|  |  | High-Fish-Kommune:
 BERÜHRUNGEN
 
 An einem Freitagabend ergab es sich, daß Minou, Pascal und 
Simon alleine in der Kommune waren. Minou lag in der Mitte des Raumes 
und fragte Pascal, ob er sich nicht zu ihr legen wolle, was er dann 
auch tat. Die beiden berührten sich zärtlich, als wären 
sie verliebt. Als Minou sah, daß Simon in einer Ecke saß 
und ihnen zuschaute, forderte sie ihn auf mitzumachen und legte 
ihren Kopf auf seinen Bauch. Eine Zeitlang lagen die drei still 
da, die Hände ineinander verschränkt und genossen es, 
so eng beieinander zu sein.
 
 Da unterbrach sie die Türklingel. Vanesa, eine Freundin Minous, 
kam mit einigen Bekannten herein und setzte sich zu ihr. Die beiden 
Frauen hatten sich länger nicht mehr gesehen und umarmten sich 
innig. Marco, einer der neu Hinzugekommenen, setzte sich ebenfalls 
dazu, und die fünf begannen sich über die Umarmungen hinaus 
zu berühren und langsam gegenseitig auszuziehen. Pascal und 
Minou waren schließlich ganz nackt. Die übrigen drei 
hatten noch ihre Hosen an. Sie lagen sie halb übereinander, 
halb nebeneinander, bildeten aus ihren Händen einen riesigen 
Knoten, streichelten sich gegenseitig ihre Brustwarzen und steigerten 
sich in eine immer größer werdende Erregung hinein. Inzwischen 
jedoch, die fünf hatten es fast nicht bemerkt, waren immer 
mehr Leute in den Raum gekommen und hatten sich in einem großen 
Halbkreis um die fünf Liebenden gesetzt. Auf kleinen Handtrommeln 
schlugen sie einen ruhigen Rhythmus und sahen dabei dem Schauspiel 
zu.
 
 Während Pascal nun seine Hand zwischen Minous Beine geschoben 
hatte, und seine Finger mit ihrer Scham spielten, lag sie halb über 
ihrer Freundin und ließ ihre Haare immer wieder auf deren 
Brustwarzen kreisen. Marco, der sonst sehr schüchtern war, 
verlor seine Hemmungen und streichelte mit der einen Hand den Rücken 
von Vanesa, mit der anderen den von Pascal. Simon lag fast unter 
den Dreien und hatte Schwierigkeiten, Luft zu bekommen. Es gefiel 
ihm, daß seine Hände immer irgendwohin faßten, 
ohne daß er genau wußte, zu wem der jeweilige Körperteil 
gehörte. Er spürte, daß es ihm vollkommen egal war, 
wen er gerade anfaßte, es kam ihm nur darauf an, dieses Gefühl 
zu genießen. Ihm wurde klar, daß er zu zweit mit einer 
Partnerin noch nie so bewußt ihre Haut berührt hatte, 
da er dabei viel zu selten locker war. Als eine Brust in die Nähe 
seines Mundes kam, nahm er sie in den Mund, ohne darauf zu achten, 
zu wem sie gehörte, und konzentrierte sich nur auf das Empfinden, 
das er hatte, wenn seine Zunge mit der Brustwarze spielte.
 
 Obwohl sie nicht richtig zusammen geschlafen hatten, fühlten 
sich die fünf zufrieden und ermattet, als sie endlich genug 
hatten und zusammen ins Bad gingen. Sie duschten sich gegenseitig 
ab und freuten sich an dem Erlebten. Sie empfanden es als ein Spiel, 
bei dem sie einfach nur Beziehungen zwischen ihren Körpern 
hergestellt hatten, wobei es darauf ankam, daß jeder möglichst 
viel für sich daraus machte. Von da an dachte sich die Gruppe 
häufiger Spiele aus, die ihnen erlaubten, auch körperlichen 
Kontakt mit den anderen zu bekommen.
 
 Immer wieder war an den Abenden davon gesprochen worden, zu mehreren 
nackt zum Sonnenaufgang im Wald herumzulaufen. Nachdem der Plan 
lange daran scheiterte, daß die Kommune-Mitglieder es einfach 
nicht schafften gemeinsam morgens um fünf aufzustehen, gelang 
er dann doch an einem heißen Sommertag. Um halb fünf 
weckte Micha die ganze Gemeinschaft und sie fuhren, noch sehr verschlafen, 
mit vier Autos durch die menschenleere Stadt in die Natur hinaus. 
Etwa nach einer halben Stunde bogen sie in einen Feldweg ein und 
kamen an einem Laubwald, der durch den Nebel, der über dem 
Boden lag, gespenstisch aussah. Die Stille, die über der morgendlichen 
Landschaft lag, und das traumhafte Bild, das sich ihnen bot, gab 
der Gruppe das Gefühl, ganz allein auf der Welt zu sein.
 
 Chris schlug vor, so zu tun, als wären sie die ersten Menschen. 
Minou begann sich als erste auszuziehen, und die anderen folgten 
schnell ihrem Beispiel. Nackt liefen sie in den Wald, wirbelten 
mit ihren bloßen Füßen das Laub auf oder ließen 
ihre Körper auf die Blätter fallen, die kühl und 
weich waren. Micha kletterte auf einen Baum und wippte mit dessen 
Gipfel hin und her, wobei er Freudenlaute ausstieß. Dominique, 
Simon und Pascal liefen durch eine halbhohe Tannenanpflanzung um 
die Wette und genossen das Prickeln der Äste auf ihrer Haut. 
Chris, der am Vortag Taucheraufnahmen gemacht hatte, hatte die Geräte 
noch in seinem Kofferraum und verteilte sie an seine FreundInnen. 
Mit den Tauchgeräten auf dem Rücken taten sie so, als 
bewegten sie sich auf dem Grund des Ozeans. Sie spielten, daß 
sie auf dem Meeresboden lebten, weil auf der Erde die Luft so schlecht 
sei und die Mieten so teuer. Dann wieder taten sie so, als wären 
sie eben von einem anderen Planeten kommend gelandet und die Erde 
wäre ihr Schrebergarten in dem sie nachsehen mußten, 
was aus dem Angepflanzten geworden war.
 
 Als die Sonne grellrot hinter den Bäumen aufging und der Nebel 
ihre Strahlen sichtbar machte, wurden sie immer stiller und schauten 
in das Licht. Sie setzten sich eng nebeneinander in eine Reihe und 
beobachteten wortlos wie der Wald allmählich zu leben anfing 
und der Nebel sich in Tautropfen auf die Gräser setzte. Sie 
dachten an Völker, die die Sonne anbeteten und konnten sie 
in diesem Moment gut verstehen. Und wieder berührten sie sich 
und spürten wie die Beziehung zwischen ihnen immer enger wurde.
 
 
 
 
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