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Mark Twain:
- Geschichte eines Invaliden
- The Invalid's Story
DIE GESCHICHTE EINES INVALIDEN
Ich sehe aus, als wäre ich sechzig und seit langem unglücklich verheiratet.
Mein Aussehen ist aber nur auf meine miserable Gesundheit und eine
traumatische Erfahrung zurückzuführen, schließlich bin ich Junggeselle
und erst einundvierzig. Ich bin nur noch ein Schatten meiner selbst,
deshalb wird es Ihnen sehr schwer fallen, mir zu glauben, dass ich
vor knapp zwei Jahren ein gesunder und rüstiger Mann war, ein Mann
aus Eisen, ein richtiger Athlet! Das ist die Wahrheit. Noch merkwürdiger
als mein Zustand ist, wie ich meine Gesundheit verlor: Ich verlor
sie beim Aufpassen auf eine Kiste voller Gewehre während einer Zugfahrt
über dreihundert Kilometer in einer Winternacht. Das ist die reine
Wahrheit und ich werde es Ihnen erzählen.
Ich lebe in Cleveland, Ohio. In einer Winternacht vor zwei Jahren
erreichte ich mein Heim gerade nach Eintritt der Dunkelheit. Es
tobte einen wilden Schneesturm an diesem Abend. Als ich das Haus
betrat, hörte ich als Erstes, dass mein Klassenkamerad und teuerster
Freund aus Kindertagen, John B. Hackett, am Tag davor gestorben
war. Sein letzter Wunsch war gewesen, dass ich seine sterblichen
Überreste zu seinen armen alten Eltern nach Wisconsin bringen sollte.
Ich war tief getroffen und auch sehr betrübt, aber es galt, keine
Zeit zu verlieren; es sollte gleich losgehen. Ich schrieb also eine
Karte mit der Beschriftung »Herrn Diakon Levi Hackett, Bethlehem,
Wisconsin« und hastete durch den pfeifenden Schneesturm zum Bahnhof.
Dort angekommen, fand ich eine Kiste aus Kiefer, wie sie mir beschrieben
worden war. Ich befestigte meine Karte mit einigen Reißzwecken,
überwachte das Einladen in den Waggon für Expressgut und rannte
in das Bahnhofslokal, um mir noch schnell ein Sandwich und einige
Zigarren zu besorgen. Als ich zurückkam, stand mein Sarg wieder
am alten Platz! Ein junger Kerl untersuchte ihn gerade, mit einer
Karte, einigen Reißzwecken und einem Hammer in der Hand! Ich stand
vor einem Rätsel. Er begann, seine Karte zu befestigen. Ich wollte
hinaus zum Expresswaggon, dort würde ich eine Erklärung verlangen.
Der Sarg war auf seinem Platz, niemand hatte ihn auch nur angerührt.
[In Wirklichkeit war ohne mein Wissen eine Verwechslung geschehen.
Ich fuhr ab mit einer Kiste Gewehre, die der Junge eigentlich nach
Peoria in Illinois schicken sollte. Er hatte dafür meine Leiche!]
Gerade zu dieser Zeit rief der Lokführer: »Alles einsteigen!« und
ich sprang zu den Expressgütern, wo ich mich komfortabel auf einem
Stapel Eimer niederlassen konnte. Ein Bahnbeamter tat im Waggon
seine Arbeit, ein einfacher Mann von fünfzig Jahren. Er hatte ein
offenes, ehrliches und gutmütiges Gesicht und sah aus, als könnte
er ohne viel Federlesen ordentlich zupacken. Während der Zug langsam
anrollte, sprang ein verspäteter Expresskunde zu uns herein und
stellte sein Paket auf meinem Sarg ab [auf meiner Kiste mit Gewehren].
Dann sprang er rechtzeitig wieder ab. Mittlerweile weiß ich, dass
in dem Paket sehr reifer und sehr kräftiger Limburger Käse war.
