Techno ist angetreten, um die überholten, hierarchischen Strukturen des Musikmarktes zu überwinden.
Das gilt nicht nur für den Star, der wie die Bühne verschwindet,
sondern auch für das Copyright (den Besitz von Ideen), der
Struktur der Musik selbst und dessen, woraus sie besteht.
Die Technologie, die das möglich macht, ist im Prinzip der
Abfall der militärischen Forschung, der als Unterhaltungselektronik
verramscht wird. Es wird dadurch immer mehr Leuten möglich,
diesem Pool von Ideen - der allen gehört - Dinge zu entnehmen
und zu geben. Dies gilt auch für andere Bereiche, aber die
Musik ist der machtvollste, weil sie das Gegenteil dessen impliziert,
zu dem wir verurteilt sind: Passivität.
Die Freiheit eines Free Raves, der keinen oder kaum Eintritt kostet,
ist ein totaler Bruch mit den kapitalistischen Werten und damit
auch die Geburtsstätte neuer Gemeinschaften. Deshalb werden
sie verboten und besonders in England mit militärischen Polizeiaufgeboten
unterdrückt.
Mega-Raves und Pop-Techno interessieren uns nicht. Sie sind totaler
Konformismus und es macht keinen Unterschied, welche Musik dort
läuft. Der Industrie gelang es dabei ihre alten Strategien
auch auf Techno anzuwenden. Dies kann das subversive Potential der
Musik nicht schmälern. Ein Problem ist jedoch, daß beides
als Techno bezeichnet wird, obwohl es sich um inkompatible Erscheinungen
handelt. Es wird sich zeigen, ob langfristig daneben noch eine Grauzone
zwischen illegalem Untergrund und Kommerz bestehen kann.
Ausschlachtung bedeutet, daß Leute oder Interessengruppen
sich eines Gebiets annehmen, einzig weil sie eine schnelle Mark
wittern. Das hat zur Folge, daß kaum mehr Integrität
auf diesem Gebiet zu finden ist. Wir sehen die Notwendigkeit, uns
davon entschieden abzugrenzen, weil man sonst mit den falschen Leuten
in den gleichen Topf geworfen wird. In England macht es deshalb
immer weniger Sinn den Begriff Techno zu verwenden. Wir sind in
einer Umbruchphase, die reif zur Explosion wird. Der Name wird sich
von allein finden.
Mit der Trennung von Freizeit und Arbeit können wir nichts
anfangen. Es ist einer der Dualismen einer Gesellschaft, die wir
bekämpfen, setzt doch Freizeit voraus, daß man den Rest
der Zeit versklavt wird. Techno wird in England nicht unbedingt
als Freizeit- oder Unterhaltungsmusik angesehen. Wenn man von den
sogenannten Intelligent-Sachen einmal absieht, dann ist Techno eher
eine Outlaw-Music und -Culture, was viel mit der britischen Klassengesellschaft
zu tun hat.
Jedes Label ist politisch. Gerade die, die behaupten, unpolitisch
zu sein, erklären damit bloß, daß sie den Status
Quo, die bestehenden Verhältnisse unterstützen. Es ist
unvermeidlich, daß sich das politische Bewußtsein in
dem ausdrückt was wir machen. Alles was wir tun, jeder Teil
unseres ganzen Lebens, unserer Bedürfnisse, unserer Träume,
unserer Liebe und unseres Hasses hat eine politische Dimension,
nicht nur in einem abstrakten Sinn, sondern auch mit einem direkten
Einfluß auf unsere Handlungen.
Der Criminal Justice Act verbietet in England freie Festivals und
macht sowohl den nomadischen Lebensstil der Travellers wie auch
das Hausbesetzen fast unmöglich. Er ist nur ein Teil der generellen
Entwicklung zu mehr Kontrolle, die in totale Überwachung und
Bevormundung münden wird, wenn wir sie nicht mit allen Mitteln
bekämpfen.
Im Zusammenhang mit der zunehmenden Repression und Zensur ist es
nicht überraschend (jedenfalls nicht für uns), daß
all die Musik von den Medien diffamiert wird, die als Energielieferant
funktioniert und die Dich aufweckt. Außerordentlich viel Mühe
und Geld wird in die Werbung und die Verbreitung von Stilen investiert,
die dazu geschaffen wurden um Dich ruhig zu stellen, Dich zu chillen
oder Dich mit endlosen Trance-Stücken gleichzuschalten, die
niemals auch nur einen Millimeter vom kleinsten gemeinsamen Nenner
abweichen. Die Unity der TänzerInnen ist zur Mittelmäßigkeit
degeneriert in einer Kultur ohne Herausforderung, Verführung
und Rebellion.
Es gibt ein Programm, um einen Teil des Techno-Undergrounds mit
den Geschäftsinteressen der Industrie kompatibel zu machen
und den Rest abzutöten. Während illegal durchgeführte
Raves dazu führen, daß sich die Herrschenden vor Angst
in die Hose scheißen, bringt das, was als Ambient
gepriesen wird, das Lächeln in ihre Gesichter zurück.
Sie wissen genau, daß die Jugendlichen dann ruhig in den Schlafzimmern
der Sozialwohnungen hängen... Ein bißchen Trance oder
Ambient am Wochenende richtet keinen Schaden an, denn die Botschaft,
die sich dahinter verbirgt lautet: alles fließt in ruhigen
Bahnen, alles ist in Ordnung...
Wir wollen die Veränderung, aber wir glauben nicht, daß
eine soziale Revolution im traditionellen Sinn ansteht. Revolutionäre
Zellen zu bilden heißt heute, experimentelle Labors aufzubauen,
die Viren konzipieren, um Kontrollmechanismen zu zerstören.
Revolutionäre Zellen zu bilden heißt Kommandos zu gründen,
welche die Stätten der kulturellen und politischen Unterdrückung
in Temporäre Autonome Zonen verwandeln.
Wir sehen uns aber nicht so sehr als Personen, die Musik und andere
Medien benutzen, um einen radikalen linken Standpunkt zu propagieren,
sondern als eine Gruppe von Leuten, die in der Tradition radikaler,
kultureller Bewegungen wie Dada, Surrealismus und dem Situationismus
stehen, ohne sich dabei an eine spezielle anzulehnen. Uns verbindet
eher der selbe Geist bei der Verknüpfung von Leben, Kunst und
Revolte. Wir sind Teil eines unsichtbaren Netzwerks das den Planeten
umspannt. Um unsere Ziele zu realisieren, können wir uns der
modernen Technologie bedienen, sie mißbrauchen und in den
Dienst einer neuen Kultur stellen, deren Ziel die Souveränität
von Körper und Bewußtsein bildet.
- Remix aus Texten und Interviews -