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RIOT GRRRLS:
- Hypertext Radio / Riot Grrrls
- Papiertiger / Queer-Core und Riot-Grrrl-Bewegung
- Lea Thompson / Media-Grrrl vs. riot grrrl
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Hypertext Radio:
RIOT GRRRLS
wenn dir was nicht passt, dann tu was. verändere
es, sag was, mach es anders. du bist es, die vedammt noch mal da
raus gehen und was tun muss, wenn sich, zum teufel, was ändern
soll, rief patti smith im new yorker irving plaza in die menge,
bevor sie 1996 auf tour ging.
riot grrrl manifest .
frauen und mädchen bands erobern seit anfang der 90er
jahre die bühnen der jugendkultur und benutzen diese als forum
feministischer rebellion. riot grrrls, hot chicks,
ghetto divas, und rock queens , gangsta
bitches und hardcore dykes verbreiten lautstark
ihre versionen von feminismus, geschichten über begehren, sexismus
und gewalt. weit über die musik hinaus spinnen sie ihr netzwerk:
zines, labels, mode, plattenläden, clubs, weibliche idole,
cybernetworks, demos und lippenstift sind markenzeichen von girl-
power. does your pussy do the dog? spiegelte diese
euphorie wieder - endlich weibliche heldinnen, cool, tough und sexy.(aus
einleitung)
ziel jeder feministischen oder girl-orientieren kultur ist es, zu
lernen, zu verstehen, uns zu nehmen, was wir brauchen, und unsere
einsichten an andere weiterzugeben. das ist riot grrrl. und es gibt
nicht EINE definition der riot- grrrl-revolution, weil sie für
verschiedene grrrls unterschiedliche dinge bedeutet: emotionale
unterstützung, einen sicheren ort oder konzerte, events und
ausstellungen. (shell sheddy, 29)
riot grrrl begann hier in new york 1992 mit dem musikfestival,
WIG WAM BAM , wo die ersten riot-grrrl-treffen abgehalten
wurden. danach ging alles sehr schnell. frühling und sommer
93 war eine sehr turbulente zeit. Womens action coalition war noch
immer aktiv, wir gründeten SWIM (strong women in music) und
trafen uns oft bis zu dreimal wöchentlich zu irgendwelchen
treffen oder aktionen.
die inkorporation der ware girl in die internationale
marktökonomie funktionierte - trotz oder gerade wegen der widerspenstigen
thematik - glatt wie selten. die grelle medienpräsenz ermöglichte
die verbreitung girlzentrierter inhalte bis in die entlegensten
mädchenherzen, forderte jedoch ihren preis. die bewegung stiess
dort auf ihre grenzen, wo der feministische kontext fehlte, der
den nunmehr aus dem zusammenhang gerissenen, originalen slogans
ihre subversive kraft bestätigt hätte. (...)nach der verbreitung
in sämtlichen pop-kulturellen bereichen dient heute die bezeichnung
girl Power als container für unterschiedlichste
ausdrucksformen, die lediglich durch den diffusen knoten girl zusammengehalten werden. (aus einleitung, 17)
die ersten riot-grrrl-nyc-treffen fanden in der school of visual
arts statt und konzentrierten sich auf die organisation von veranstaltungen.
einmal pro woche trafen sich hier frauen zur planung und koordination
von unterschiedlichen projekten. riot-grrrl-flyers verbreiteten
die neuigkeit in der ganzen stadt, zines veröffentlichten termine
und treffpunkte. bei konzerten und ausstellungen lagen listen auf,
in die interessierte ihre adressen eintragen konnten. ein telefon-tonband
gab die bevorstehenden aktionen bekannt. über telefonketten
informierten sich die girls, oft getarnt, denn einige eltern witterten
gefahr für ihre töchter. (29)
viele mädchen der secret girl conspiracy in NYC waren
oder sind auch im kontext von riot grrrl NYC aktiv. wir haben diesen
namen gewählt, weil wir etwas neues ausprobieren wollten. das
grosse problem in feministischen aktivismusgruppen ist, dass so
viel zeit draufgeht, dinge zu definieren - die eigene gruppe, die
eigene person, die anderen: was ist feminismus, was ist riot grrrl,
was secret girl conspiracy. dabei haben wir meist bereits eine fixe
vorstellung, hören gar icht wirklich zu odder hören nur
das, was unsere meinung bestätigt. mir ist es wichtig, über
ziele zu reden und aktionen zu setzen.(31)
in diesem umfeld können frauen sich kennenlernen - ohne
männer und ohne modediktat. wenn jungs bei shows dabei sind,
verändert das den vibe: frauen werden defensiver, weil sie
sich gegen die wild tanzenden, stossenden und rempelnden männer
wehren müssen.(31)
gleichzeitig stärke und schwäche von riot grrrl ist die
projektorientierung, die einerseits bewegung in die gruppe bringt,
aber durch das ständige kommen und gehen ein kontinuierliches
arbeiten schwierig macht. (...) schwierigkeiten ergeben sich immer
dann, wenn eine gruppe von frauen zu dominant wird, ihre definition
von richtigen riot grrrls dem rest aufdrängt und
dabei andersdenkende ausschliesst, also genau das tut, was riot
grrrl eigentlich bekämpfen will - hierarchien etablieren, konkurrenz
und abwertung statt unterstützung schaffen. dann schrumpft
die gruppe, ihre aktionen werden weniger, bis andere frauen aktiv
werden.(32)
Es ist schwierig, zeit für aktivismus zu haben. wenn
du aufgrund des strukturellen sexismus bereits fünfmal so hart
arbeiten musst wie irgendein typ und in deiner sogenannten freizeit
diese dinge verfolgen willst,wird alles sehr zeitaufwendig. dennoch
glaube ich, dass riot grrrl und SWIM bis zu einem gesissen grad
ihre ziele erfüllt haben. ihre ideen sind absorbiert und weltweit
verbreitet worden. so sind z.B. band wie sleater kinney oder agenturen
wie girlie action entstanden.(32)
Eines der ziele von riot grrrl war es immer, für mädchen
aller ethnischen gruppen offen zu sein und die eigenen ausschliessungs-
und diskriminierungsverfahren zu reflektieren sowie entsprechende
schritte zu setzen. im kontext pragmatischer aktionsplanungen gehen
diese anliegen jedoch oft unter.
weil riot grrrl eine gruppe von mädchen ist, die für
das ende aller ungerechtigkeiten kämpfen, kann die art und
weise, wie gesellschaftliche vorurteile sich selbst hier einschleichen,
extrem lähmend sein. (...) innrhalb einer solch politisch bewussten
gruppe gibt es subtile manifestationen von rassismus, die genauso
beängstigend und daneben sind, wie das offensichtlich rassistische
zeugs da draussen, das die meisten grrrls leichter kritisieren können,
weil es sie nicht direkt betrifft. deshalb ist es wichtig für
grrrls inklusive MIR und DIR und jeder aktivistin, zu reflektieren,
wie rassismus das leben der menschen durchdringt und dabei alle
forderungen aushöhlt, die wir als radikale gruppe stellen.
bildung schützt nicht unbedingt vor ignoranz. es gehört
zur verantwortung weisser grrrls, ihre ignoranz zu hinterfragen
und aus diesem ganzen gesellschaftlichen mist, der die rassistischen
muster reproduziert, auszubrechen - jetzt, hier und heute, tu was
dagegen. es gibt keine entschuldigung für rassismus. wenn wir
grrrl zusammenarbeiten, können du und ich was ändern.