Damals hatte ich noch nie von diesem Produkt gehört. Die speziellen
Eigeschaften dieses Käses waren mir unbekannt. Wir fuhren also durch
die tosende Nacht, der bitterkalte Schneesturm tobte weiter, eine
nie gekannte Trostlosigkeit stahl sich in mein Gemüt, mein Herz
sank und sank und sank! Der alte Bahnbeamte murmelte etwas über
den Sturm und das arktische Wetter. Er zog die Schiebetüren zu,
legte die Riegel vor und machte sein Fenster dicht. Dann ging er
geschäftig herum, hier und da und dort, stellte Pakete aufeinander
oder zurrte sie richtig fest. Die ganze Zeit summte er zufrieden
»Sweet by and by« vor sich hin. Zu dieser Zeit begann ich, einen
bösartigen, durchdringenden Geruch wahrzunehmen, der sich in die
frostige Luft hineinstahl. Das bedrückte mein Gemüt noch mehr, weil
ich den Geruch natürlich meinem toten Freund zuschrieb. Es machte
mich unendlich traurig, wie er sich mit dieser stillen pathetischen
Geste wieder in Erinnerung rief; es war schwer, die Tränen zurück
zu halten. Außerdem kümmerte es mich wegen des alten Bahnbeamten.
Ich fürchtete, er könnte es bemerken. Wie auch immer, er summte
weiter vor sich hin und zeigte keine Anzeichen einer Beunruhigung.
Dafür war ich sehr dankbar. Dankbar, aber immer noch unruhig. Meine
Unruhe wurde zu einem sich steigernden Unwohlsein, mit jeder neuen
Minute verdichtete sich der Geruch mehr zu einer fast greifbaren
Substanz. Es war kaum auszuhalten. Währenddessen hatte der Bahnbeamte
alles zu seiner Zufriedenheit verstaut, er nahm Holz von einem Stapel
und zündete ein enormes Feuer in seinem Ofen an.
Das bekümmerte mich mehr, als ich sagen konnte. Ich fühlte deutlich, dass es
ein Fehler war. Ich war sicher, es würde einen tragischen Effekt auf meinen
verstorbenen Freund haben. Thompson -der Name des Bahnbeamten, wie ich im
Laufe der Nacht herausfand- ging nun suchend durch den Waggon und warf alle
herumliegenden Bretter in den Ofen. Er sagte, dass es egal sei, was draußen
los sei, er wolle es uns schon gemütlich machen. Ich sagte nichts, aber ich
glaubte fest, dass er dabei war, einen großen Fehler zu machen. Er summte
wieder vor sich hin, wie er es vorher getan hatte. In der Zwischenzeit
heizte der Ofen den Waggon kräftig auf, dieweil ich den Eindruck hatte, dass
der Waggon immer enger wurde. Ich fühlte, wie mir die Farbe aus dem Gesicht
wich, aber ich litt still und schwieg.
Bald bemerkte ich, dass das »Sweet by and by« langsam erstarb. Es herrschte
unheimliche Stille. Nach ein paar Sekunden sagte Thompson:
»Uh, das war wohl kein Weihrauch, was ich da in diesen Ofen gesteckt habe!«
Er atmete ein-, zweimal scharf ein, dann bewegte er sich zum Sarg [zur
Gewehrkiste] und stand einen Moment über der Limburger-Ecke. Dann kam er
zurück zu mir und setzte sich neben mich, dabei sah er sehr beeindruckt aus.
Nach einer nachdenklichen Pause wies er auf die Kiste mit einer Geste:
»Freund von Ihnen?«
»Ja,« sagte ich mit einem Seufzer.
