Sterneck.Net



STERNECK.NET

Cybertribe-Archiv

Utopia  |  Politik  |  Ökologie  |  Gender  |  Sex  |  Cyber
Ritual  |  Drogen  |  Musik  |  Literatur  |  Vision  |  Projekte  |  English

Claus Sterneck / Claus in Iceland
Claus in Iceland  |  Pictures+Sounds  |  Ausstellungen  |  Musik  |  Facebook  |  News  |  English

Wolfgang Sterneck
Artikel+Texte  |  Foto-Reportagen  |  Bücher  |  Workshops  |  Musik  |  Facebook  |  News  |  English

Archiv Sterneck.net
www.sterneck.net contact@sterneck.net

Rainer Maria Rilke:
SIE WAR
- Sphinx
- Sie war


SPHINX

Sie fanden sie, den Schädel halb zerschlagen,
in starrer Hand das heiße Rohr von Stahl.
Die Menge gaffte. - Bis der Rettungswagen
Sie brachte in das gelbe Stadtspital.

Nur einmal hat das Aug sie aufgeschlagen ...
Kein Brief, kein Name, nur ein Kleid, ein Schal;
dann kam der Arzt mit seinen leisen Fragen
und dann der Priester. - Sie blieb stumm und fahl.

Doch spät bei Nacht, da wollt sie etwas sagen,
gestehn... Doch niemand hörte sie im Saal.
Ein Röcheln. - Dann ward sie herausgetragen,
sie und ihr Schmerz. - Und draußen steht kein Mal.

- 1885 -


SIE WAR

Ein unerwünschtes Kind, verstoßen
auch aus der Mutter Nachtgebet,
und ewig fern von jenem Großen,
das gebend durch die Zeiten geht.

Sie wünschte wenig - und nur selten
kam wie ein Weinen über sie
nach einem Land mit Purpurzelten,
nach einer fremden Melodie,

nach weißen Wegen, die nicht stauben -
dann bog sie Rosen sich ins Haar,
und konnte doch nie Liebe glauben,
auch wenn es tief im Frühling war.

- 1897 -



Rainer Maria Rilke (1875-1926):
Tausend Stäbe
Sie war
Unser Besitz ist Verlust
Rosenerben
Träume nach dir schrein
Ein jeder Engel ist schrecklich
Aus einer Sturmnacht
Mondnacht
Gesichter
Rainer Maria Rilke - Die Gedichte
Rainer Maria Rilke - Werke Online
Internationale Rilke-Gesellschaft


Zurück zur Übersicht