(36)
home alive wurde 1993 von mitgliedern der kunst- und musik-community
in seattle als kollektiv gegründet. home alive bekämpft
jede form von gewalt und unterstützt alle arten von selbstverteidigung,
die das überleben in einer spezifischen situation erfordert:
verbale grenzsetzung, begleitung zum auto und nach hause, absichern
von türen, pfeffersprays, überraschungstechniken, kampftechniken,
schreien, kriegskünste, messer, schuß- und andere waffen.
alles, was am leben erhält. seit der brutalen vergewaltigung
und ermordung von mia zapata am 7. juli 1993 bietet home alive kostenlos
selbstverteidigungskurse, workshops, informationen und diskussionsforen
an, die über den verkauf von kunst finanziert werden. home
alive will ständig daran erinnern, dass keine von uns sicher
ist.
mia wurde, zwei stunden nachdem unsere sängerin selina
und ich uns in einer bar in seattle verabschiedet hatten, auf der
strasse ermordet. vom täter fehlt bis heute jede spur. in den
vergangenen drei jahren wurden im selben stadtteil von seattle 22
frauen ermordet. vergewaltigungen und ermordungen in diesem land
passieren tagtäglich. wir wissen alle, wie abgefuckt die situation
ist, aber wenn so grauenhafte dinge in deinem freundeskreis passieren,
dann ist das etwas anderes. (...)
ich bin total für das tragen von waffen, wenn die leute dazu
ausgebildet sind, kurse besucht haben und sich dann dafür oder
dagegen entscheiden können. ich war lange dagegen - bis ich
selbst überfallen wurde. das hat mein leben verändert.
der typ hat mich niedergeschlagen und wollte mich vergewaltigen.
ich bin zwar davongekommen, war aber monatelang derart verstört,
dass ich nicht einmal allein unter die dusche gehen konnte. das
gefühl des totalen kontrollverlusts schreibt sich in deinen
körper ein und ist schwer wieder loszukriegen. seit diesem
ereignis weiss ich, dass ich jeden motherfucker umbringen werde,
der mich zu vergewaltigen versucht.(interview mit 7year bitch)
immer häufiger hiess es, Home Alive werde eine CD herausbringen.
(...) um die implikationen von mias tod auf provokante art zu thematisieren.
ursprünglich gingen wir von einem regionalen projekt aus und
hofften, ungefähl 10.000 Cds zu verkaufen. als pearl jam ihre
teilname an dem projekt ankündigten, bot Epic an, die CD zu
machen.
einige mitglieder brachten ihre sorge über die ideologischen
rückwirkungen eines projektes dieser grösse zum ausdruck.epic
records gehört zu sony musik. der vertrag mit epic, der uns
die kommunikation durch ein mediumder popkultur ermöglicht,
würde eben jene ressourcen, die wir im kampf gegen diese kultrelle
gewalt entwickelt hatten, am markt als weitere ware anbieten. während
unsere individuellen geschichten, unsere geschichte als gruppe,
unsere kreativität, unsere organisationsformen und messages
gegen eine teilnahme am projekt sprachen, sahen wir doch gleichzeitig
die möglichkeit, uns an einer internationalen auseinandersetzung
zu beteiligen und die finanzielle basis für das längerfristige
weiterbestehen der organisation sicherzustellen.
wir einigten uns darauf, für das erreichen einer grossen zielgruppe
nicht unsere integrität aufs spiel zu setzen. und es hielt
uns nichts davon ab, alles was wir wollten, in den vertrag mit epic
zu schreiben. ein musikanwalt half uns bei den verhandlungen. das
feedback auf das fertige produkt war gewaltig. wenn wir auch anstatt
der erwarteten 40.000 ca. 150.000 Cds verkauften, blieben wir doch
unserer aufgabenstellung treu und vertraten kompromisslos unsere
message, identität und haltung.
wir wussten, dass mia höllisch gekämpft hatt. wenn sie
selbstverteidigung gelernt hätte, wäre sie heute vielleicht
noch am leben. wir hatten unsere verteidigung in der alltäglichen
praxis auf der strasse gelernt, aber nach diesem ereignis waren
wir uns nicht mehr sicher, ob das ausreichte.
fragt mich also,ist das politisch? geht es um polizei, kriegsvorbeugung,
also um etwas wirklich wichtiges? fuck you ich bin wichtig ich bin
politik - jedesmal, wenn mich so ein idiot aufreissen will, ich
in sein gesicht zurückspucke und er sich entrüstet - das
ist politik. das ist die regierung, die neben mir auf dem barhocker
sitzt und wie ein besoffener trottel dreinschaut wenn ich einen
mann ficke und ich oben bin - das ist politik wenn ich einen mann
ficke und nicht oben bin - das ist politik und wenn ich eine frau
ficke, dann lutsch ich all die politik aus ihr heraus....(christien
storm)
www.gURL.com - die website von esther drill und rebecca odes im
gegensatz zu den traditionellen medien mit ihren bekannten geschichten
von erfolg und versagen haben neue medien keine starren formeln.
diese offenheit ermöglicht es kritischen projekten, etablierte
strukturen zu unterlaufen. gURL begann als website und hat diese
freiheit zu ihrem vorteil genutzt. the boob files
meine titten haben größe C, eine ordentliche
handvoll. aber meine nippel allein könnten einen sport-BH füllen,
vielleicht sogar ein AA-körbchen. sie machen ein viertel bis
ein drittel meiner ganzen brustmasse aus. yup. ich hab wirklich
grosse nippel. wie rosarote gummiuntertassen thronen sie auf meinen
titten.
gURL wollte im wesentlichen zwei probleme thematisieren: den mangel
an technologie-orientierter unterhaltung für mädchen und
unsere langjährige frustration über das begrenzte angebot
an mädchenspezifischen medien, insbesondere im bereich der
jugendmagazine.
