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Wolfgang Sterneck
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Appell an die deutsche Politik:


MEMORANDUM FORDERT EINEN NACHHALTIGEN PAPIERVERBRAUCH IN DEUTSCHLAND
 
Die unterzeichnenden Umwelt- und Verbraucherorganisationen fordern die deutsche Politik auf, konkrete Maßnahmen für einen nachhaltigen Papierverbrauch zu initiieren.
 
Der blaue Planet verliert sein Grün: 80% aller Urwälder der Erde sind inzwischen zerstört, 40% der verbleibenden Wälder akut bedroht. Alljährlich werden nach FAO-Schätzungen 13 Mio. ha Wald vernichtet. Die Umwandlung von Wäldern in Plantagen trägt wesentlich zur fortschreitenden Entwaldung bei. Neben den Wäldern wird auch Ackerland zunehmend für die Anlage von Plantagen genutzt. Die Folge ist, dass Ackerland immer knapper wird, Millionen Menschen von ihren Ländereien vertrieben und auf der Suche nach Ackerland in neue Waldgebiete abgedrängt werden.
 
Mit den Wäldern geht eine enorme Arten- und Pflanzenvielfalt verloren, denn nach Schätzungen des World Resources Institute leben etwa zwei Drittel aller Tier- und Pflanzenarten im Wald. Wälder sind zudem Lebensraum von mehreren Hundert Millionen Menschen, die direkt im oder vom Wald leben.
 
Die Folgen der Waldvernichtung werden immer bedrohlicher: Bodenerosionen, Erdrutsche und Überschwemmungen nehmen in rasantem Tempo zu. Längst ist erwiesen, dass Urwaldzerstörung maßgeblich zur weltweiten Klimaerwärmung beiträgt. Nach Schätzungen werden zwischen 18-25% der weltweiten CO2-Emissionen durch die Waldvernichtung und deren Folgen verursacht.(1)
 
Diese zerstörerischen Entwicklungen werden v.a. durch den hohen Papierverbrauch in den Industriestaaten sowie zunehmend auch in Schwellenländern wie China, Indien oder Brasilien beschleunigt. Die Effizienzgewinne, z.B. durch einen höheren Einsatz von Altpapier, werden durch stetiges Mengenwachstum zunichte gemacht. Deutschland liegt beim Gesamtverbrauch mit über 20 Millionen Tonnen Papier weltweit auf Platz vier. Beim Pro-Kopf-Verbrauch rangiert Deutschland auf Platz acht. Im Jahr 2006 wurde mit 252,7 kg/pro Person so viel Papier in Deutschland verbraucht wie nie zuvor. Trotz hoher Altpapiereinsatzquoten müssen über 80 Prozent (2) der Zellstofffasern importiert werden. Hinzu kommen Importe von Fertigprodukten aus Primärfasern. Der Schlüssel zu einem nachhaltigen Papierverbrauch liegt in einer deutlichen Reduzierung des Rohstoffverbrauchs durch Einsparungen, papierlose Alternativen und durch einen verstärkten Einsatz von Recyclingpapier.
 
 
Folgende Forderungen richten sich an die Mitglieder von Bundesregierung und Bundestag:
 
1. Papierverbrauch reduzieren
 
Das Umweltbundesamt sowie das Bundesumweltministerium haben sich in einer öffentlichen Erklärung vom Dezember 2006 für die möglichst sparsame Verwendung von Papier eingesetzt.(3) Ein entsprechendes Maßnahmenpaket ist jedoch bisher ausgeblieben.
 
Wir fordern deshalb die Bundesregierung und den Bundestag auf, sich zum Papiersparen als wichtigen Schritt hin zur Ressourcenschonung in Deutschland zu bekennen, sich für die Senkung des Papierverbrauchs in der Bundesverwaltung einzusetzen und damit ihre Vorbildfunktionen wahrzunehmen. Als erste Maßnahme sollte eine Beschaffungsrichtlinie für Papier verabschiedet werden, in der eine jährliche Erfassung des Papierverbrauchs der öffentlichen Hand vorgenommen und Papiereinsparquoten bis zum Jahr 2020 festgelegt werden. Die Umsetzung auf allen nachgeordneten Ebenen (Land, Kreis, Kommune) sollte aktiv unterstützt werden.
 