»Er ist sehr reif, oder?«
Für einige Minuten wurde nichts weiter gesagt, jeder war mit seinen eigenen
Gedanken beschäftigt; dann sagte Thompson mit tiefer, ehrfurchtsvoller
Stimme:
»Manchmal ist es nicht gewiss, ob sie wirklich gegangen sind- sehen aus, als
wären sie gegangen, wissen Sie - und doch, Körper warm, Gelenke geschmeidig
- man weiß es nie. Ich hatte schon Fälle, hier in meinem Waggon. Es ist
unheimlich, weil man nicht vorher weiß, ob sie nicht in der nächsten Minute
hochkommen und einen anstarren!« Dann nach einer Pause hob er den Ellbogen
etwas zur Kiste hin: »Aber er, er ist bestimmt nicht in Trance! Nein, mein
Herr, das kann ich beschwören!«
Wir saßen einige Zeit in meditativer Stille, horchten auf den Wind und das
Geräusch des Zuges; dann sagte Thompson mit viel Gefühl:
»Ja, so ist das, wir müssen alle gehen, keiner kommt davon. Menschen, die
von Frauen geboren werden, haben nur wenige Tage und wenig dazwischen, wie
schon Skripturius sagt. Ja, man kann es sehen, wie man will, es ist
schrecklich einsam und merkwürdig: dass niemand drum herum kommt; alle
müssen gehen - einfach jeder, wie man sagen könnte. An einem Tag bist du
rüstig und stark« - bei diesen Worten stand er auf, schlug eine
Fensterscheibe seines Waggons ein, streckte seine Nase etwas hinaus und
setzte sich wieder hin, während ich mich aufkämpfte und meine Nase ebenfalls
an die frische Luft hielt; so verfuhren wir für die nächste Zeit - »und am
folgenden Tag wird der Mensch geschnitten wie das Gras. Die Plätze, die ihn
kannten, kennen ihn dann nie mehr, wie Skripturius sagt. In der Tat, es ist
sehr einsam und merkwürdig; aber wir müssen alle gehen, zu einer Zeit oder
zu einer anderen Zeit; niemand kommt davon.«
Es gab eine weitere lange Pause, dann:
»Woran ist er gestorben?«
Ich sagte, dass ich es nicht wisse.
»Wie lange ist er schon tot?«
Es schien mir verständig, die Fakten den Wahrscheinlichkeiten anzupassen:
»Zwei oder drei Tage.«
Aber es war nicht gut genug; Thompson reagierte mit einem verletzten Blick,
der klar sagte: »Zwei oder drei Jahre, meiner Meinung nach.« Er beschloss,
meine Auskunft ganz zu ignorieren und begann, seine Ansichten zu dem Thema
erschöpfend darzulegen. Es sei eine Torheit, eine Beerdigung so weit hinaus
zu schieben. Er schaffte es bis zur Kiste, stand dort einen kurzen Moment
und kam mit scharfem Schritt wieder zurück. Er besuchte das zerbrochene
Fenster und bemerkte dabei:
»Es wäre sehr viel besser gewesen, wenn man schon im letzten Sommer mit ihm
angefangen hätte.«
Thompson setzte sich hin und verbarg das Gesicht in seinem roten Seidentuch.
Er begann, sich sachte hin und her zu wiegen wie jemand, der versucht, das
Unerträgliche zu ertragen. Um diese Zeit war der Duft -wenn man es Duft
nennen kann- fast erstickend, so erstickend wie ein Duft nur sein kann.
Thompsons Gesicht wurde grau. Meines hatte schon lange keine Farbe mehr.
Immer wieder musste er seine Stirn mit der linken Hand stützen, während er
mit seinem Taschentuch in der rechten Hand zur Kiste hinwedelte. Er sagte:
»Ich habe schon viele von ihnen hier im Waggon gehabt, einige auch schon
einiges über die Zeit; aber er, er schlägt sie alle und mit Leichtigkeit.
Alle hatten sie den reinsten Blumenduft, Captain, verglichen mit ihm hier.«
Dieses Anerkenntnis meines armen Freundes befriedigte mich trotz der
traurigen Begleitumstände, weil es so sehr nach einem Kompliment klang.
Sehr bald war klar, dass etwas getan werden musste. Ich schlug Zigarren vor.
Thompson dachte, es sei eine gute Idee. Er sagte:
»Bestimmt wird es ihn etwas verändern.«
Wir pafften frohen Herzens einige Züge und versuchten uns vorzustellen, dass
es die Dinge verbessere. Aber es hatte keinen Sinn. Bald ließen wir ohne
Absprache die Zigarren aus den zitternden Fingern fallen. Thompson sagte mit
einem Seufzer:
»Nein, Captain, es ändert ihn nicht für einen Cent. Tatsache ist, dass es
ihn schlimmer macht, es scheint seinen Ehrgeiz anzustacheln. Was sollen wir
Ihrer Meinung nach jetzt tun?«
Ich war nicht in der Lage, irgend etwas vorzuschlagen; tatsächlich war ich
die ganze Zeit beschäftigt, mühsam zu schlucken. Ich traute mir nicht genug,
um selbst zu sprechen. Thompson begann, unzusammenhängend vor sich hin zu
murmeln, es ging um die trostlosen Erfahrung dieser Nacht. Er fing an,
meinen armen Freund mit verschiedenen Titeln zu bedenken - einige
militärisch, einige zivil. So wie die Effektivität meines armen Freundes
wuchs, wurde er auch von Thompson befördert; er gab ihm immer höhere Titel.