es braucht eine ziemlich kalte brise, um diese kleinen knöpfe
so stolz und sichtbar wie bei anderen mädchen aufstehen zu
lassen. bis zu meinem 20. lebensjahr wußte ich gar nicht,
dass meine nippel ungewöhnlich sind - mir fehlte der direkte
vergleich. als mir bewusst wurde, dass meine nippel grösse
XL haben, zeigte ich sie meiner guten freundin debbie. sie meinte
auch, ohne es zu werten, dass sie gross seine.
wir wollten mädchen einen grund liefern, sich mit technologie
auseinandersetzen, indem wir ihnen etwas zur verfügung stellten,
das sie direkt und auf persönliche weise ansprach.
als ich dem rest meines bunten sortiments an freundinnen
von meinen nippeln erzählte, wurden sie zur quelle meines stolzes
und endloser insiderwitze. alle grossen dinge wurden an meinen nippeln
bemessen: ich bin so müde wie gayles nippel gross.
gestern war ich so krank wie gayles nippel gross sind.
das abendessen gestern war himmlisch, so gut wie gayles nippel
gross sind.
wir gestalten unsere website wie ein magazin, arbeiten also innerhalb
einer vertrauten form, hinterfragen aber gleichzeitig die erwartungen,
die mädchen einem traditionellen magazin entgegenbringen.
eines abends wurde meine nippel-vorherrschaft in frage gestellt.
zu debbies college-abschluss hingen einige von uns in einer bar
ab. irgendwie kamen wir auf nippel zu sprechen. ich erklärte,
dass ich die grössten hätte. amy, eine frau, die ich vorher
nie gesehen hatte, entgegnete, dass ihre mit sicherheit grösser
seien. ziemlich bald bezogen unsere freundinnen stellung, und nicht
viel später legte die ganze bar geld auf den tisch und wettete
um die nippel-championette.
wir versuchen jene belange, die für mädchen ab 14 wichtig
sind, wertfrei und auf eine persönliche art zu diskutieren.
unsere texte und abbildungen sind direkt und humorvoll und fordern
mädchen auf, für sie wichtige dinge aus einer neuen perspektive
zu betrachten.
die siegerin wurde erst im hotel gekürt. es war ein
spannender moment als amy ihr kleid öffnete und ich meinen
anzug abstreifte. obwohl es ein knappes rennen war, musste sogar
ich zugeben, dass amys nippel grösser waren. in dieser nacht
verlor ich meine herrschaft als königin und wurde nippel-prinzessin,
ein titel, den ich heute noch trage.
Erst war ich ein wenig skeptisch gegenüber den selbstverteidigungskursen,
und je mehr ich darüber nachdachte, desto bedrohlicher wurde
der gedanke. wenn ich mich jemals in einer situation befinden sollte,
in der ich um mein leben kämpfen muss, werde ich dann noch
lebend nach hause kommen? ich entschied mich schliesslich,
einen kurs bei Home Alive zu besuchen, und lernte alles, vom schlagen
bis zum setzen von grenzen, nicht nur in gefährlichen situationen,
sondern auch im alltag. selbstverteidigung beinhaltet auch die einsciht,
dass mein leben es wert ist, verteidigt zu werden, und dass ich
das recht habe, zurückzuschlagen.(...) ich erinnere mich an
mia und jede frau, deren grenzen in irgendeiner form überschritten
werden. häusliche gewalt, überfälle, homophobie,
sexuelle belästigung, vergewaltigung, mord - all diese dinge
beeinträchtigen unser leben. wir müssen zugang finden
zu diesem zorn und ihn in stärke umwandeln. wir ALLE sind stark.
wir alle sind in der lage, uns zu verteidigen. also, wenn du noch
keinen kurs gemacht hast, übernimm verantwortung für dich
selbst und kämpf um dein leben. (beth ernsberger, 55)
SWIM steht für Strong Women In Music. Ende der 80er jahre
gründete sich diese organisiation, um für frauen aus allen
bereichen des musikbetriebs einen Ort zu schaffen, an dem sie sich
treffen und gemeinsame strategien zur verbesserung ihrer situation
innerhalb der musikszene entwickeln konnten. SWIM sollte keine reine
network-organisation sein, sondern politisch und feministisch sein.
...1994 wurde bei den grammy awards die kategorie female
rock abgeschafft, weil es angeblich nicht genug gute weibliche
rockstars für fünf nominierungen gab. solch beschissene
anmassungen wollten wir nicht akzeptieren , also hielten wir in
der grammy nacht eine grosse demo vor der radio city music hall
ab, erregten einige aufmerksamkeit und hatten beeindruckendes presseecho.(vickie
starr, 108)
der produzent von luke skywalkers fernsehshow in miami, lukes
peepshow, in der X-rated musikvideos unzensuriert liefen,
hatte von Tribe 8s oben-ohne-shows gehört. Tribe 8 in einer
hip-hop-porno-show! als die einladung hier eintrudelte, ist sie
gleich im müll gelandet, aber die girls wollten es machen.
sie wollten den typen reinlegen. also flogen sie uns alle nach miami
runter und interviewten die band vor einem haufen nackttäner
und -tänzerinnen. als luke sie mitten im interview aufforderte,
ihre t-shirts auszuziehen, forderten sie, er solle zuerst seine
hosen runterlassen. er sagte o.k., aber nur wenn ihr alle meinen
schwanz lutscht. und lynn breedlove sagte, ich brauch deinen schwanz
nicht zu lutschen, denn meiner ist viel grösser als deiner!
und dann zogen sie alle ihre dildos aus dem hosenschlitz und stellten
sich um den typen auf. er flippte total aus. (110)
meiner erfahrung nach ist die skepsis von feministinnen gegenüber
der popkultur im deutschsprachigen raum noch gravierender ausgeprägt,
weil die überlappungsbereiche zwischen musikszene und feministischer
szene so gering sind. das hat auch sehr viel mit der feministischen
geschichte er 70er jahre zu tun, wo es vor allem um einen rückzug
in nischen und auf experimentierfelder ging - es entstanden avantgardistische
szenen, die nichts mit mainstream und massenkultur zu tun haben
wollten, weil sie geglaubt haben, dass das patriarchale institutionen
sind, die diese normen weitertrage. und nachdem pop ja vor allem
aus amerika kommt, waren us-amerikanische feministinnen vielleicht
noch eher gezwungen, sich mit popkultur auseinanderzusezten. (interview
skug)
wenn du 13 bist und queer und nicht weisst, wie du dich der welt
und dir selber erklären kannst, fühlt sich das an, als
würdest du allein im dunkeln sitzen, zusammengekauert in einem
winkel deines zimmers, und zu schreien versuchen - ohne deine stimme
zu finden. im sommer 1994 entdeckte ich team dresch. ich spielte
ihr erstes album personal best über wochen immer und immer
wieder. jeden beat ätzte ich in mein gehirn und in meine seele
ein. es war als hätte ich endlich meine stimme gefunden. nie
zuvor, und vielleicht nie mehr wieder, hatte ich eine derart persönliche
beziehung zu einem album.
