Sterneck.Net



STERNECK.NET

Cybertribe-Archiv

Utopia  |  Politik  |  Ökologie  |  Gender  |  Sex  |  Cyber
Ritual  |  Drogen  |  Musik  |  Literatur  |  Vision  |  Projekte  |  English

Claus Sterneck / Claus in Iceland
Claus in Iceland  |  Pictures+Sounds  |  Ausstellungen  |  Musik  |  Facebook  |  News  |  English

Wolfgang Sterneck
Artikel+Texte  |  Foto-Reportagen  |  Bücher  |  Workshops  |  Musik  |  Facebook  |  News  |  English

Archiv Sterneck.net
www.sterneck.net contact@sterneck.net

Subcomandante Marcos:

DIE WELT NEU ERSCHAFFEN

In den letzten Jahren hat sich die Macht des Geldes eine neue Maske über ihr Gesicht gezogen. Über Grenzen hinweg, ohne Einschränkung auf Kulturen und Hautfarben erniedrigt sie noch immer die menschliche Würde, zerstört die Ehrlichkeit und mordet die Hoffnung. Doch das historische Verbrechen der Privilegien, Reichtümer und Straffreiheiten hat sich nun umbenannt, mit dem Bergriff des Neoliberalismus versucht es mit neuer Stärke Elend und Hoffnungslosigkeit zu verschleiern.

Erneut wird ein Weltkrieg ausgetragen, aber in diesem Falle richtet er sich nicht gegen einzelne Staaten, sondern gegen die gesamte Menschheit. Unter dem Namen der "Globalisierung" rufen sie zu diesem modernen Krieg auf, der viele verschiedene Wege kennt um zu töten. Wie in allen Weltkriegen zuvor geht es um die Verteilung der Welt mit dem Ziel die Macht in der Macht zu konzentrieren und das Elend im Elend.

Die Verteilung der Welt schließt die sogenannten ”Minderheiten” aus. Indigene, Jugendliche, Frauen, Schwule, Lesben, Farbige, ImmigrantInnen, ArbeiterInnen, Campesinos. Also all die Mehrheiten, die für die Macht nur solange interessant sind wie sich verwerten lassen.

Das Heer des Finanzkapitals und der korrupten Regierungen schreitet voran und erobert in der einzigen Art und Weise, in der es erobern kann: durch Zerstörung. Die Neuverteilung der Welt hat nur Platz für das Geld und seine Diener. Die Neuverteilung der Welt setzt Männer und Frauen mit Maschinen in ihrer Knechtschaft und ihrer Entbehrlichkeit auf eine Stufe. Die Neuverteilung der Welt zerstört die Menschen.

Die Lüge herrscht und sie wird durch die Medien weitergetragen und verfielfältigt. Eine neue Lüge wird uns nun als Geschichte verkauft. Es ist die Lüge der Niederlage der Hoffnung, die Lüge der Niederlage der Würde, die Lüge der Niederlage der Menschlichkeit. Zum Ausgleich bietet uns der Spiegel der Macht die Lüge vom Sieg des Zynismus, die Lüge vom Sieg der Unterwürfigkeit, die Lüge vom Sieg des Neoliberalismus. Statt Menschlichkeit bieten sie uns Börsenkurse, statt Würde bieten sie uns die Globalisierung des Elends, statt Hoffnung bieten sie uns die Leere, statt Leben bieten sie uns die Internationale des Schreckens.

Gegen diese Internationale des Schreckens müssen wir gemeinsam die Internationale der Hoffnung erheben. Die Einheit jenseits der Grenzen, Sprachen, Hautfarben, Kulturen, Geschlechter, Strategien und Gedanken, die Einheit all derer, die an der lebendigen Entwicklung der Menschheit interessiert sind und dafür eintreten.

Es geht um die Internationale der Hoffnung. Nicht die Bürokratie der Hoffnung, nicht die Kehrseite, die dadurch dem so ähnlich ist, das uns zerstört. Nicht die Macht mit neuen Symbolen, in neuen Kostümen. Es geht um einen Atemzug - ja, es geht um den Atemzug der Würde. Es geht um eine Blume - ja, um eine Blume der Hoffnung. Es geht um ein Lied - ja, um ein Lied des Lebens.

Die Würde ist jenes Land ohne Nationalität, jener Regenbogen, der gleichzeitig eine Brücke ist, jenes Pulsieren des Herzens, egal wessen Blut durch die Adern fließt, jene rebellische Ehrfurchtslosigkeit, die Grenzen, Zölle und Kriege verhöhnt.

Die Hoffnung ist jene Aufsäßigkeit, die sich der Anpassung verweigert, sich der Niederlage widersetzt. Das Leben von dem wir sprechen ist das Leben in einer Gesellschaft der Freiheit, die nicht auf Ausbeutung basiert, in der die Gerechtigkeit der Maßstab ist für das, was wir geben und bekommen. Das Leben ist das, was sie uns schulden: das Recht selbstbestimmt zu entscheiden, zu denken und handeln.

Aus all diesen Gründen gehen wir den Weg des Widerstandes. Gemeinsam mit denen, die mit uns gegen die Zerstörung kämpfen, mit uns den Atemzug der Würde und die Blume der Hoffnung teilen, mit uns das Lied des Lebens singen.

Wir alle tragen die Menschlichkeit in unseren Herzen. Es liegt an uns sie zu erwecken. Dabei ist es nicht notwendig, die Welt zu erobern. Es geht vielmehr darum, sie neu zu schaffen. Durch uns. Heute.

Aus den Bergen des mexikanischen Südostens
Subcomandante Marcos

Reden und Texte von Subcomandante Marcos

Ejército Zapatista de Liberación Nacional
Solidarity Pages with Mexico



Zurück zur Übersicht