Endlich meinte er:
»Ich habe eine Idee. Nehmen wir mal an, wir schaffen es, den Colonel ein
wenig zum anderen Ende des Waggons zu schieben? Drei Meter, würde ich sagen.
Dann hätte er nicht so viel Einfluss, verstehen Sie?«
Ich war einverstanden. Wir holten tief Luft am zerbrochenen Fenster, es
musste ausreichen, bis der Sarg verschoben war. Dann gingen wir in Position.
Wir beugten uns über den tödlichen Käse und nahmen die Kiste fest in die
Hände. Thompson nickte »Alles fertig« und wir warfen uns vorwärts mit aller
Kraft. Aber Thompson rutschte aus, er landete mit seiner Nase auf dem Käse
und war gezwungen, auszuatmen. Er würgte und keuchte. Er raffte sich hoch
und taumelte in Richtung Tür. Dabei fuhr er mit den Armen durch die Luft:
»Halt mich nicht auf! - Aus dem Weg! Ich sterbe, weg da!« Draussen auf der
kalten Plattform hockte ich mich hin und hielt seinen Kopf für eine Weile.
Er kam wieder zu sich. Schließlich fragte er:
»Ob wir den General wohl bewegt haben?«
Ich verneinte, er stand noch dort, wo er gestanden hatte.
»Ja dann, die Idee können wir wohl vergessen. Wir müssen uns etwas anderes
ausdenken. Er fühlt sich wohl, wo er ist, denke ich. Und wenn das so ist und
er sich in den Kopf gesetzt hat, dass er nicht gestört werden will, dann
können Sie drauf wetten, dass er sich in der Geschichte durchsetzen wird.
Ja, wir lassen ihn besser, wo er ist, solange er das so haben will; er hält
alle Trümpfe in der Hand. Man muss es einsehen: jeder, der ihm am Zeug
flicken will, wird auf der Strecke bleiben.«
Aber wir konnten nicht draußen in diesem verrückten Sturm bleiben, wir wären
erfroren. Wir mussten wieder hinein gehen und die Tür schließen. Wir litten
wieder und wechselten uns am Fenster ab. Die Zeit verging. Auf einem Bahnhof
hielten wir für einen Moment und Thompson verschwand kurz. Als der Zug
wieder abfahren sollte, sprang er froh herein und rief:
»Jetzt kommt alles in Ordnung! Diesmal kriegen wir den Commodore. Ich denke,
ich habe hier das Zeug, das ihm gewachsen ist.«
Es war ein starkes Desinfektionsmittel, er hatte eine ganze Transportflasche
voll. Er spritzte damit überall herum, tatsächlich ertränkte er alles darin;
Gewehrkasten, Käse, einfach alles. Dann setzten wir uns hin und fühlten
wieder Hoffnung. Aber sie hielt nicht lange vor. Die zwei Düfte begannen
sich zu mischen, wie Sie sich bestimmt denken können. Und wir befanden uns
sehr schnell auf dem Weg zur Tür. Dort wischte sich Thompson den Schweiß vom
Gesicht und sagte ganz niedergeschlagen:
»Es hat keinen Zweck. Wir können nicht gegen ihn gewinnen. Egal was wir
einsetzen, um ihn zu überdecken, er benutzt es und gibt ihm sein eigenes
Aroma und wirft es zurück. Captain, falls Sie es noch nicht bemerkt haben,
dort drin ist es jetzt hundert Mal schlimmer als zu der Zeit, als er anfing.
