macht ihr
es mit der Liebe? Wie macht ihr es mit dem Geld? Das sind die vier
häufigsten Fragen, die einer Gemeinschaft gestellt werden -
und die Themen, an denen eine Gemeinschaft am häufigsten scheitert.
Es braucht Werkzeuge, um mit Konflikten umzugehen. Das Forum
ist ein solches Instrument, es versteckt Probleme und Konflikte
nicht, es lässt sich auch nicht von ihnen terrorisieren, sondern
nutzt sie als Stoff für Kunst und Gestaltung. Die darstellende
Person tritt in die Mitte der Gemeinschaft und benennt, gestaltet
oder verfremdet ihr Anliegen. Das Publikum übt sich in der
Kunst der Wahrnehmung, unterstützt, hält die Energie und
gibt anschließend Feedback. Das Forum ist keine Therapie
und keine Garantie für Konfliktlösung, aber es ist ein
gutes Mittel im anderen immer wieder das kreative und menschliche
Potential zu sehen - jenseits vom Alltag. Ohne das Forum würde
die Gemeinschaft nicht mehr existieren sagen BewohnerInnen
des ZEGG.
Gemeinschaft aufbauen heißt, eine Kultur zu schaffen für
Lebensausdruck, Liebe, Wahrheit. Gemeinschaften sind Forschungslabors
für die Frage: Wie können wir einander Geburtshelfer sein,
um das Leben zu leben, das unserer tiefsten Sehnsucht entspricht?
Welche sozialen Strukturen, welche Rituale und Zusammenkünfte
braucht es, damit der Mensch in seiner ganzen Größe hineinpasst,
als sexuelles, spirituelles und politisches Wesen? Wie entsteht
Vertrauen und Wahrheit? Wie lernen wir zu lieben ohne Angst vor
Verlust, wie bleiben wir treu ohne falsche Versprechen, wie verbinden
wir den Wunsch nach Intimität und Dauer mit dem nach Freiheit
und Abenteuer?
Ein Instrument dieses Forschungslabors ist das Forum.
Es ist eine ritualisierte Kommunikationsform für Gruppen, in
dem alle Beteiligten den Raum der Wahrnehmung betreten. Ihr gemeinsames
Interesse sind die genannten Forschungsfragen. Das Forum ist also
ein Ort, an dem der Mensch als geschichtliches und soziales Wesen
betrachtet und studiert wird. Denn eine Lebenskultur
wird nicht am grünen Tisch entworfen, sondern anhand der Fragen
und Prozesse, die die Einzelnen im Forum exemplarisch in die Mitte
bringen. Die Ergebnisse werden idealer Weise immer wieder
aufgearbeitet und münden in die Konzeptarbeit für die
Gemeinschaft.
Gleichzeitig dient das Forum der Transparenz in der Gruppe. Es
braucht Transparenz in den wesentlichen Bereichen wie Liebe, Sex,
Macht und Geld, um menschlich funktionierende Gemeinschaft aufzubauen.
Wenn diese Bereiche nicht für alle Beteiligten durchschaubar
sind entsteht immer ein Bodensatz an Misstrauen, Konkurrenz oder
Neid, der früher oder später das Gefüge sprengt.
Im Forum werden diese Themen, die dunklen wie die hellen Seiten
der Menschen, auf freundschaftliche und vergnügliche Weise
ans Licht gebracht. Vergnüglich werden sie vor allem durch
theatralische Gestaltung, Übertreibung, Verfremdung: ein Kunstgriff,
um uns nicht zu sehr zu identifizieren und mit mehr Leichtigkeit
auf die Dinge zu schauen.
Die geistige Basis des Forums
Das Forum will den Menschen als Ganzes erfassen und verstehen:
Wir versuchen zu hören, was neben seinen Worten durchklingt,
wir versuchen seine Körpersprache zu lesen und ihn im Kontext
seiner Lebensgeschichte im aktuellen sozialen Umfeld wahrzunehmen.
Während eine Person ihr Thema darstellt, gehen wir in
ihren Mokkassins, sehen~die Welt aus ihrer Perspektive, ahnen
wie andere Menschen die eine ähnliche Geschichte oder Herkunft
haben wie sie, denken. Wir fühlen die Parallelen zu uns selbst
- wir betreten einen Raum der Erkenntnis, der frei ist von Bewertung
oder Urteil.