als ich personal best bei chainsaw records bestellte, hatte ich
nie zuvor team dresch gehört, und alles, was ich über
sie wusste, stammte aus donnas coolen ankündigungen im katalog.
das album kam zwei wochen später mit der post. ich fand das
coverfoto mit den zwei netten girls am start zu einem sprintrennen
echt cool und wunderte mich wie die wohl klingen würden. ich
schob die cassette in meinen walkman und wusste nach dem ersten
song, dass sich da irgend etwas in mir veränderte. donnas brutales
gitarrenspiel - das war echte punkmusik und nicht so lahm wie die
vielen schreienden und spuckenden jungs-punkbands. (madeleine block)
ich kann mich noch genau erinnern, wann und wo das war: 1984 in
philadelphia, im spectrum. ich ging auf die bühne und sagte:
stellt die musik ab, macht die lichter aus....`cause....I....am...one...bad...bitch...so
trow your hands up, throw your hands up! die leute haben getobt.
eine bitch kann eine starke frau sein, die bewundert und beneidet
wird. das wort für sich selbst neu zu bestimmen, ihm eine neue
bedeutung zu geben, heisst, ihm seine vorgefertigte negative zuschreibung
zu nehmen. wenn sie dich beschimpfen spürst du den schmerz
nicht mehr. und wenn das wort nicht mehr funktioniert, müssen
sie sich ein neues suchen. eine hure war ich von anfang an. das
wort nigger dagegen hat eine tragischere bedeutung,
der schmerz dahinter ist grösser. bitches gibt´s nämlich
in jeder hautfarbe, reiche, arme, solche und solche. aber nigger,
die gibt´s nur in schwarz. mit dem bitch kann ich fertigwerden,
mit dem nigger schaff ich´s persönlich nicht. im hip
hop arbeiten sie aber an beiden begriffen, und die leute, die früher
schwarze so nannten, wundern sich, warum diese nicht mehr beleidigt
sind und den schmerz nicht mehr spüren. mittlerweile sind ihnen
die schimpfworte ausgegangen.(roxanne shanté, 153)
da ich nicht als langweilige gurke versauern will, sondern eigentlich
jeden moment leben und geniessen möchte, muss ich den kapitalismus
hassen, weil er hierarchien perpetuiert, die mich daran hindern,
spass zu haben. als performerin interessiert es mich, wie live-konzerte
in das kapitalistische muster integriert werden, wie ich der idee
des images zuliefere, meinen objektstatus akzeptiere, meine arbeit
und mich zur ware mache, die einfach konsumiert, verdaut und wieder
ausgeschissen wird. (kathleen hanna/bikini kill, s.136)
wir wollen mit diesen gewohnheiten im kapitalismus brechen und
arbeiten deshalb nicht mit grossen labels und unterhaltungskonzernen.
dies ist eine politische und künstlerische entscheidung, weil
durch die unterhaltungsindustrie ganz andere leute um einen herum
sind und dich von der gruppe entfremden, mit der du eigentlich kommunizieren
willst.
wirklich rasend macht es micht, wenn typen zu unseren shows kommen
und zeig deine titten, zieh dich aus rufen,
mich cunt oder andere beschissene dinge nennen. aber
auch wenn das total bekackt ist, hat es den vorteil, dass es zumindest
ausgesprochen wird und ich von der bühne aus mit dem mikrophon
in der hand direkt darauf reagieren kann.
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RIOT-GRRRL-MANIFEST
WEIL wir mädchen uns nach platten, büchern und fanzines
sehnen, die UNS ansprechen, in denen WIR uns mit eingeschlossen
und verstanden fühlen.
WEIL es für uns mädchen einfacher werden soll, unsere
arbeitenzuhören/sehen, damit wir unsere strategien teilen und
uns gegenseitig kritisieren/applaudieren können.
WEIL wir die produktionsmittel übernehmen müssen, um
unsere eigenen bedeutungen zu kreiren.
WEIL es wichtig ist, unsere arbeit mit dem alltag unserer freundinnen
verbunden zu sehen, wenn wir herausfinden wollen, wie wir dinge
angehen, reflektieren, verfestigen oder den status quo verändern
können.
WEIL wir die fantasien einer instantg macho gun revolution
als unpraktische lügen entlarvt haben, die uns zum träumen
anhalten, anstatt aus unseren träumen realtität machen.
UND WIR DAHER in einer revolution unseres eigenen scheiss christlichen,
kapitalistischen lebensweise.
WEIL wir andere ermutigen und selbst ermutigt werden wollen, angesichts
all der unsicherheiten und des männer-sauf-rocks, der uns vermittelt,
dass wir keine instrumente spielen können.
WEIL wir uns nicht and die standards anderer (die der jungs) anpassen
wollen, an deren definitionen, was gute musik, punkrock
oder gutes schreiben ist UND DAHER orte schaffen wollen,
an denen wir unsere eigenen vorstellungen entwickeln, zerstören
und definieren können.
WEIL wir nicht mehr länger zurückschrecken vor dem vorwurf,
wir seien reaktionäre, umgekehrte sexistinnen oder
gar punk-rock-kreuzigerinnen, die wir ja tatsächlich sind.
WEIL wir wissen, dass leben mehr sein kann, als bloss physisch
zu existieren und uns bewusst ist, dass die idee des Do-it-yourself
im punkrock zentral für die kommende wütende grrrl-rock-revolution
ist, die psychischen und kulturellen welten von mädchen und
frauen in ihren eigenen begriffen zu retten versucht.
WEIL wir wege finden wollen, wie wir antihierarchisch sein und
musik machen, freundschaften und szenen entwickeln können,
die auf kommunikation und verständnis basieren und nicht auf
konkurrenz und kategorisierungen von gut und böse.
WEiL das machen/lesen/hören von coolen, uns selbst wertschätzenden
und herausfordernden dingen uns helfen kann, die stärke und
den gemeinschaftssinn zu entwickeln, die wir brauchen, um herauszufinden,
wie scheisse wie rassismus, sexismus, antisemitismus, diskriminierung
aufgrund des alters, der spezies, der sexualität, des gewichts,
der klasse oder körperlicher behinderungen in unserem leben
anrichten.
WEIL wir die unterstützung und stärkung von mädchenszenen
und künstlerisch aktiven mädchen als integralen bestandteil
dieses prozesses sehen.
WEIL wir kapitalismus in all seinen formen hassen und weil es unser
zentrales ziel ist, informationen zuteilen und wir nicht den herrschenden
standards entsprechend nur geld machen oder cool sein wollen.