Ich habe noch nie einen von ihnen gesehen, der so an seiner Aufgabe
gewachsen ist und so viel verdammtes Interesse daran hatte. Nein, mein Herr,
so einen habe ich noch nicht gesehen, während der ganzen Zeit, die ich schon
dabei bin. Und ich habe viele gesehen, Sie können mir glauben.«
Weil wir ganz steif gefroren waren, mussten wir wieder hinein gehen. Aber
wir konnten es jetzt dort drin nicht mehr aushalten. So ging es rhythmisch
hin und her; wir wurden steif, tauten auf, flüchteten, froren ein, immer
schön im Wechsel. Nach einer Stunde hielten wir kurz an einem weiteren
Bahnhof. Als wir losfuhren, kam Thompson mit einem Sack und meinte:
»Captain, ich werde ihm noch einmal eine Chance geben, nur dieses eine Mal
noch. Wenn wir ihn diesmal nicht packen, müssen wir die Flinte ins Korn
werfen und uns von ihm fernhalten. So stelle ich es mir vor.« Er hatte eine
Ladung Hühnerfedern, getrocknete Äpfel, Rolltabak, Lumpen, alte Schuhe,
Schwefel und allerhand anderes Zeug. Das schüttete er auf einem Eisenblech
in der Mitte des Waggons zu einem Haufen auf und steckte es an. Als es
richtig brannte, konnte ich nicht verstehen, wie selbst die Leiche es noch
aushielt. Alles vorher war Rosenduft im Vergleich zu diesem Gestank gewesen.
Aber, Sie werden es nicht glauben, der ursprüngliche Geruch stach sehr
eindrücklich aus dem neuen Geruch hervor. Tatsächlich schien ihm der neue
Geruch einen besseren Halt zu geben, wie tief und gehaltvoll er auf einmal
war! Ich stellte diese Betrachtungen nicht drinnen an, nein, dazu war keine
Zeit, ich machte sie draußen auf der Plattform. Auf dem Weg nach draußen
bekam Thompson keine Luft mehr und fiel hin. Bevor ich ihn am Kragen
herausziehen konnte, war ich selbst beinahe so weit, dass ich liegen
geblieben wäre. Sobald wir wieder zu uns kamen, fand sich Thompson zu den
Worten bereit:
»Wir müssen hier draußen bleiben, Captain. Wir müssen einfach. Es gibt
keinen anderen Weg. Der Gouverneur möchte alleine reisen und er weiß uns zu
überstimmen.«
Dann meinte er noch:
»Falls Sie es noch nicht wissen, wir sind angesteckt worden. Es wird unsere
letzte Fahrt werden, da können Sie sich schon mal dran gewöhnen. Typhus
werden wir hiervon kriegen, ganz bestimmt. Ich fühle, wie ich es kriege,
gerade jetzt. Ja mein Herr, wir wurden ausgewählt, genauso sicher wie die
Nase im Gesicht.«
Nach einer Stunde wurden wir auf dem nächsten Bahnhof von der
Plattform geholt, wir waren erfroren und wie im Koma. Ich fiel sofort
in ein starkes Fieber und kam für drei Wochen nicht mehr zu mir.
Dann erfuhr ich, dass ich diese schreckliche Nacht mit einer harmlosen
Kiste Gewehre und einem Haufen unschuldigen Käse verbracht hatte.
Aber die Nachricht kam zu spät, um mich zu retten: Die Einbildung
hatte ihr Werk verrichtet, meine Gesundheit war für immer ruiniert.
Weder Bermuda noch irgend ein anderes Land konnte sie mir zurückbringen.
Dies ist meine letzte Reise. Ich bin auf dem Weg nach Hause, um
dort zu sterben.
(Übersetzung: Ralf Bier)
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Mark Twain:
THE INVALID'S STORY
I seem sixty and married, but these effects are due to my condition
and sufferings, for I am a bachelor, and only forty-one. It will
be hard for you to believe that I, who am now but a shadow, was
a hale, hearty man two short years ago, -- a man of iron, a very
athlete! -- yet such is the simple truth. But stranger still than
this fact is the way in which I lost my health. I lost it through
helping to take care of a box of guns on a two-hundred-mile railway
journey one winter's night. It is the actual truth, and I will tell
you about it.