Um auch weitere Teile der Gesellschaft für dieses Ziel zu gewinnen, sollte die Bundesregierung ein Papiersparprogramm initiieren. Zur Quantifizierung und Umsetzung einer realistischen Zielvorgabe sollte von der Bundesregierung ein Forschungsvorhaben in Auftrag gegeben werden, das Potenziale zur Senkung des Papierverbrauches aufzeigt und daraus zielgruppenorientierte Maßnahmen (inklusive deren Finanzierung und Umsetzungsmöglichkeiten) erarbeitet.
 
Um die Umsetzung des Papiersparprogramms zu garantieren, wird erwartet, dass die Bundesregierung Bildungsoffensiven für die Bereiche Wirtschaft, Verbraucher und Öffentlichkeit startet und fördert.
 
2. Recyclingpapier stärken
 
Das Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt haben sich eindeutig für die Verwendung von Recyclingpapier mit dem Blauen Engel ausgesprochen.(4)
 
Die Unterzeichner fordern nun die Verabschiedung einer Beschaffungsrichtlinie für Papier, in der für alle Einrichtungen des Bundes grundsätzlich die Verwendung von Recyclingpapieren mit den Kriterien des Blauen Engels vorgeschrieben wird.
 
Die Unterzeichner fordern erneut die Erstellung eines Nationalen Aktionsplans zur umweltfreundlichen Beschaffung (National Action Plan for Green Public Procurement, NAP for GPP) entsprechend der Vorschläge der EU und unter dem Gesichtspunkt der Ressourcenschonung in Zusammenarbeit mit NROs.(5)
 
Die Bundesregierung soll darauf hinwirken, dass auf internationaler Ebene für die Produktion von Recyclingpapieren die hohen ökologischen Standards des Blauen Engels angewendet werden. Von EU-Politikern wird erwartet, dass die Kriterien des Blauen Engels stärker bei der Erarbeitung des Europäischen Umweltzeichens eingebracht werden.
 
Eine bundesweite Bildungsoffensive ist notwendig und sollte von der Bundesregierung unterstützt werden, um eine stärkere Nutzung von Recyclingpapier bei Institutionen der öffentlichen Hand sowie in der Öffentlichkeit zu erreichen.
 
3. Raubbaupapiere(6) ausschließen
 
Die Bundesregierung soll der ungestraften Einfuhr von und dem Handel mit Raubbaupapieren einen Riegel vorschieben und wirksame Maßnahmen gegen den Handel mit Papier und Zellstoff aus illegalen und zerstörerischen Quellen implementieren.
 
Für alle Primärfaserpapiere auf dem deutschen Markt soll dem Verbraucher ein Recht auf glaubwürdige Herkunftsnachweise bis hin zur Rohstoffquelle eingeräumt werden.
 
 
Erläuterungen, Hintergründe und Ergänzungen zur Kurzfassung sind in den „Ausführungen zum Memorandum“ zu finden. Als Download auf den Webpages der beteiligten Organisationen.
 
9. Oktober 2007
 
Unterzeichnet von:
ARA, bfub, FÖP, Forum Umwelt und Entwicklung, Greenpeace, Klimabündnis, Pro Regenwald, NABU, ROBIN WOOD, urgewald, Verbraucherzentrale NRW, Verbraucherzentrale Bundesverband
Mit Unterstützung der: Stiftung Eine Welt Eine Zukunft
 
 
(1): STERN REVIEW: The Economics of Climate Change, Sir Nicholas Stern, Head of the Government Economic Service and former World Bank Chief Economist, October 2006
(2): Nach Berechnungen mit Zahlen aus dem Leistungsbericht des vdp 2007
(3): Gemeinsame öffentliche Erklärung von Bundesumweltministerium, Umweltbundesamt, Initiative „Pro Recyclingpapier“, FSC, Jury Umweltzeichen: „Blauer Engel – das anspruchsvolle Umweltzeichen für Papier“
(4): Gemeinsame öffentliche Erklärung von Bundesumweltministerium, Umweltbundesamt, Initiative „Pro Recyclingpapier“, FSC, Jury Umweltzeichen: „Blauer Engel – das anspruchsvolle Umweltzeichen für Papier“
(5): Die Bundesregierung hat sich in ihrer Stellungnahme vom 21.10.2005 gegen die Aufstellung eines nationalen Aktionsplanes ausgesprochen.
(6): Unter Raubbaupapier verstehen wir Papiere, deren Rohstoffe aus illegalem Holzeinschlag oder Handel, aus zerstörerischer Waldbewirtschaftung oder aus Gebieten mit ungelösten Landrechts- oder anderen sozialen Konflikten stammen.

 
 Quelle (pdf): Memodrandum
 
Weitere Infos: Robin Wood: Papiersparen statt Papierberge!

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