Das Forum folgt hier einem spirituellen Prinzip: Es ist unmöglich,
die Dinge richtig zu erkennen, solange man sie allein von seinem
persönlichen Standpunkt aus beurteilt; so wie es keine Verständigung
geben kann, wenn wir davon ausgehen, dass wir die einzige und alleinige
Wahrheit vertreten. - Das gilt vor allem für Situationen, wo
wir im Konflikt stehen: Wir müssen den verengten Blickpunkt
unseres Standorts erweitern durch den Blickpunkt des anderen, insbesondere
des anderen, mit dem wir in einem Konflikt stehen. Wenn wir auf
diese Weise unsere Sichtweise erweitert haben, können wir eine
dritte Ebene finden, die beide Perspektiven zu integrieren vermag.
Diese Ebene ist die universelle Ebene. Und wenn ein Mensch sich
auf dieser Ebene gesehen fühlt, fühlt er sich erkannt.
Er fühlt sofort Vertrauen. Er fühlt, dass er nicht nach
momentanen Erfolgen oder Misserfolgen bewertet wird sondern dass
man ihn wahrnimmt jenseits der Launen des Alltags. Der Mensch ist
ein universelles Wesen, er hat neben allen Fragen und Konflikten,
die ihn im Moment einnehmen, einen Kern, ein Wesen, ein Stück
Ewigkeit. Wir kennen diesen Kern aus der Meditation
oder aus der asiatischen Kampfkunst: das innere Zentrum oder Hara.
Wenn wir mit diesem Zentrum verbunden sind, haben wir Zugang zu
der universellen Perspektive: wir mögen dieselbe Frage, denselben
Konflikt haben wie vorher, aber er hat uns nicht. Unser Geist ist
nicht belagert, er stellt die Frage voller Interesse und ist gespannt
auf die Antworten, die auf ihn zukommen werden. Das Vertrauensniveau
in einer Gruppe ist um so höher, je mehr die Teilnehmer sich
in dem Training der Verbundenheit mit dem Zentrum befinden. Es versteht
sich von selbst, dass das Training der Verbundenheit auch über
das Forum hinaus geübt sein will - eine lebenswichtige spirituelle
Praxis für Gemeinschaftsmitglieder. Im Forum werden all diese
Perspektiven geübt.
Menschheitliche Bühne
Das Forum kann eine Größe von 12 bis 40 Menschen haben.
Die Gruppe bildet einen Kreis, die Mitte stellt eine menschheitliche
Bühne dar, die von Einzelnen für Fragen, Mitteilungen,
Konflikte und Darstellungen genutzt werden kann. Das Forum wird
geleitet von einer Forumsleitung. Die leitende Person halt den Fokus
und führt die Darstellung so, dass ein tieferes Sehen und Verstehen
möglich ist. Während einer Darstellung hat das Publikum
die Aufgabe, den Energieraum zu halten, einen Schutz für den
Darsteller zu bilden und wach zuzuhören. Nachdem der Darsteller
seinen Auftritt beendet hat, gehen TeilnehmerInnen aus
dem Publikum in die Mitte und teilen mit, was sie gesehen, gefühlt,
gedacht haben. Das Feedback sind assoziative Ergänzungen zu
dem Thema, das in der Mitte behandelt wurde. Da sie aus den verschiedensten
Blickwinkeln verschiedener Menschen formuliert werden, kommt ein
großes Spektrum an Wissen zusammen.
Das Forum ist nicht vorrangig auf Lösung eines Themas ausgerichtet;
vielmehr geht es um Sichtbarmachen, oft um ein Sortieren der verschiedenen
Faktoren und Gefühle, die auf eine Situation einwirken. Die
Lösung des Themas findet sich dann vielmehr in einer Loslösung
- im Verstehen und Loslassen von der Verhaftung. Diese Loslösung
geschieht nie geradlinig, sondern auf spielerischen Umwegen, die
manchmal scheinbar vom Thema wegführen. Durch Energiesteigerung,
Lebendigkeit, Lebensausdruck und vor allem durch künstlerische
Gestaltung und Entfremdung ereignet sich körperlich und seelisch
ein Perspektivwechsel, eine Entidentifizierung von dem Thema, eine
neue Ausgangsposition, von wo aus sich die Lösung des Themas
vollziehen kann. Durch das Feedback der Gruppe bekommt man wertvolle
Informationen, wie man von anderen wahrgenommen wird, lernt das
eigene Thema als Teil des menschheitlichen Themas zu begreifen und
wird befreit von der Angst vor der unausgesprochenen Verurteilung
anderer. Ein gelungenes Forum fühlt sich an wie ein Fest der
Erkenntnis.
Aus: Die weibliche Stimme
Dank an Dolores Richter.
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