I belong in Cleveland, Ohio. One winter's night, two
years ago, I reached home just after dark, in a driving snow-storm,
and the first thing I heard when I entered the house was that my
dearest boyhood friend and schoolmate, John B. Hackett, had died
the day before, and that his last utterance had been a desire that
I would take his remains home to his poor old father and mother
in Wisconsin. I was greatly shocked and grieved, but there was no
time to waste in emotions; I must start at once. I took the card,
marked "Deacon Levi Hackett, Bethlehem, Wisconsin," and hurried
off through the whistling storm to the railway station. Arrived
there I found the long white-pine box which had been described to
me; I fastened the card to it with some tacks, saw it put safely
aboard the express car, and then ran into the eating-room to provide
myself with a sandwich and some cigars. When I returned, presently,
there was my coffin-box back again, apparently, and a young
fellow examining around it, with a card in his hand, and some tacks
and a hammer! I was astonished and puzzled. He began to nail on
his card, and I rushed out to the express car, in a good deal of
a state of mind, to ask for an explanation. But no -- there was
my box, all right, in the express car; it hadn't been disturbed.
[The fact is that without my suspecting it a prodigious mistake
had been made. I was carrying off a box of guns which that
young fellow had come to the station to ship to a rifle company
in Peoria, Illinois, and he had got my corpse!]
Just then the conductor sung out "All aboard," and I jumped into
the express car and got a comfortable seat on a bale of buckets.
The expressman was there, hard at work, -- a plain man of fifty,
with a simple, honest, good-natured face, and a breezy, practical
heartiness in his general style. As the train moved off a stranger
skipped into the car and set a package of peculiarly mature and
capable Limburger cheese on one end of my coffin-box -- I mean my
box of guns. That is to say, I know now that it was Limburger
cheese, but at that time I never had heard of the article in my
life, and of course was wholly ignorant of its character. Well,
we sped through the wild night, the bitter storm raged on, a cheerless
misery stole over me, my heart went down, down, down! The old expressman
made a brisk remark or two about the tempest and the arctic weather,
slammed his sliding doors to, and bolted them, closed his window
down tight, and then went bustling around, here and there and yonder,
setting things to rights, and all the time contentedly humming "Sweet
By and By," in a low tone, and flatting a good deal. Presently I
began to detect a most evil and searching odor stealing about on
the frozen air. This depressed my spirits still more, because of
course I attributed it to my poor departed friend. There was something
infinitely saddening about his calling himself to my remembrance
in this dumb pathetic way, so it was hard to keep the tears back.
Moreover, it distressed me on account of the old expressman, who,
I was afraid, might notice it. However, he went humming tranquilly
on, and gave no sign; and for this I was grateful. Grateful, yes,
but still uneasy; and soon I began to feel more and more uneasy
every minute, for every minute that went by that odor thickened
up the more, and got to be more and more gamey and hard to stand.
Presently, having got things arranged to his satisfaction, the expressman
got some wood and made up a tremendous fire in his stove. This distressed
me more than I can tell, for I could not but feel that it was a
mistake. I was sure that the effect would be deleterious upon my
poor departed friend. Thompson -- the expressman's name was Thompson,
as I found out in the course of the night -- now went poking around
his car, stopping up whatever stray cracks he could find, remarking
that it didn't make any difference what kind of a night it was outside,
he calculated to make us comfortable, anyway. I said nothing, but
I believed he was not choosing the right way. Meantime he was humming
to himself just as before; and meantime, too, the stove was getting
hotter and hotter, and the place closer and closer. I felt myself
growing pale and qualmish, but grieved in silence and said nothing.
Soon I noticed that the "Sweet By and By" was gradually fading out;
next it ceased altogether, and there was an ominous stillness. After
a few moments Thompson said,--
"Pfew! I reckon it ain't no cinnamon 't I've loaded up thish-yer stove with!"
He gasped once or twice, then moved toward the cof -- gun-box, stood over that
Limburger cheese part of a moment, then came back and sat down near me, looking
a good deal impressed. After a contemplative pause, he said, indicating the box with
a gesture,--
"Friend of yourn?"
"Yes," I said with a sigh.
"He's pretty ripe, ain't he!"