WEIL wir wütend sind auf eine gesellschaft, die uns sagt,
mädchen = blöd, mädchen = böse, mädchen
= schwach.
WEIL wir es nicht zulassen, dass unser echte und berechtigte wut
verpufft und /oder über die internalisierung von sexismus,
wie wir sie in der rivalisierung von mädchen oder in ihrem
selbstzerstörerischen verhalten sehen, gegen uns gerichtet
wird.
WEIL selbstzerstörerisches verhalten (jungs ohne kondom vögeln,
bis zum exzess saufen, freundinnen fallen lassen, sich selbst und
andere mädchen klein machen etc. ) nicht so einfach wäre,
wenn wir in einer gemeinschaft leben würden, in der wir uns
geliebt, erwünscht und geschäfzt fühlten.
WEIL ich absolut 100% überzeugt bin, daß mädchen
eine revolutionäre kraft haben, die die welt wirklich verändern
wird Hypertext Radio, 1998.Hypertext Radio - Never lost in space
Quelle: www.kubiss.de
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Papiertiger:
QUEER-CORE UND RIOT-GRRRL-BEWEGUNG
Über die sogenannten Riot-Grrrls in der Musikszene, in den
Med ien meist unter girlism subsumiert, wurde in den letzten Jahren
viel geschrieben. Mit zu den bekannteren Bands auch hierzulande
gehören wohl Bikini Kill, Sleater Kinney oder Team Dresch.
Der Anspruch der Bands geht übers Musikmachen hinaus. Mit
ihren Texten sprechen sie vor allem den Sexismus im Rockbusiness
an, der nicht nur den Mainstream sondern auch die »Underground-Szene«
bestimmt. Außerdem bleibt es nicht nur bei der Musik.
Die Bands stellen auch andere Aktionen auf die Beine. Kathleen
Hanna, die Sängerin von Bikini Kill schlug die Einladung von
Mike Watt aus, der auf einer Platte verschiedene Pop-Größen
(Männer) zu einem Stelldichein versammelte und auch bei ihr
anfragte. Anstelle eines Songs gibt es von ihr auf der Platte einen
spoken-word Beitrag, in dem sie ihre Absage erklärt. Einer
der Beteiligten habe vor einigen Jahren eine Freundin von ihr vergewaltigt.
In der Branche wurde das Phänomen schnell als markinnovatives
neues Absatzsegment gehandelt und mußte für alle möglichen
Phantasien herhalten. Viele Riot-Grrrls sind inzwischen auf Distanz
gegangen und bezeichnen sich selbst nicht mehr unbedingt als solche.
An dieser Stelle sei angemerkt, daß die Ausbeutung, Verwertung
und Vermarktung von Frauen, Girls, Girlgroups oder wie mensch sie
auch immer bezeichnet, schon immer eine Fundgrube für den Sexismus
in den Medien war und ist.
Für die Entwicklung in den 90ern (Riot-Grrrls, Queercore)
spielt die Punk-Bewegung der 80er eine ganz wichtige Rolle. Künstlerinnen
wie Lydia Lunch, The Slits oder auch Kim Gordon von Sonic Youth
spielen eine wichtige Rolle. Trotz aller Möglichkeiten, sich
auszudrücken und neues auszuprobieren - was erst durch den
Punk möglich wurde - hat er doch auch eine ambivalente Rolle
inne.
Ein Zitat der Musiktheoretikerin Julie Burchill verdeutlicht das: "What annoys me ist feminist revisionists now saying punk was
a wonderful time for women because we all started expressing ourselves
more. That´s a load of bollocks because bands like The Slits
actually got their gigs supporting The Clash because they were fucking
The Clash! The whole casting couch routine was still going on, it
was a good time for girlfriends and groupies like all pop movements,
but punks were not opressive generally. They didn´t expect
you to go and make tea."
Bei dem Versuch die Entwicklung von queercore nachzuzeichnen kommen
wir wieder auf den Begriff der Performativität zurück,
der eine wichtige Rolle in der Theorie von Judith Butler spielt.
Performativität steht für die ständig wiederholende
und zitierende Praxis, durch die der Diskurs die Wirkungen erzeugt,
die er benennt. Bedeutung entsteht also durch ständige Wiederholung
entlang diskursiver Regeln.
Am Beispiel, was mit queer in den USA passiert, läßt
sich zeigen, daß es genau diese Performativität ist,
die Veränderungen und Verschiebungen möglich macht. Queer
ist umgangssprachlich ein hartes Schimpfwort für Lesben und
Schwule. Die so Beschimpften haben sich den Begriff aber neu angeeignet
und ihn zum politischen Konzept erhoben. Inzwischen steht er für
eine Strategie, die herrschenden Geschlechternormen zu unterlaufen.
Durch die ständige Verwendung in immer wieder neuen Kontexten
hat eine Verschiebung stattgefunden. Ähnliches gilt für
den Feminismus.
Sich als Feministin zu bezeichnen, war nicht schon immer so negativ
besetzt, wie es heute der Fall ist. Immerhin stand das Wort einmal
für den Aufbruch der Frauen, es war ein positiv besetzter Begriff.
Heute dagegen haben viele Frauen eine große Scheu oder Angst,
sich als Feministin zu bezeichnen. Es überwiegt die Angst in
eine Schublade gesteckt zu werden, als dogmatisch zu gelten. Diesen
Mechanismus hatten viele Frauen, vor allem Akademikerinnen, Journalistinnen,
Schauspielerinnen und Musikerinnen in den USA Anfang der 90er durchschaut
und sie fingen an, sich genau aus diesem Grund als Feministinnen
zu bezeichnen.
Einen besonders gelungenen Versuch unternahmen vor allem Musikerinnen
der US-Underground-Rockszene, indem sie versuchten, negative Konnotationen
für sich nutzbar zu machen. Viele Musikerinnen bezeichnen sich
seit ein paar Jahren als revoltierende bitches, sluts oder einfach
nur als girls. Durch diese Selbstbezichtigungen versuchen sie den
Diskurs umzudrehen. Sie, die bislang selbst Angriffsfläche
waren und mit diesen negativ konnotierten Begriffen wie bitch, slut
etc. erniedrigt werden sollten, haben sich diese Begriffe selbst
angeeignet und dem Diskurs so ein Stück Wirkungsmächtigkeit
entzogen.
Bei den Riot-Grrrls bzw. Queercore-Bands spielt sicher auch die
Abgrenzung vom Feminismus der 60er und 70er Jahre eine Rolle. Die
Inhalte und Ziele in den 90ern sind andere als die der »womens-liberation«.
Trotz dieser Unterschiede und Abgrenzung steht girl nicht für
Verantwortungslosigkeit und Spaßhaben, wie die Bewegung von
den Medien instrumentalisiert wurde (v.a. der Spiegel).
