John Cage, Claus Sterneck & Wolfgang Sterneck :
STILLE, BEWUSSTSEIN UND VERÄNDERUNG
Projekt für das besetzte Kulturzentrum in Hanau.
Mit Textbeiträgen und einem Stück von John Cage.
KomistA, Buch & Schallplatte, 12,80 Euro, ISBN 3-928988-00-X.
- vergriffen -
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STILLE UND VERÄNDERUNG
- John Cage und das besetzte Haus -
"Das was uns umgibt bewusst wahrzunehmen,
ist ein erster wesentlicher Schritt auf dem Weg zu Veränderung
und Entwicklung ..."
In vielen Ländern wird immer wieder versucht über
Hausbesetzungen bzw. über den Aufbau von Kulturzentren
das Ideal eines selbstbestimmten Lebens bzw. einer solidarischen
und nichtkommerziellen Kultur konkret umzusetzen. So wurde
in Hanau im Dezember 1986 die Metzgerstraße 8 besetzt
und seitdem als Autonomes Kulturzentrum genutzt, das Raum
für zahlreiche Gruppen, Projekte, Veranstaltungen und
Konzerte bietet. Dem Magistrat der Stadt Hanau war das Zentrum
als gegenkultureller Freiraum von Anfang an ein Dorn im Auge.
Dementsprechend wurde ein Beschluss gefasst, der vorsieht,
das Gebäude ersatzlos abzureißen und an dessen
Stelle fünf Parkplätze zu errichten. Ein Vorhaben,
dessen Symbolcharakter kaum zu überbieten ist. Öffentlicher
Druck und juristische Probleme haben die Räumung jedoch
bisher verhindert.
Der Avantgarde-Künstler John Cage (1912-1992) komponierte
Five Hanau Silence im Oktober 1991 um das besetzte
Haus bzw. die mit ihm verbundenen Ziele und Inhalte zu unterstützen.
Die ursprüngliche Initiative ging von der Projektgruppe
KomistA aus, die sich schon seit mehreren Jahren auf unterschiedlichen
Ebenen mit dem Verhältnis von Kultur, Gesellschaft und
Veränderung auseinandersetzt. Die Komposition selbst
wurde von Claus Sterneck und Wolfgang Sterneck im April 1992
umgesetzt. Im gleichen Jahr erschein unter dem Titel Stille,
Bewusstsein und Veränderung die Aufnahme als Schallplatte
zusammen mit einem Buch, das verschiedene Texte und Graphiken
zu den Themenbereichen Musik und Stille, Freiräume und
Rebellion, sowie Phantasie und Bewusstsein beinhaltet. Die
Wiederveröffentlichung im Rahmen des Buch- und CD-Projektes
Changes - Veränderungen ist um mehrere Artikel,
sowie um Live-Aufnahmen aus dem Kulturzentrum erweitert, welche
die Vielfalt gegenkultureller Ausdrucksformen fernab von Hitparaden
und Starallüren widerspiegeln.
John Cage gehörte zu den einflussreichsten und wichtigsten
Komponisten des letzten Jahrhunderts. Ausgehend von anarchistischen
und zen-buddhistischen Grundgedanken durchbrach Cage immer
wieder die Grenzen der traditionellen Musik und entwickelte
im Gegensatz dazu die Theorie und Praxis einer in sich herrschaftsfreien,
neuartigen Musik. Unter anderem trug er wesentlich zur Eingliederung
des Geräusches in die Musik bei, entwickelte offene Kompositionsformen,
begründete das Happening als Ausdrucksform und setzte
sich in seiner ganz eigenen Weise immer wieder mit der Stille
auseinander. Five Hanau Silence entstand in einer
für Cage typischen Weise. Nachdem ein Stadtplan von Hanau
in einzelne Bereiche aufgeteilt worden war, wurden nach den
Prinzipien des chinesischen I-Ging-Orakels fünf Orte
ausgewählt. An diesen wurden an ebenso ausgewählten
Tagen und Uhrzeiten Tonaufnahmen gemacht, welche dann miteinander
verbunden wurden.
Zu den Grundideen dieser Art von Komposition gehört es,
eine neue Art von Hörerlebnis bzw. ein bewussteres Hören
zu ermöglichen. Dies steht in einem engen Zusammenhang
mit der Vorstellung eines bewussten Seins bzw. mit Bewusstsein
im eigentlichen Sinne des Wortes. Im Alltag kaum wahrgenommene
Geräusche werden dabei aus ihrem alten Zusammenhang gelöst
und einer veränderten Bedeutung zugeführt. Sie können
so auf eine neue Weise erfahren bzw. erhört werden. Gleichzeitig
wird das traditionelle Musikverständnis in Frage gestellt,
indem Geräuschen die gleiche Bedeutung zugemessen wird
wie Klängen, die von herkömmlichen Instrumenten
erzeugt werden. Kein Ton, egal welcher Quelle er entspringt,
wird über einen anderen gestellt; alle Töne sind
gleichberechtigt. Entsprechend ist das Stück ist in seiner
Struktur ohne Hierarchien.
An diesem Punkt schließt sich ein Kreis zwischen den
anarchistischen Vorstellungen von Cage, dem Bestreben der
BesetzerInnen ein herrschaftsfreies Leben zu führen,
den Grundideen von KomistA und dem strukturellen Aufbau des
Stückes. In diesem Sinne ist das Projekt als Ganzes gleichermaßen
eine solidarische Dokumentation wie auch die Aufforderung
die bestehenden Hörgewohnheiten bzw. die ihnen zu Grunde
liegenden gesellschaftlichen Verhältnisse zu hinterfragen
und konsequent zu verändern.
Freiräume entwickeln ...
JOHN CAGE: www.sterneck.net/cage
'SUBVERSIVE SOUNDS / METZGERSTRASSE: www.sterneck.net/subversive
KOMISTA: www.sterneck.net/komista
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