Nothing further was said for perhaps a couple of minutes, each being busy with his
own thoughts; then Thompson said, in a low, awed voice,--
"Sometimes it's uncertain whether they're really gone or not, -- seem gone, you
know -- body warm, joints limber -- and so, although you think they're gone, you
don't really know. I've had cases in my car. It's perfectly awful, becuz you don't
know what minute they'll rise up and look at you!" Then, after a pause, and slightly
lifting his elbow toward the box, -- "But he ain't in no trance! No, sir, I go bail for
him!"
We sat some time, in meditative silence, listening to the wind and the roar of the
train; then Thompson said, with a good deal of feeling,--
"Well-a-well, we've all got to go, they ain't no getting around it. Man that is born of
woman is of few days and far between, as Scriptur' says. Yes, you look at it any
way you want to, it's awful solemn and cur'us: they ain't nobody can get around it;
all's got to go -- just everybody, as you may say. One day you're hearty and
strong"--here he scrambled to his feet and broke a pane and stretched his nose out at
it a moment or two, then sat down again while I struggled up and thrust my nose out
at the same place, and this we kept on doing every now and then -- "and next day
he's cut down like the grass, and the places which knowed him then knows him no
more forever, as Scriptur' says. Yes'ndeedy, it's awful solemn and cur'us; but we've
all got to go, one time or another; they ain't no getting around it."
There was another long pause; then, --
"What did he die of?"
I said I didn't know.
"How long has he ben dead?"
It seemed judicious to enlarge the facts to fit the probabilities; so I said,--
"Two or three days."
But it did no good; for Thompson received it with an injured look which plainly
said, "Two or three years, you mean." Then he went right along, placidly ignoring
my statement, and gave his views at considerable length upon the unwisdom of
putting off burials too long. Then he lounged off toward the box, stood a moment,
then came back on a sharp trot and visited the broken pane, observing,--
"'Twould 'a' ben a dum sight better, all around, if they'd started him along last
summer."
Thompson sat down and buried his face in his red silk handkerchief, and began to
slowly sway and rock his body like one who is doing his best to endure the almost
unendurable. By this time the fragrance -- if you may call it fragrance -- was just
about suffocating, as near as you can come at it. Thompson's face was turning gray;
I knew mine hadn't any color left in it. By and by Thompson rested his forehead in
his left hand, with his elbow on his knee, and sort of waved his red handkerchief
towards the box with his other hand, and said,--
"I've carried a many a one of 'em, -- some of 'em considerable overdue, too, -- but,
lordy, he just lays over 'em all! -- and does it easy. Cap., they was heliotrope to
him!"
This recognition of my poor friend gratified me, in spite of the sad circumstances,
because it had so much the sound of a compliment.
Pretty soon it was plain that something had got to be done. I suggested cigars. Thompson thought it was a good idea. He said,--
"Likely it'll modify him some."
We puffed gingerly along for a while, and tried hard to imagine that things were improved. But it wasn't any use. Before very long, and without any consultation, both
cigars were quietly dropped from our nerveless fingers at the same moment.
Thompson said, with a sigh,--
"No, Cap., it don't modify him worth a cent. Fact is, it makes him worse, becuz it
appears to stir up his ambition. What do you reckon we better do, now?"
I was not able to suggest anything; indeed, I had to be swallowing and swallowing,
all the time, and did not like to trust myself to speak. Thompson fell to maundering,
in a desultory and low-spirited way, about the miserable experiences of this night;
and he got to referring to my poor friend by various titles, -- sometimes military
ones, sometimes civil ones; and I noticed that as fast as my poor friend's
effectiveness grew, Thompson promoted him accordingly, -- gave him a bigger title.
Finally he said,--
"I've got an idea. Suppos'n we buckle down to it and give the Colonel a bit of a
shove towards t'other end of the car? -- about ten foot, say. He wouldn't have so
much influence, then, don't you reckon?"
I said it was a good scheme. So we took in a good fresh breath at the broken pane,
calculating to hold it till we got through; then we went there and bent over that
deadly cheese and took a grip on the box. Thompson nodded "All ready," and then
we threw ourselves forward with all our might; but Thompson slipped, and slumped
down with his nose on the cheese, and his breath got loose. He gagged and gasped,
and floundered up and made a break for the door, pawing the air and saying,
hoarsely, "Don't hender me! -- gimme the road! I'm a-dying; gimme the road!" Out
on the cold platform I sat down and held his head a while, and he revived. Presently
he said,--
"Do you reckon we started the Gen'rul any?"