Der Anspruch der Riot-Grrrls/Queercore-Bands läßt sicher
eher als ein Ineinandergreifen von Pop, Gegenkultur und Feminismus
bezeichnen und wie Kathleen Hanna es im Interview ausgedrückt
hat. "Politisch aktiv sein und Vergnügen dabei zu empfinden,
schließt sich nicht aus."
Musik ist hier nicht nur Mittel sondern auch Zweck. Über die
politischen Inhalte der Musik werden bestimmte Ziele verfolgt.
1990 verfaßten die beiden Punk-Frauenbands Bratmobile und
Bikini Kill ihr zweiseitiges »Revolution Girl-Style-Now-Manifest«.
Darin riefen sie Mädchen dazu auf, öffentlich zu schreien,
Bands zu gründen, Fanzines zu betreiben und sich gegen sexistische
Strukturen zu wehren.
Historisch läßt sich die Entstehung der Riot-Grrls auf
das Jahr 1991 datieren. In diesem Jahr traf sich in Washington DC eine Gruppe von Frauen, um über Punkrock und
Feminismus zu reden. Ihr Ziel war es, sich gegenseitig beim Kunst
und Musik machen zu unterstützen sowie sich politisch zu organisieren.
Inzwischen hat dies in den USA Kreise gezogen. Zwar existieren verschiedenen
Gruppen autonom nebeneinander, sie beziehen sich aber aufeinander
und stehen in engem Kontakt.
Kathleen Hanna sagt über die Ursprünge der Riot-Grrrl-Bewegung,
daß es darum ginge, alle Formen des Patriarchiats sowie den
Zusammenhang von »race«, »class«, »gender«
und »Sexualität« zu verändern. Die Bezeichnung
Riot-Grrls sei dabei nicht so wichtig. In einem Interview weist
sie allerdings darauf hin, daß Riot- Grrrls inzwischen eine
nützliche Funktion für Mädchen zu haben scheint.
Sie würden sich mit Feminismus in einer viel umfassenderen
Weise auseinandersetzen, die nicht nur politisch anregend ist, sondern
eine ganze Haltung, Kleidung, etc. beinhaltet: Diese Auseinandersetzung
stehe für das Gegenteil von Bevormundung, obwohl die Bewegung
von den Medien zerpflückt und fürs eigene Interesse isoliert
dargestellt werde.
Hier wird auch der Unterschied zur BRD deutlich. Keine, die ernst
genommen werden will, würde sich hier positiv auf girl-sein
beziehen. Die ganze Bewegung ist hier völlig ins Gegenteil
verkehrt worden bzw. das, was sich hier als girlies bezeichnet,
hat mit den Riot-Grrrls aus USA nichts mehr gemeinsam. Mit dem Anliegen
der Riot Grrrls, ihrem Politikverständnis und der Musik ernsthaft
auseinandergesetzt hat sich in der BRD wohl vor allem die Spex
Dafür war u.a. die Bikini Kill -Tour im letzten Jahr der Anlaß.
Selbstkritisch wird im eigenen Blatt zwar eine immer noch nicht
ausreichende Auseinandersetzung mit dieser Musik beklagt. Vor dem
Hintergrund, daß der gesamte Indie/Alternative Rockmusikbereich
sich bislang für dieses Feld überhaupt nicht zuständig
fühlte und schwieg, wird aber gleichzeitig auch ein Fortschritt
konstatiert. Die »Neutralisierungsstrategie« scheint
zumindest teilweise gebrochen zu sein.
Argumentiert wurde oft, daß mann ja eigentlich den politischen
Anspruch gerne respektieren würde, doch mit dem Zusatz, die
Songs seien im Prinzip nichts anderes als »Retro-Punk«,
konnte das immer wieder umgangen werden. Christoph Gurk schreibt
dazu in der Spex. »Genau das ist das politische und ästhetische
Verdienst der Riot-Grrrl/Queercore-Bands, auch und erst recht nach
dem großen Medienhype, daß hier aus einer Position gesprochen
wird, die niemanden mehr erlaubt, eine Ebene einzunehmen, von der
aus souverän geurteilt werden könnte: Jede/r muß
sich auf unterschiedlichste Weise angesprochen fühlen, jede/r
ist mehr Teil des Problems als Teil der Lösung, jede/r ist
betroffen.« (Spex 1996, S.78)
Rein vom musikologischen Standpunkt aus betrachtet, läßt
sich dem »Retro-Argument« sicher schwer widersprechen,
aber und an der Stelle noch mal Christoph Gurk: »Aber wenn
mich Reject all american" (Bikini Kill) und Call
the doctor" (Sleater Kinney) eines besseren belehrt haben,
dann um die Erkenntnis, daß ein künstlerisches Material,
in diesem Falle Punkrock, nur solange verbraucht ist, wie es einen
stabilen, ritualisierten Kontext mitdiktiert, in dem es sich als
soziales Ereignis konstituiert. Es macht einen gravierenden Unterschied
aus, wenn der vermeintlich gleiche Punkrock, den man überwiegend
durch Männerbands kennengelernt hat, plötzlich mit unterschiedlicher
Zielrichtung von Frauen gespielt wird.« (ebd.)
Die Texte handeln von Themen, die in traditionellen Rocksongs nicht
angesprochen werden. Es ist die Rede von sexuellen Mißbrauch,
von Vätern, die ihre Töchter und Söhne vergewaltigen,
es geht um lesbisches Leben in feindlicher Umwelt, gegen Magersucht
und männliche Medienmacht etc. Die Texte sind oftmals direkt
politisch. Völlig selbstverständlich werden Konzerte nur
für Frauen organisiert. Der obligatorische Vorwurf der Ausgrenzung
ist für Bikini Kill kein Problem. Dann werden halt zwei Shows
veranstaltet: eine nur für Frauen und eine für gemischtes
Publikum. Auch beim Konzert in der BRD wurden die Männer aufgefordert,
sich in den hinteren Teil des Raumes zu begeben, was für einige
Unsicherheit sorgte.
Vor dem Hintergrund, daß rund 80% der us-amerikanischen und
75% der bundesdeutschen Print-Journalisten männlich sind, ist
es erstaunlich, daß diese Bewegung dermaßen unzensiert
in die Medien kommen konnte. Das liegt zum großen Teil daran,
daß sich die beteiligten Frauen einen genauen Überblick
über die Strukturen verschafften. Wenn sie überhaupt Interviews
gaben, dann sprachen sie nur mit Frauen.
In der BRD gibt es nach wie vor keine vergleichbare Bewegung und
es läßt sich eher ein gegenteiliger Effekt verzeichnen.