I said no; we hadn't budged him.
"Well, then, that idea's up the flume. We got to think up something else. He's suited
wher' he is, I reckon; and if that's the way he feels about it, and has made up his
mind that he don't wish to be disturbed, you bet he's a-going to have his own way in
the business. Yes, better leave him right wher' he is, long as he wants it so; becuz he
holds all the trumps, don't you know, and so it stands to reason that the man that
lays out to alter his plans for him is going to get left."
But we couldn't stay out there in that mad storm; we should have frozen to death. So
we went in again and shut the door, and began to suffer once more and take turns at
the break in the window. By and by, as we were starting away from a station where
we had stopped a moment Thompson pranced in cheerily, and exclaimed, --
"We're all right, now! I reckon we've got the Commodore this time. I judge I've got
the stuff here that'll take the tuck out of him."
It was carbolic acid. He had a carboy of it. He sprinkled it all around everywhere; in
fact he drenched everything with it, rifle-box, cheese and all. Then we sat down,
feeling pretty hopeful. But it wasn't for long. You see the two perfumes began to
mix, and then -- well, pretty soon we made a break for the door; and out there
Thompson swabbed his face with his bandanna and said in a kind of disheartened
way,--
"It ain't no use. We can't buck agin him. He just utilizes everything we put up to
modify him with, and gives it his own flavor and plays it back on us. Why, Cap.,
don't you know, it's as much as a hundred times worse in there now than it was
when he first got a-going. I never did see one of 'em warm up to his work so, and
take such a dumnation interest in it. No, sir, I never did, as long as I've ben on the
road; and I've carried a many a one of 'em, as I was telling you."
We went in again, after we were frozen pretty stiff; but my, we couldn't stay in,
now. So we just waltzed back and forth, freezing, and thawing, and stifling, by
turns. In about an hour we stopped at another station; and as we left it Thompson
came in with a bag, and said,--
"Cap., I'm a-going to chance him once more, -- just this once; and if we don't fetch
him this time, the thing for us to do, is to just throw up the sponge and withdraw
from the canvass. That's the way I put it up."
He had brought a lot of chicken feathers, and dried apples, and leaf tobacco, and
rags, and old shoes, and sulphur, and assafoetida, and one thing or another; and he
piled them on a breadth of sheet iron in the middle of the floor, and set fire to them.
When they got well started, I couldn't see, myself, how even the corpse could stand
it. All that went before was just simply poetry to that smell, -- but mind you, the
original smell stood up out of it just as sublime as ever, -- fact is, these other smells
just seemed to give it a better hold; and my, how rich it was! I didn't make these
reflections there -- there wasn't time -- made them on the platform. And breaking for
the platform, Thompson got suffocated and fell; and before I got him dragged out,
which I did by the collar, I was mighty near gone myself. When we revived,
Thompson said dejectedly,--
"We got to stay out here, Cap. We got to do it. They ain't no other way. The
Governor wants to travel alone, and he's fixed so he can outvote us."
And presently he added,--
"And don't you know, we're pisoned. It's our last trip, you can make up your mind to
it. Typhoid fever is what's going to come of this. I feel it a-coming right now. Yes,
sir, we're elected, just as sure as you're born."
We were taken from the platform an hour later, frozen and insensible, at the next
station, and I went straight off into a virulent fever, and never knew anything again
for three weeks. I found out, then, that I had spent that awful night with a harmless
box of rifles and a lot of innocent cheese; but the news was too late to save me;
imagination had done its work, and my health was permanently shattered; neither
Bermuda nor any other land can ever bring it back to me. This is my last trip; I am
on my way home to die.
Mark Twain (1835-1910):
Tom Sawyer and the Fence
Tom Sawyer and the Church
Ein heimatloser Gedanke
Geschichte eines Invaliden
The Mysterious Stranger
The Invalid's Story
The Mysterious Stranger (complete)
Mark Twain - Works Online
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