Konservative/kommerzielle Mädchenzeitschriften von Joy bis
Miss Young sprießen aus dem Boden. Die herausragende Rolle
in der Medienberichterstattung ließ sich der anti- feministische
Spiegel auch diesmal nicht nehmen.
Im Artikel »Emmas unpolitische Töchter«, der 1994
erschien, konnte mensch nachlesen, um was es den Riot-Grrrls wirklich
geht. Bunt gemischt und völlig undifferenziert wurde die Bewegung
auf »ich bin so froh, daß ich ein Mädchen bin«
reduziert. Was interessieren schließlich gleicher Lohn für
gleiche Arbeit, Recht auf Abtreibung etc., wenn es ein gutes Girlie-
Leben gibt. Der Artikel löste eine hysterische Welle der Zustimmung
in fast allen bundesdeutschen Mainstreammedien aus, die einige Jahre
anhielt: von Aspekte, über die Bunte, Rolling Stone, SZ bis
zu den linken und alternativen Blättern wurde ein neues Girlie-Lebensgefühl
verkauft und der Niedergang des Feminismus mal wieder gefeiert.
Bestes Beispiel dafür, wie ungebrochen die männliche
Medienmacht und Phantasie noch immer funktioniert.
Literatur:
Spex H.7 Juli 1990 (Sonderausgabe zu Girlism)
Gurk, Christoph: Alle Formate. In: Spex H.6 Juni 1996, S.78
aus: PAPIERTIGER
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Lea Thompson:
MEDIA-GRRRL VS. RIOT GRRRL
In 1992 and 1993 there was a new buzz-word in the media. Riot grrrl
popped up small at first, but by the middle of 1993 it was in major
magazines such as Glamour and Seventeen. I have been with riot grrrl
since I was a sophomore in high school and have watched the twisted
course the media has taken it through. The first time I heard about
riot grrrl in NewsWeek I was really excited and wanted to get involved.
I then wrote to some grrrls in the Chicago area that I discovered
in the Chicago Tribune. Shortly after this I began to notice the
unfair and inaccurate stories that were being published. Riot grrrls
put up a media block and refused to talk, but shallow, inept articles
still appeared. Around 1994 the flurry had diminished. Today it
is harder to find information about riot grrrl activity or people
who even believe it is still active. The bands and grrrls are still
out there but what happened in the media has really torn the movement
apart. Riot grrrl activity seems to have decreased proportionetly
with the media coverage in the past couple years.
Riot grrrl is a grass-roots movement involving women, often in,
but not limited to, their early teens to middle twenties. The group
first began in Olympia, Washington when grrrls from local bands
got together and began to discuss topics like racism, sexism, punk
music and abuse. They found they had a lot in common and started
meeting on a regular basis. The meetings spread and so did the bands.
A real instrument in the spread of the movement was, and is, zines.
The word comes from magazine. They are independently produced (Xeroxed)
newspapers/flyers. They contain poems, interviews, pictures, journals,
rants and essays. A lot of it is hand-written, pasted together,
copied and then distributed for free. Zines are a communication
system of their own. Some of the more prominent bands from Olympia, "Bikini Kill" and "Bratmobile", moved to DC
where there was already a big punk scene and political action. That
lead to an even greater spread of the movement. The movement hopes
to reach further by getting politically active in women's, minorities
and human rights in the US and the rest of the world. The first
riot grrrl convention was held in July of 1992 and consisted of
bands, poets, workshops and discussions. The workshops were on sexuality,
rape, unlearning racism, fat oppression, domestic violence and self
defense.
The main purpose, as one grrrl says, is "To help each other"
(Johnson 6). We address the fact that our biggest obstacle is ourselves.
Women are often jealous of each other and insecure of themselves.
We want to "STOP the J word jealousy from killing girl LOVE"
(zine). Women dont trust each other and it effects the kind
of friendships we have. Women are set up against each other to be
the prettiest, sexiest, the homecoming queen or the girlfriend of
the quarterback. One of the most asked questions is to why we use
'girl' and 'grrrl' instead of woman. Girl has been used as a derogatory
term towards women to invalidate their power as an individual. Girl
is usually taken to mean, passive, weak, quiet and dependent. By
using the word ourselves we take the sting out of it and render
it useless to those who would use it disrespectfully. Another more
recent interpretation relates to books like Reviving Ophelia. Girl
is our more free selves, it describes who we were before we were
reprogrammed into the beauty myth. By changing the spelling to grrrl
it represents our anger towards inequality and standards of conduct
for women. Women have long been denied their anger because it wasnt
pretty or feminine. Anger is not the only focus, we are not all
militant and mean. As I said before we use the anger to inspire
us to help, believe and support others.
Another often asked question concerns the writing of "bitch",
"slut" and "rape" on parts of our bodies. This
is, in much the same way girl is, to make people face their own
assumptions and prejudices. By labeling ourselves, peoples
judgment is laid out in front of them. All women deserve respect
equally; if someone labels one woman a "slut" she/he makes
it permissible to label other women as well. The magic marker is
a way to beat her/him to it. She/he is forced to evaluate her/his
actions because it makes the actions unavaoidable.
An often found motto in the zines and various publications is:
"No we are not paranoid.
No we are not manhaters.
No we are not worrying too much.
No we are not taking it too seriously."
This addresses one of the most common objections to supporting
the group and the response that were overreacting. The one
the media seems to pick on most is that we are man-haters. This
goes back to early feminism in the 60's and 70's when the same thing
was said about that part of the movement.In an article written by
bratXgirl, she writes that in a magazine riot grrrl was referred
to as a "militant feminist neo-nazi group". This was news
to her! She was stunned when she found out she was a neo-nazi and
replied, "gee, whiz, im not even white."
The NewsWeek article isn't totally erroneous, but now that I have
re-read it, Ive noticed some things wrong. The accompanying
pictures aren't so bad, it's some of the captions that bother me.
The magic marker written on a grrrl's arm is described as "war
paint for the battle of the sexes" (Chideya, Rossi and Hannah
85). The media has always seemed to focus on this battle of the
sexes business. Riot grrrl is not about hating men, it's about getting
rid of the patriarchy that has become so inherent. There are bad
men, but there are many, I hope more, who arent. Just because
the movement is female-focused does not mean it is anti-male. Under
her picture Courtney Love is billed as the movement's "'patron
saint'" (85). One of the glaring differences between the media's
definition of the movement and a riot grrrl's is that when asked
to explain it, riot grrrls often first clarify that they are speaking
as an individual, not for the group as a whole (Klein 7). They make
it clear that everyone has their own opinions and that riot grrrl
is a collective of their shared opinions and a way to help get their
messages across. The media will often pick out specific grrrls like
Courtney Love and Kathleen Hanna as representative of the whole
group.
This article, as well as others, are filled with terms like "sassy"
(hinting to the young womens magazine) and "MTV"
that distract and wrongly associate the movement with standard culture
themes. The grrrl interviewed in the NewsWeek article (Jessica Hopper)
is trivialized at times when described as "young, white, urban
and middle class," as if because she is not a minority or rich
her ideas are not really important (85). She is called contradictory
because she "gush[es] about some incredibleee cute bass
player," and at the same time started a pro-choice group
when she was 12 (85). How is that contradictory? I think the reporter
is trying to invalidate Jessica and ignoring the fact that people
are not one or the other, serious or light-heated, all the time.
Last, the reporter in NewsWeek assumes most of it will "evaporate
when it hits the adult real world," because they are still
at home or in college, "a far cry from what they'll face in
the competitive job market or as they start to form their own families" (86). Riot grrrl has already proven it knows more about the real
world than most adults by facing head-on rape, sexism, child abuse
and refusing to hide or endure these wrongs any more. Riot grrrls
are certainly not anti-family, but to say that they will either
enter the job market or start families is one of the oldest female
stereotypes.
An interview in a feminist magazine deals with the issue of the
negative effects of the medias involvement. Two riot grrrls
(Carly and Evelyn) described how a woman from USA Today came to
one of the conventions and exaggerated the way some of the grrrls
there dealt with a few guys who were heckling them. According to
them, one of the guys had "shouted that punk rock was an excuse
for ugly girls to get on stage" (Johnson 9). These guys were
approached, "People did come up to them and say this
is our day; if you dont have any respect for us, leave; but
otherwise, please be quiet...," but this was not how
the reporter wrote it up (9). The reporter wrote it up as, "raging
girls with pink mohawks came swarming around and screamed him off
and he ran crying" (9). They also comment on the Spin article
in which there was an artsy photo of a woman with riot grrrl written
on her arm. They were disgusted at the idea of a paid model in such
a set up photograph, how there was something inherently passive
about the composition and that it looked like none of the grrrls
they knew. Carly and Evelyn also knew a local reporter who did an
article on riot grrrl and was told she had to re-write it because
it was too friendly towards the movement.
I think the harm the media did was indismissable and pushed many
away from the movement. This is evidenced by the disbanding of the
riot grrrl mailing list and disappearance of many notable zines.
The network is much looser now. This is in response to widly varying
involvement and conflict resulting from the sudden barrage of the
media-made definitions of the movement. It created a very confusing
atmosphere within the group and altered its progress. Many just
getting involved with the group had different impressions of what
the movement was about than those who had been with it for a while.
Instead of accepting new contributors, misconceptions and all, as
peers who can at least help in that they serve to spread the message
of asserting your power as a woman, some root members became distrustful.
They were very disgusted with the media and became clique-ish. They
assumed the new comers only had ideas about riot grrrl from the
media and wanted to take part because it was cool. They were harsh
to outsiders and it stunted them badly. The media picked up on these
attitudes and articles that appeared on how elitist it was, finally
killed the incursion. The Seventeen article was one such instance.
The leader for the articles asks, "Punk rock, explosive politics,
and no boys allowed. Will Riot Grrrl refocus feminism or fry in
its own fury?" (Malkin 80)
Riot grrrls influence and involvement has not completely
dissipated though. The bands are still going and the music is as
strong as ever. How many ads on TV and in print can you think of
that have strong females? There's a lot more now, than there used
to be. One such ad is for a clothing company named Dirt which features
a woman in work pants, coat and ski cap karate-kicking, sledge hammer
in hand, with the title, "EEEYAH! Kung Fu clothing for working
girl." Another example is the new Mountain Dew ad with accomplished
singer/songwriter Lesley Rankine and some bunjee-jumping, sky-surfing,
building-hopping, yawlping women. There is an article in Time that
just came out that examines the "bewitching teen heroines"
that are on TV (Bellafante 82). The shows it reviews are about believable
teens that are true to life in their personalities and "speaking
out, cracking wise and casting spells" (82). It even goes so
far as to have a short blurb about riot grrrl, "a much hyped
and ultimately successful effort by popular female punk bands to
make rock less boycentric" (82). While the movement wasnt
just about the music, it is positive and in a major publication
at the same time. Many zines on the internet have also popped up.
Some of the zines are really good and have the same focus as many
of the original print ones. Home pages written by riot grrrls are
also available. There arent as many as Id like but I
think the number is growing. The internet is such an easy way to
connect and collaborate. There are news groups and chat rooms devoted
to the topic as well. I hope the impression isnt lost and
that the movement will develop further to once again reach out to
the women who can find relevance in it.
Lea Thompson, 1997.
Bibliography:
- Bellafante, Ginia. Time May 5, 1997: 82-84.
- bratXgirl. alien shes homepage Online. World Wide Web. 22
April 1997 Available:
http://www.angelfire.com/nj/alienshe/grrrl.html
- Chideya, Farai, Melissa Rossi and Dogen Hannah. "Revolution
Girl-Style." Newsweek Nov. 23 1992: 84-86
- Johnson, Angela. "Start a Fucking riot." off our backs
May 1993: 6-10
- Klein, Melissa. "Riot Grrrls." off our backs Feb. 1993:
6-12.
Some of the references Im using are from zines, flyers
and pamphlets that are not copywrited and contain no information
on author, date or city. They were meant to be of free use to copy,
distribute and use in any way.
Addendum to Media Grrl vs riot grrrl
So here I am, 5 years since I first became involved. The first
time i heard about riot grrrl was as a sophmore in high school.
My english teacher, a woman who was regarded as a bitch and seemed
to pick on the guy more than the gals, had a copy of the newsweek
article on her corkboard. I don't remember exactly what happened
but she showed it to me thinking I'd have an interest in it after
some discussion we had. It looked really neat so I kept my eyes
peeled. I had no idea how to contact anyone like that. A while later
I noticed an ad in the kids section of the chicago tribune, of all
places, for riot grrrl Chicago. Around the same time there was an
article in the tribune on riot grrrls in general. So i wrote to
them and got a lot of info. I don't think the group lasted long,
but I did recieve one really cool letter from them in which they'd
gotten a hold of a bunch of tribune envelopes that were pre-paid
and sent out their fliers with them. This essay/paper was for an
English class and suposed to be on a "trend" or "fad" but I kind of mutated it into what I have been wanting to write
about riot grrrl and the media exposure it had. So it might seem
a little weird because I was trying to make it fit this assignment
and still contain everything I felt was important about the collective.
I hope my ideas have come across clear enough that you can relate
to, ponder or just understand the effect the media has had on riot
grrrl culture. Let me know what you think or if I'm wrong about
what happened to the chicago group. tankgirl@cerebro.xu.edu I plan
to have all my articles and and fliers up here eventually. -- 03/17/97
Contact: tankgirl@cerebro.xu.edu
Source
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